Zitat von Corazon Espinado im Beitrag #461 elchbine, wie genau hast du das denn angestellt?
Das nun aufzuschreiben würde vermutlich das Maß der Möglichkeiten an Zeit sprengen, die ich zum Schreiben habe.
Aber ich hatte zum einen eine Kamikazereiter-Freundin, die mich mit unterstützte und zum anderen lief es über positive Bestärkung.
Allerdings war er wirklich ein Pferd, das wegen seiner Bockerei durch viele Bereiterhände ging und dadurch hatte der sich "weitergebildet", im Bezug darauf, wie man unliebsame Reiter schnellstmöglich los wird. Dafür war er wohl auch bekannt, denn ich bin immer mal wieder darauf angesprochen worden, ob es stimmt, dass ich den Abenteuer kaufte und das der nun auch geritten werden kann.
Er hat aber die Idee des Bockens nie ganz vergessen und man musste sich in seinem Sattel wie ein honetter Gast benehmen, um von ihm wie ein honetter Gast behandelt zu werden - wurde jemand da oben grob, dann ging er ganz schnell zu Fuß.
Mich haben vielleicht meine sensiblen Trakehner geprägt, auch auf die Befindlichkeiten eines Pferdes einzugehen - aber das Schöne daran ist, dass wenn man so ein sensibles Pferd mit ausgeprägtem eigenen Willen überzeugen konnte, dass man ohne diese Albernheiten viel mehr Spaß haben kann, man auch Sternstunden im Sattel erleben darf, weil das Pferd auch Spaß daran hat, sich präsentieren zu dürfen.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Zitat von elchbine im Beitrag #467Greg - warst Du denn bei den Dreharbeiten zugegen?
Und befriedige meine Neugier: Wie blieb die Matratze so heil und sauber???
Da ich selber jahrelang für das Fernsehen gearbeitet habe, war von mir zu den Zeiten der Dreharbeiten nur noch eine Staubwolke am Horizont zu sehen...
Die Matratze: Warum sie ganz blieb - k.A. Bei meinen wäre sie nach 10min in alle Einzelteile zerlegt gewesen. Und so sauber? Der Sand im Padock war relativ frisch und die werden bei uns auch jeden Abend abgeäppelt (oder sollten es zumindest)
"Die meisten Menschen laufen ihr Leben lang dem Glück hinterher - Ich setze mich auf mein´s einfach drauf!"
elchbine, irgendwie kann ich mit so sehr allgemeinen Aussagen nichts anfangen. Erklär doch mal anhand einer konkreten Situation. Wenn der wild bockend mit dir losgeschossen ist, hast du ihn ja vermutlich nicht positiv bestärkt?
In einer Herde gibt es die Leitstute, die sehr souverän ist und mit der sich keiner anlegt, weil jedes Herdenmitglied weiß, dass wenn es gefährlich wird, nur einer ihnen garantiert, dass sie trotzdem in Sicherheit gebracht werden.
In den unteren Rängen gibt es solche Machtkämpfchen, aber die Leitstute verkörpert die Sicherheit und an der orientieren sich alle.
Ein souveränes Pferd hat es gar nicht nötig, sich zu streiten - unsere Flora legte nur ein Ohr an, wenn eine der anderen Stuten meinte, ihr schräg kommen zu müssen - und jede der Drachenbrut-Damen zollte ihr höchsten Respekt.
Das kann ich so unterschreiben. Mein Richard ist ja nun auch nicht einfach mit anderen Pferden und macht ziemlich rabiat deutlich, wenn ihm irgendwas nicht passt. Wenn er schlechte Laune hat, kann es ihm keiner recht machen und er fliegt ständig Scheinangriffe um die Herde so zu sortieren, wie er sie haben möchte. Die anderen haben dann teilweise wirklich Angst vor ihm. Viele sagen, der habe ganz schön Selbstbewusstsein. Ich sehe das genau umgekehrt - ich denke eher, dass es ihm genau daran mangelt und er sich deshalb so übertrieben aufführen muss. Er traut den anderen Pferden nicht zu, die Führungsrolle zu übernehmen, deshalb macht er es selbst, zeigt dann aber übersteigerte Reaktionen, weil es ihm eigentlich an Selbstsicherheit fehlt. Wie die kleinen Terrier, die jeden großen Hund anblaffen müssen - Angriff ist die beste Verteidigung. Die großen Hunde haben sowas meist gar nicht nötig. Natürlich ist die Rollenverteilung von Stute und Hengst/Wallach in der Herde auch nochmal anders. Aber auch ein souveränder Hengst muss seine Herde nicht mit so einem getue im Griff halten, gerade wenn die anderen Pferde sich ohnehin schon unetrwürfig zeigen.
