Zitat von elchbine im Beitrag #14Aber es wird eben auch immer an die "Vernunft" der Freigängerkatzenbesitzer appeliert, ihre Katzen kastrieren zu lassen. Wenn ich mir aber vorstelle, dass ich sechs Hofkatzen hätte und weit über 2000 € für die Kastration zahlen soll und damit rechnen muss, dass die Katzen vier Wochen später vielleicht nicht mehr nach Hause kommen, weil sie sich entweder ein anderes Zuhause gesucht haben (es gibt ja immer noch die Leute, die nicht nach dem Chip schauen, sondern die "arme" Katze adoptieren) oder vor einem Auto ihr Leben lassen mussten, dann wüsste ich die 2000 € definitiv besser einzusetzen.
Meine Katze wird nun von einem Tierarzt kastriert werden, der bei einem Programm zur Kastration von Hofkatzen mitmacht und dann eben nur 120 € für die OP verlangt.
DAS ist dann ja gut, dass es auch solche Programme gibt. Wobei ich zwar Deinen Standpunkt verstehen kann - aber Frage halt immer bleibt (abseits von solchen Programmen), warum in so einem Fall der inplizierte Wunsch zu sein scheint, dass der TA dann die Katzenkastration zum Teil finanziert. Die Kosten für ihn bleiben aber dieselben, ob es nun eine Hofkatze ist oder eine "Hauskatze".
Deswegen befürworte ich solche Progamme grundsätzlich auch. Wir haben in meiner alten Praxis auch an solchen Programmen teilgenommen. Ich fand nur sehr unpassend, dass es immer welche gab, die einfach nur keinen Bock hatten, die damals noch wirklich günstige OP, zu bezahlen, und dann immer NACH der OP anfingen, zu erklären, dass sie ja nur den kleinen Anteil zahlen müssten, weil es da ja Programme gab (die waren für Streunerkatzen UND ALG II Empfänger, was für mich total ok war), die das vergünstigen. Nachweis über ALG II war dann meist nicht vorhanden, dafür dann wildes Gezeter, dass sie (ohne es VOR der OP angesprochen zu haben) die OP als teilfinanziert betrachtet haben..... (meist kamen die mit teuren Autos vorgefahren, hatten immer frisch gemachte Fingernägel, teuerste Klamotten und Co - wollten die OP aber bitte nicht voll zahlen, weil sie echt kein Geld haben...)
Dori, die Frage wäre, wenn der Hund nicht untersucht werden kann, wie bekommt man dann die Hausapotheke zusammen? Der TA wählt den (nicht gänzlich korrekten) Weg, die Untersuchung einfach zu "unterstellen", um nicht in Schwulitäten mit dem TAMG zu geraten. Denn der TA darf leider Schmerzmittel (oder überhaupt jegliche Medikamente) ausschließlich an Tiere abgeben, die er selber betreut UND UNTERSUCHT hat. Wie man sowas löst, ist meist dem Einzelfall geschuldet. Unsere Berner Hündin damals (die vom Hof, die aggressive) wurde durch die Besitzerin sediert, weil man der nicht mal ein Halsband ummachen konnte, geschweige denn, sie ins Auto bekommen, wenn sie wach war. So kam sie in die Praxis und wurde geröntgt, und zumindest in Sedation einmal untersucht. Ergebnis war damals übrigens, dass tatsächlich der Verdacht bestand, dass dieser vollkommen überzüchtete Hund tatsächlich einfach keine Kreuzbänder angelegt hätte.... sehr schräg, erinnere ich mich. Danach hat sie dann Zeit ihres Lebens Schmerzmittel bekommen, weil es bei ihr einfach ohne nicht ging, aber kein TA verantworten wollte, dass sie aufgrund ihrer Probleme, sich untersuchen zu lassen, mit Schmerzen rumlaufen müsste. Zudem habe ich die Hündin ja regelmäßig im Stall gesehen, was man dann auch als "In Augenschein nehmen" interpretieren kann.
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Conny, es käme mir nicht in den Sinn, den Tierarzt die Katzenkastration teilweise mitfinanzieren soll.
Aber als ich vor einem Jahr nachfragte (als der Chef die Kleintierklinik noch nicht an seine Tochter übergeben hatte), sagte man mir, dass ich mit ca. 120 € pro Katze rechnen muss (damals waren es 5 Katzen, die kastriert werden sollten und man bot mir darum eine Pauschale von 500 € an). Das war nach der neuen GOT und insofern gehe ich davon aus, dass der Tierarzt bei 500 €, die er von mir bekommen hätte, nicht drauflegen muss.
Ich hatte die Katzen ja von einer Bekannten angeboten bekommen und überlegte, ob es nicht sinnvoller ist, keine Kitten zu nehmen, sondern erwachsene, bereits kastrierte Katzen, die von der Katzenhilfe Vechta für 120 € pro Katze angeboten werden. Aber die Überlegung, dass Kitten, die hier aufwachsen, einfach hoftreuer sind, als Streunerkatzen, die sich ihr Zuhause lieber selbst aussuchen, überwog dann bei unserer Entscheidung für die Kitten und bei 400 € für die Kastration war das ja auch vollkommen in Ordnung.
Als ich dann die Kastrationsaktion im Herbst starten wollte und ich beim Tierarzt anrief, um den Termin zu vereinbaren, traf mich dann fast der Schlag, als man mir sagte, dass das Angebot vom Frühjar aber nicht mehr gilt, sondern ich pro Katze 260 € bezahlen soll - aber bei 5 Katzen wäre man ja kulant und würde dann nur 1250 € berechnen ... allerdings seien da die Nachsorgekosten noch nicht mit eingerechnet und ich müsste mit ca. 2000 € rechnen.
Ich habe dann keinen Termin vereinbart und mich im Internet informiert, wie denn die Kosten für eine Katzenkastration durchnittlich in Rechnung gestellt werden und fand von 80 € bis 300 € so ziemlich alle Beträge.
Dies schien mir dann aber realistisch:
Die Kosten für die Kastration eines Katers betragen laut GOT 30,32 Euro. Bei der Katze kostet das Entfernen der Eierstöcke 56,48 Euro. Die Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter schlägt mit 89 Euro zu Buche.
Zu diesen reinen Operationskosten kommen weitere Posten. Der komplette Eingriff beinhaltet unter anderem:
die allgemeine Untersuchung vor der Operation Verabreichung des Narkosemittels in die Vene des Tieres (Injektion und Injektionsnarkose) Kosten für Verbrauchsmaterialien wie Handschuhe, Nahtmaterial, Tupfer, sterile Abdeckungen, Spritzen
Darüber hinaus berechnet der Tierarzt ein Entgelt für angewandte und abgegebene Arzneimittel sowie Folgekosten durch die Kontrolluntersuchung. Die Kosten für die komplette Operation belaufen sich daher je nach Aufwand auf rund 110 Euro bei Katern und circa 185 Euro bei Katzen.
Wir sind dieser Kleintierklinik seit 26 Jahren treu und ich erwarte nicht, dass sie bei der Behandlung meiner Tiere drauflegen, aber dass sie deutlich mehr verlangen, als allgemein üblich, finde ich dann schon nicht gerade kundenfreundlich.
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich den Tierarzt wechseln soll, aber wenn ich deutlich mehr bezahle, als woanders, dann ziehe ich die Konsequenzen.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
GOT und reale Kosten hin und her; ich denke aber auch, dass wir zurzeit eine Entwicklung in Sachen Preisgestaltung erleben, die ich so noch nicht kannte. Es wird auf breiter Fläche einfach mal herzhaft zugegriffen. Weil's halt doch eh grad alle machen. Und schad ja nix. Am Ende gibt es ja viele Gewinner und die "Last" verteilt sich auf die zähneknirschende Masse. Das erleben wir nicht nur beim Einkaufen, Wohnungssuche, Autokauf, Medikamenten oder eben auch Stallmieten, sondern vielleicht auch bei dem einen oder anderen Tierarzt/Tierklinik. Da wird eben nicht kalkuliert, was man braucht um klarzukommen, sondern was man bräuchte um besser klarzukommen. Solche Kalkulationen werden gerne ausgereizt, bis die Stimmung kippt. Auch in der großen Politik ...