Meine frühere RB war so eine richtige Leitstute. Die marschierte wie eine Löwin durch die Gruppe und vor ihr teilten sich die Wasser. Da reichte ein angelegtes Ohr und eine gerunzelte Nüster und schon war Ruhe. Die musste nie wirklich handgreiflich werden. Ausnahme war, wenn mal ein neues Pferd in die Gruppe kam, das ihre Position so gar nicht akzeptieren wollte. Mit der hatte übrigens Richard auch nie ein Problem, er hat ihre Position nie in Frage gestellt. Sie war sogar eins der ganz wenigen Pferde, mit denen er Fellpflege gemacht hat. Wahrscheinlich, weil er froh war, ein souveränes Leittier zu haben. Er stand dann in der Rangordnung relativ kurz unter ihr und ich glaube, sie fand ihn (wie viele Stuten) recht attraktiv
Ich will damit nicht sagen, dass Pferde wie Pina irgendwie total verunsichert sind oder so. Ich hab sie ja (wenn auch nur kurz) erlebt und sie ist ein wirklich nettes Pferd, das Casper zwar mal die Menung sagt, dann ist es aber auch gut. Nicht zu vergleichen mit meinem 'Macho'. Aber es deckt sich auch mit meinen Beobachtungen, dass diejenigen, die ihre Position sehr körperlich deutlich machen müssen, selten die selbstbewussteten Tiere sind.
Und das ist der Nachteil der Submission: Man muss sie immer aufrecht erhalten und darf als Raubier keine Schwäche zeigen, denn sonst gewinnt das Pferd wieder an Stärke, die es ausnutzen wird.
Auch das kann ich sehr gut bei der Stute einer Freundin beobachten. Die wurde schon in jungen Jahren 'nach Monty Roberts' ausgebildet (wirklich gut gemeint von der Besi, das war die Zeit, wo der gerade so als Gott der Pferdeausbildung galt) und bereits mit zwei Jahren regelmäßig mit Join Ups bearbeitet, eigentlich ohne Not . Herausgekommen ist jetzt ein Pferd, das bei ihr im Umgang zwar grundsätzlich funktioniert, aber trotzdem ihre Position ständig mit kleinen Unverschämtheiten hinterfragt und gemaßregelt werden muss. Und bei anderen Leuten bleiben die Unverschämtheiten nicht so klein - sie testet wirklich bei jedem aus, wer der Chef ist. Und unterm Sattel, wo die Besi nicht so mutig ist wie am Boden, gibt es richtig Probleme. Das ist jetzt wahrlich kein 'gebrochenes', charakterloses Pfed, im Gegenteil. Und 'böse' oder unhändelbar ist sie auch nicht. Aber trotzdem glaube ich, dass diese permanente Tendenz, ihre Grenzen auszutesten, schon damit zusammenhängt, dass sie das sehr früh so gelernt hat.
Ähnlich bei einem anderen Wallach aus dem Bekanntenkreis. Ein wirklich grundbraver, älterer Wallach, den man im Umgang jedem Kind in die Hand drücken kann. Mal ein bisschen büffelig, aber wirklich nicht gezielt aufmüpfig. Der bekam dann eine neue RB, die auf die Idee kam, mit ihm nach Parelli zu 'spielen' (Auch das wirklich gut gemeint - gewaltfreie Arbeit und so. Und sie hatte durchaus Erfahrung damit.). Diese Spiele bestehen ja im Endeffekt, wenn man mal genau hinguckt primär daraus, das Pferd permanent mit Dominanzgesten zu nerven und weichen zu lassen. Dieser gutherzige Wallach war am Ende der Einheit so wütend, dass er die RB angestiegen hat. Der Verstand einfach nicht, was diese ständigen grundlosen Dominanzgesten sollten.