Zitat von suerte im Beitrag #18GOT und reale Kosten hin und her; ich denke aber auch, dass wir zurzeit eine Entwicklung in Sachen Preisgestaltung erleben, die ich so noch nicht kannte. Es wird auf breiter Fläche einfach mal herzhaft zugegriffen. Weil's halt doch eh grad alle machen. Und schad ja nix. Am Ende gibt es ja viele Gewinner und die "Last" verteilt sich auf die zähneknirschende Masse. Das erleben wir nicht nur beim Einkaufen, Wohnungssuche, Autokauf, Medikamenten oder eben auch Stallmieten, sondern vielleicht auch bei dem einen oder anderen Tierarzt/Tierklinik. Da wird eben nicht kalkuliert, was man braucht um klarzukommen, sondern was man bräuchte um besser klarzukommen.
Es gab schon immer Praxen (um mal nur auf "meinen Bereich" einzugehen), die gerne viel genommen haben. Und die jetzt auch in die Vollen greifen. Ich sage nur Stichwort Kolik OP, wenn ich dann höre, dass es Kliniken gibt, die aktuell für so eine OP um die 25 000 € aufrufen. Das ist fünf mal so viel, wie vor 10 Jahren. (wenn man es so formulieren will, als ich noch studiert habe, hieß es immer, Kolik OP liegt bei 5000 € aufwärts. Wenn der "Standard" mancher Kliniken jetzt beim fünffachen liegt - darf man sich nicht wundern, wenn wir ein Tierschutzproblem bekommen, und die das Umschreiben der Pferde in Nichtschlachtpferde beschränkt haben....
Und ja, das ist in allen Bereichen so. Ich habe beispielsweise viele Jahre meinen Großen mit Späne eingestreut, kannte also lange die Preise recht gut, und die haben sich scheinbar nahezu verdoppelt. Finde ich auch den Wahnsinn. (vorher bei uns ein Ballen um die 7.50 €, jetzt, wenn man sie nicht gerade in einer Rabattaktion kauft, 13,99 €.... Wow. Manchmal staune ich da auch echt.....
Für mich sehe ich aber eben gerade den Bereich der Tiermedizin durchaus als vorher teilweise "problematisch günstig". Das ging gut, weil eben vieles akzeptabel war. Nacht - und Wochenendarbeit ohne Zuschläge, ohne Lohnfortzahlung (ist ja mit dem Gehalt abgegolten), Überstunden, die ebenfalls mit dem Vertrag abgegolten sind. Chefs, die 24 / 7 erreichbar sind und auch arbeiten. Familie und Co - naja, haben halt Pech gehabt, hört zum Beruf ja dazu.
Man kann "Work Life Balance" von verschiedenen Seiten betrachten, und es mag nicht alles positiv sein - aber ich finde es schon gut, wenn beispielsweise die Interns in Kliniken nicht mehr für 40 Stunden bezahlt werden, wenn sie 60 - 70 Stunden arbeiten. Und all das soll sich durch die GOT ändern, und hat sich teilweise schon geändert.
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Wenn der Umkehrschluss dann aber ist, dass Tierärzte gar keine Notdienste mehr anbieten und abends spätestens ab 19 Uhr bzw. am Wochenende nur noch ein Band läuft, dann finde ich, da haben einige ihren Beruf irgendwie auch nicht ganz richtig verstanden.
Und wenn man dann ein Pferd z.B. mit Schlundverstopfung da stehen hat und keinen Tierarzt rantelefoniert bekommt, finde ich das durchaus bedrohlich. Das ist nicht mir passiert, sondern einer Einstellerin mit ihrem Pferd. Ich habe dann "meinen" Tierarzt angerufen, der mir sagte, er könne nicht für den gesamten Kreis rund um die Uhr und rund ums Jahr die Notdienste übernehmen. Das kann ich sehr gut verstehen! Aber dass alle anderen sich da offensichtlich fein raushalten, finde ich eine weitere sehr seltsame Entwicklung.
Zitat von jaara2008 im Beitrag #20Wenn der Umkehrschluss dann aber ist, dass Tierärzte gar keine Notdienste mehr anbieten und abends spätestens ab 19 Uhr bzw. am Wochenende nur noch ein Band läuft, dann finde ich, da haben einige ihren Beruf irgendwie auch nicht ganz richtig verstanden.
Und wenn man dann ein Pferd z.B. mit Schlundverstopfung da stehen hat und keinen Tierarzt rantelefoniert bekommt, finde ich das durchaus bedrohlich. Das ist nicht mir passiert, sondern einer Einstellerin mit ihrem Pferd. Ich habe dann "meinen" Tierarzt angerufen, der mir sagte, er könne nicht für den gesamten Kreis rund um die Uhr und rund ums Jahr die Notdienste übernehmen. Das kann ich sehr gut verstehen! Aber dass alle anderen sich da offensichtlich fein raushalten, finde ich eine weitere sehr seltsame Entwicklung.
Diese Entwicklung hat aber VOR der neuen GOT bereits angefangen, und ist GENAU das Problem, das in den Griff bekommen werden muß. Ein TA kann nicht für alle arbeiten, und es gibt immer weniger, die Notdienste anbieten. Auch, weil das Arbeitszeitgesetz in der Tiermedizin seit einigen Jahren etwas ernster genommen wird, als das immer der Fall war, und die Praxen eben keine X Tierärzte einstellen (können), ohne diese aber einen Notdienst teilweise gar nicht mehr regelkonform anbieten können. Deswegen haben eben auch viele Kliniken in den letzten Jahren ihren Klinikstatus zurück gegeben - um eben nicht mehr 24/7 erreichbar sein zu müssen. In manchen Regionen ist der Notdienst eben schon zusammen gebrochen, im Kleintierbereich muß man auch teilweise für einen Notfall bis zu 1,5 h und mehr fahren, was beispielsweise für eine Magendrehung schon das Ende bedeuten kann....
Die Zeit, wo im Notdienst ganz selbstverständlich jeder TA / jede Praxis 24/7 erreichbar ist, ist aus diesem Grund eben vorbei. Denn genau das, was Dein TA sagt, trifft da zu - es kann nicht jeder 24/7 arbeiten, es gibt auch in vielen Regionen tatsächlich zu wenige TÄ. Ergo kann der Notdienst nicht bedient werden. Und die GOT soll ein Teil sein, der dazu beiträgt, dass es sich wieder bessert, weil für angestellte TÄ der Anreiz geschaffen werden soll, dass sich der Job eben auch finanziell lohnen kann.
Auch wenn der Blogartikel bereits sechs Jahre alt ist (also vor der neuen GOT geschrieben) und von einem Kleintierpraktiker, fasst er das Grundproblem einfach gut zusammen:
Und bei all der Diskussion frage ich mich immer noch, wie soviele TA überleben konnten, sich Häuser kauften, Angestellte hatten usw, wenn es vorher ja rein rechnerisch nicht gehen hätte können. Ich glaube schon das viele das jetzt ausreitzen.
Ich habe vor vielen Jahren schon beschlossen das bei mir kein Pferd Kolikoperiert wird. Jetzt halt erst recht. Und ich weis, das ich irgendwann keine Tiere mehr haben werde, weil ich nicht gewährleisten kann, das ich einen TA Besuch bezahlen kann. Das wird dann einigen TÄ das Genick brechen, aber das elebe ich wahrscheinlich nicht mehr. Angebot und Nachfrage....Wenig Tiere, weniger TÄ.
Ein großartiges Pferd wird dein Leben definieren.. Ein wirklich Besonderes, wird es für immer verändern.
Gabi, genau das ich auch. Das schrumpft sich dann auf einem anderen Level zurecht und betrifft natürlich infolgedessen die komplette Branche. TÄ zu teuer -> weniger Pferde -> weniger Ställe -> weniger Umsätze in der Zubehörbranche -> weniger Hufschmiede ......... Das wird ein schleichender Prozess sein. Aber ich beobachte schon jetzt den unübersehbaren Beginn.
Ich nutze den Thread mal - der ein wenig vom eigentlichen Thema abgekommen ist - um auch über "meine" Tierarztpraxis" zu schreiben. Ich war seit ich in der Gegend wohne IMMER bei einer Tierärztin, die ihre Praxis vor ihrem (zu frühen) Tod noch an eine Kette überstellt hat und einer Kolleign übergeben hat. Bis Ende letzten Jahres habe ich mich mit den beiden Katzen dort gut aufgehoben gefühlt, insbesondere als ich mit Itchy dorthin kam mit eine Husten, und der neue ukainische TA daraufhin eine Untersuchng des Herzens gemacht hat und ein Problem feststellte das ich seither mit Biotin behandle. Nun war im Frühjahr das jährliche Impfen angesagt, und bei der Routnineuntersuchung stellte die (mir unbekannte aber nette) Tierärztin fest, dass Itchy vermehrt Zahnbelag auf den Zähnen hat. Gab mit sofort einen Infobrief über Zahnsanierung mit - mit einem Kostenvoranschlag über 800 Eur. Sie meinte auch, ich solle das Herz vorher untersuchen lassen damit die ihre Narkose darauf abstimmen könnten - sowas machedie Praxis nicht mehr. Ich habe (noch) keine Problem damit, für den Kater gu Geld auszugeben, aber ich lasse doch nicht in einer Praxis das Herz untersuchen und fahre dann mit dem Ergebnis woanders hin damit die die Narkose machen und die Zähne ansehen können? Ich überlege nun also (suchen ist zu viel gesagt) zu welcher anderen Praxis ich mit dem Kater gehen werde (und habe auch Empfehlungen von der Nachbarin). Ich finde das sehr bedauerlich ... Wenn die Praxen ihre eigenen Möglichkeiten so einschränken und damit auch langjährige Kunden dazu "zwingen" sich andere Ärzte zu suchen. Zumal ich dachte, dass die großen Ketten ja noch mehr Möglichkeiten haben als eine einzelne Praxis. Und ich gerade dem Kater eine längere Fahrt an sich nicht zumuten will... Aber denke das hat auch in den Herbst noch Zeit. Solange er seine Beute mit Begeisterng frisst und lieber ans Trockenfutter geht als ans Nassfutter schmerzen die Zähne vermutlich nicht.
Wegen der Kosten... Den Artikel von Dr Rückert hatte ich damals schon gelesen und für gut gefunden. Und man kann sicher nicht von Ärzten erwarten dass sie unter Niveau arbeiten. Aber die Welt wird sich ändern wenn die Menschen sich das nicht mehr leisten können, wie Susanne schon schrieb, das sehe ich auch. Abgesehen davon dass die Inflation derzeit uns allen auf allen Wegen zu schaffen macht.
GLG Andrea
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
Zitat von gabi im Beitrag #22Und bei all der Diskussion frage ich mich immer noch, wie soviele TA überleben konnten, sich Häuser kauften, Angestellte hatten usw, wenn es vorher ja rein rechnerisch nicht gehen hätte können. Ich glaube schon das viele das jetzt ausreitzen.
Kein Thema. Die Angestellten haben halt mit dem Gehalt (was eben deutlich niedriger war als in JEDEM anderen akademischen Beruf) alles abgegolten gehabt, und haben zusätzliche Dienste im Zweifel mit im Vertrag stehen gehabt. HEUTE unterschreiben aber viele Tierärzte solche Verträge einfach nicht mehr, weil sie sich endlich nicht mehr unter Preis verkaufen. (und ja, es gibt natürlich welche, die es ausreizen, habe ich ja auch schon erwähnt - aber das betrifft sicher nicht die ganze Branche).
Man möchte, das es so hätte bleiben können, wie es war. Aber - die von @jaara2008 erwähnte Problematik resultiert genau daraus, dass dieses System nach und nach zusammen bricht. Die alten Inhaber hören auf, die neuen Inhaber sind nicht mehr bereit, ausschließlich für den Job zu leben und keinerlei Freizeit zu haben. Die Angestellten suchen sich gleich stellen, in denen das der Fall ist, ergo finden Praxen, die nicht vernünftig zahlen UND gute Arbeitsbedingungen ohne "jede zweite Nacht und jedes Wochenende Notdienst" bieten, gar keine Angestellten mehr. Ich habe auch, als ich auf Jobsuche war, durchaus solche Jobs angeboten bekommen. Dass ich jetzt mit einer Teilzeitstelle (die sicher nicht grandios, aber vernünftig vergütet wird) kaum weniger verdiene als vorher in einer Vollzeitstelle, und mir davon noch ein Zimmer vor Ort mieten mußte, sollte da schon bezeichnend sein. Da war ein Job, wo ich dann halt eine Woche Dienst (also sieben Tage 24 h Dienst) und eine Woche frei haben sollte, halt als halbe Stelle angesehen. Kann man machen, macht man sich aber kaputt mit.
Mein letzter TA, bevor ich damals zu meiner Mentorin gekommen bin, hat sich übrigens das Leben genommen. Weil er genau diese Philosophie hatte. Er wollte den Tieren helfen. Davon leben wäre schön. Er hat sich das Leben genommen, weil seine Praxis vor der Zwangsversteigerung stand, weil er riesige Außenstände hatte (Außenstände im sechsstelligen Bereich sind da im Pferdebereich durchaus vorkommend), und nicht mal mehr sein Handy und sein Auto finanzieren konnte.
Zitat von Andrea im Beitrag #24Ich habe (noch) keine Problem damit, für den Kater gu Geld auszugeben, aber ich lasse doch nicht in einer Praxis das Herz untersuchen und fahre dann mit dem Ergebnis woanders hin damit die die Narkose machen und die Zähne ansehen können? Ich überlege nun also (suchen ist zu viel gesagt) zu welcher anderen Praxis ich mit dem Kater gehen werde (und habe auch Empfehlungen von der Nachbarin).
Kardiologie ist ein durchaus anspruchsvoller Teil der Tiermedizin. Wir überweisen tatsächlich auch alle Tiere, die ggf. ein Herzproblem haben könnten, vor einer Narkose da hin. Würden wir das nicht tun, müssten wir halt einen weiteren Tierarzt einstellen (und uns fehlen dann wieder die Räume), es müßte ein spezielles Ultraschallgerät gekauft werden, und entsprechende Fortbildungen finanziert. Ergo müssten auch andere Leistungen dann ggf. noch teurer werden, um das mit finanzieren zu können. Denn der Kardiologe muß ausgelastet sein, UND wenn er gerade keine Herzpatienten hat, eben noch andere Behandlungen durchführen.
Du findest es traurig, dass es mittlerweile mehr Fachärzte gibt - das liegt eben auch daran, dass auch die Tiermedizin sich weiter entwickelt, und mittlerweile auch Dinge gemacht werden können, die vor 20 Jahren noch nicht vorstellbar waren. Kann man traurig finden, ich finde es aber durchaus toll, dass man speziell Herzpatienten zu Spezialisten schicken kann, die dann mit uns zusammen arbeiten, sprich, wir erhalten ja hinterher auch einen Bericht des Kardiologen, damit wir weitergehend beispielsweise eine entsprechende Medikation durchführen können, falls sie notwendig erscheint oder verschrieben wurde.
In der Praxis ist gerade das Thema Herz durchaus "passend" - wir stellen bei einem Patienten ein Herzgeräusch fest. Der Besitzer möchte es gerne genauer wissen, also machen wir zusätzlich ein Röntgenbild und bestimmen den sogenannten VHS - den vertical heart score. Der sagt uns, ob das Herz vergrößert ist. Ist das der Fall, dann können wir natürlich auch ohne den Kardiologen ein Herzmedikament verschreiben. Wenn der Patient dann, sagen wir mal, nach zwei, drei Jahren anfängt, vermehrt zu Husten, und wir durch das abhören und ein weiteres Röntgenbild den Hinweis haben, dass er durch die Herzproblematik Wasser in der Lunge hat, können wir ebenso eine Entwässerung verschreiben. Und da kommt dann der Knackpunkt - DAS ist für den Kardiologen immer das allerletzte Mittel. Wenn man aber nicht weiß, ob beispielsweise die Herzwände dünner sind, oder welche Klappen einen Rückfluss bedingen, können wir halt nur sehr "grob" behandeln. Der Kardiologe schaut das Herz aber im Detail an, kann genau messen, welche Rückflüsse wo vorhanden sind, und die Medikamente darauf abstimmen.
Am Ende kann es also reell lebensverlängernd sein, sein Tier zum Kardiologen zu bringen, weil der Haustierarzt mit seinen Möglichkeiten eben schneller "am Ende" mit seinen Behandlungsmöglichkeiten ist.
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Conny, ich finde es sehr spannend, die Situation aus Deiner - der Tierärzte-Perspektive - erklärt zu bekommen. Vieles aus Deinem Blickwinkel ist einem als Tierbesitzer sicher nicht klar.
Es muss aber trotzdem alles irgendwie finanziell machbar bleiben. Und das ist es nicht mehr.
Conny, nicht missverstehen. ich finde traurig, dass die Praxis die das bis vor 6 Monaten noch gemacht hat und die Geräte hatte, mich nun auf die Suche nach einer anderen Praxis schickt wo es gemacht werden kann. Die Fluktuation an Tierärzten ist dort gerade scheinbar immens hoch....
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
Zitat von jaara2008 im Beitrag #26Conny, ich finde es sehr spannend, die Situation aus Deiner - der Tierärzte-Perspektive - erklärt zu bekommen. Vieles aus Deinem Blickwinkel ist einem als Tierbesitzer sicher nicht klar.
Es muss aber trotzdem alles irgendwie finanziell machbar bleiben. Und das ist es nicht mehr.
Siehe Blogeintrag von Rückert. Das ist in anderen Ländern schon länger über Versicherungen geregelt. Meine frühere Freundin hat beispielsweise einige Jahre in DK gelebt, und da waren alle Tiere versichert. Leider ist die Zeit JETZT, wo sich die Preise den realen Kosten annähern, die Leute aber natürlich nicht automatisch mehr Geld haben (logisch) eben sehr holprig, weil man sich vorher vieles leisten konnte, was nun zunehmend schwieriger wird. Das verstehe ich auch definitiv, geht mir ja nicht anders. Meine Tiere sind zumindest schon alle OP versichert, so dass mir da nicht so viel Drama passieren kann. Hätte ich nicht den Job, den ich habe, hätte mein Hund auch definitiv eine Krankenversicherung, Pony vermutlich auch. Der hat immerhin den Vorteil *aufholzklopf* dass er das selten braucht, auch wenn er zu Beginn seines Reitpferdedaseins schon einiges Pech hatte....
Dieses "der TA muß 24 h erreichbar sein" (ja, fände ich grundsätzlich auch wichtig) führt dann beispielsweise in Stresssituationen dazu, dass ich nachts aufwache, hochschrecke und panisch das Telefon suche, weil ich GLAUBE, einen Anruf von einem schweren Notfall verpasst zu haben. Durchaus auch in der Nacht, in der ich den Notdienst dann schon wieder abgegeben habe - sprich, wenn ich dann richtig WACH bin, merke ich, puh, alles gut, ich HAB gar keinen Dienst, und daher hab ich auch nichts überhört. Ich höre regelmäßig, wenn ich am Montag das Telefon abgegeben habe im Stall das Diensttelefon klingeln. Also, jedes mal stelle ich dann schnell fest, nein, ich höre es doch nicht, ich hab es schon abgegeben. - und jetzt möchte ich noch zu bedenken geben, dass ich nur TZ arbeite. Bei jemandem, der dann noch VZ arbeitet, ist der Stresslevel im Zweifel noch höher... und das ist etwas, was einem am Ende keiner bezahlt.
Und nein, ich möchte meinen Job dennoch nicht tauschen, und bin damit fein - aber nur einfach mal eingeworfen, weil ich eben auch weiß, dass die Anspruchshaltung an den Beruf des Tierarztes (und das Selbstverständnis des Tierarztes für seinen Job) durchaus vorhanden ist. Lese ich ja auch hier im Thread. Aber auch da kann man sagen, manches muß eben im Rahmen bleiben, und das wird immer schwieriger, auch zusehens dadurch, DASS immer weniger Notdienst angeboten wird, weil der Notdienst sich dadurch dann auf immer weniger Schultern verteilt, und das zu mehr Stress für den einzelnen führt. Hier prallen dann der Bedarf des Notdienstes und die Unmöglichkeit der Durchführung aufeinander....
In unserer Praxis haben wir einen EIGENEN Notdienst. Wir sind auch viermal im Jahr mindestens für 24 h diensthabende Praxis für den Ringnotdienst in Hamburg. DA muß allerdings 24 h jemand in der Praxis sein, daher macht das bis jetzt immer noch nur meine Chefin. Teilweise mit ihrer neuen Assistentin, die aber ansonsten dafür eben keine Notdienste hat. Ich räume ein, dass ich auch dieses Konzept (für Hamburger Tierhalter grundsätzlich "fein", weil immer irgendein Tierarzt Dienst hat, häufig aber "sch***", weil der Diensthabende dann eben 25 km auf der anderen Seite der Stadt sitzt) schwierig, und eigentlich nicht mehr zeitgemäß. ABER - nachdem es nur noch eine Klinik in der näheren Umgebung gibt, die einen Notdienst für 24 h anbietet, würde auch bei uns die tiermedizinische Versorgung im Zweifel zusammenbrechen, wenn dieses Konzept aufgehoben und die Praxen nicht mehr "zwangseingeteilt" würden von der Tierärztekammer. Und was das bedeutet, sehen wir jetzt schon in Regionen, in denen gar keine Notdienstringe existieren....
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Ich habe für meine Pferde Angebote für eine Krankenversicherung eingeholt. Die ist in Deutschland leider nicht bezahlbar. OP versichert sind meine Pferde alle, die Kosten dafür haben sich im letzten Jahr allerdings auch mehr als verdoppelt. Und von Seiten der Versicherung wurde durchklingen gelassen, dass inzwischen jedes Pferd nach einem größeren Versicherungsfall wie Kolik OP raus fliegt. Und dann? Ich habe Reserven und kann im Notfall nötige Behandlungen meiner Pferde bezahlen, auch wenn sie nicht unter die OP Versicherung fallen. Das geht aber ja bei weitem nicht jedem Tierbesitzer so. Mag sein, dass in anderen Ländern die Versicherungen günstiger und dadurch mehr Tiere abgesichert sind. In Deutschland sehe ich ich die notwendige medizinische Versorgung von vielen Tieren durch die neue GOT massiv gefährdet. Und wenn ich mir die Gewinne der Tierärzte in unserer Mandantschaft ansehe, wäre da auch mit einer etwas gemäßigteren Erhöhung Luft für eine bessere Bezahlung der Angestellten gewesen (wie bei den meisten Freiberuflern) Bitte nicht falsch verstehen, ich gönne jedem Unternehmer seinen Gewinn, er trägt auch viel Verantwortung, Risiko und arbeitet (in den meisten Fällen) auch viel und dass eine Erhöhung der GOT anstand, steht für mich außer Frage, ich finde allerdings, dass das passende Maß bei der neuen GOT nicht gefunden wurde.
Zitat von Whoopi im Beitrag #29Und von Seiten der Versicherung wurde durchklingen gelassen, dass inzwischen jedes Pferd nach einem größeren Versicherungsfall wie Kolik OP raus fliegt. Und dann?
Die Hintergründe dazu habe ich schon erwähnt, nur am Rande, und ja, da kann ich die Sorge verstehen, und sehe das Problem definitiv.
Zitat von Whoopi im Beitrag #29Mag sein, dass in anderen Ländern die Versicherungen günstiger und dadurch mehr Tiere abgesichert sind. In Deutschland sehe ich ich die notwendige medizinische Versorgung von vielen Tieren durch die neue GOT massiv gefährdet.
In anderen Ländern SIND halt alle Tiere versichert. Solange bei uns nur ein kleiner Bruchteil versichert ist, holen die Versicherungen sich das natürlich über die wenigen Beiträge wieder, und das rechnet sich dann für einen selber ggf. nicht. DAS war ja auch, was ich meinte mit Übergangszeit. Ich sehe die Versorgung nicht durch die neue GOT, sondern vor allem durch den Mangel an Tierärzten und Notdienst gefährdet. Was nützt es, das Dinge vorher günstiger waren, aber eben keine Tierärzte da waren, die den Job machen wollten? Und auch DAS muß sich noch wieder ändern, denn das ist nicht automatisch durch eine Erhöhung der GOT, selbst wenn sie nur alle 20 Jahre erfolgt, direkt erledigt....
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31.05.2024 00:16
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Bitte nicht falsch verstehen, ich gönne jedem Unternehmer seinen Gewinn, er trägt auch viel Verantwortung, Risiko und arbeitet (in den meisten Fällen) auch viel und dass eine Erhöhung der GOT anstand, steht für mich außer Frage, ich finde allerdings, dass das passende Maß bei der neuen GOT nicht gefunden wurde.