Ich bin sicherlich kein Verfechter davon, dass man ein Pferd überall 'hinstreicheln' muss - Richard kriegt auch mal eine Rüffel oder sogar einen Klaps vor die Brust, wenn er sich 'vergisst'. Und manchmal, da muss ich ganz ehrlich sein, ist es für ein Pferd vielleicht auch die letzte Rettung, mal 'durchzugreifen'. Selbst wenn die Probleme immer ursprünglich durch Menschen verschuldet sind - wenn so ein Verhaltensproblem sehr tief sitzt und nur noch die Wahl besteht 'funktionieren oder Schlachter' (so ist es eben leider manchmal), dann ist es vielleicht im Endeffekt zum Wohl des Pferdes, das Funktionieren auch über unschöne Methoden erstmal wieder herzustellen. Die oben angesprochene Leitstute stand auch als unreitbar beim Händler - als Jungpferd zunächst sehr kooperativ gewesen, dann, wie es so oft ist, 'über die Uhr gedreht'. Irgendwann war die sich dann ihrer 1,85m Körpergewalt bewusst und wurde unterm Sattel wirklich lebensgefährlich. Die jetzige Besi hat sich in die Sute verguckt und wollte es mit ihr probieren. Lange Zeit wirklich über nett, Lob etc. Aber es half wirklich nichts - und das ist kein so hilfloses Mädchen wie oft bei den Pferdeprofis, die kann schon was im Sattel und weiß auch, sich durchzusetzen. Kurz bevor sie die Stute dann doch auf ihre letzte Reise zurück an den Händler geben wollte, hat sie noch einen letzten Versuch gestartet, als keiner am Hof war. Und das war dann wirklich nicht die feine englische Art, im wahrsten Sinne des Wortes - da wurde das Pferd dann tatsächlich einmal kurzzeitig 'unterworfen'. Als man dann erstmal wieder ohne Angst um Leib und Leben draufsitzen konnte, konnte dann neu angefangen werden - auch mit viel Lob. Das Pferd ist heute 22 und läuft immer noch gut unterm Sattel. Sie hat immer noch viele Eigenarten und ist in manchen Bereichen weiter schwierig- dies wird ihr aber auch zugestanden. Sie ist ein tolles Lehrpferd, das dem Schüler immer wieder seine Schwächen aufzeigt. Zuerst einfach durch 'nicht funktionieren', wenn der Reiter aber unfair wird, kann sie auch ungemütlich werden. Und das ist auch okay. Dieses 'Brechen' des Willens damals war eben auch ein Durchbrechen alter, festgefahrener Schemata. Und es hat zum Glück ihren Charakter nicht gebrochen.
Ich finde das Gefährliche an diesen Horsemanship/Monty Roberts/etc. Methoden einfach, dass sie äußerlich so sanft aussehen und Leute, die ihr Pferd eben nicht sehr genau lesen, einfach nicht erkennen, was man da mit der Psyche macht. Es ist bei sensiblen Pferden so einfach, enormen Druck aufzubauen, ohne dass man ihnen körperlich zusetzt. Würde man mit meinem Richard ein Join Up versuchen (was, als ich mit dem Reiten anfing, jeder mit seinem Pferd gemacht hat, weil es Mode war! Zum Glück sind viele heute kritischer), wäre der wahrscheinlich so verstört, dass er jegliches Vertrauen zum Menschen verlieren würde. Und ich bin auch kein Freund des Kadavergehorsams. Wenn ich sehe, dass manche Horsemanshipper erwarten, dass sie ihr Pferd eine halbe Stunde mitten auf dem Hof unangebunden stehen lassen können und es sich keinen Millimeter bewegt, bis sie zurück sind - ne, das brauche ich nicht. Das mag bei Pferden wichtig sein, die wirklich 'Arbeitsmaterial' sind. Aber von meinem Freizeitkumpel würde ich keine solche absolut widernatürliche Verhaltensweise erwarten.
Hä, aber diese Parelli-Spielchen und ähnliches Gedöns macht doch der Hackl gar nicht. Diese totgespielten Pferde finde ich auch ganz furchtbar, aber beim Hackl ist es dooch gar nicht so, dass er Kadavergehorsam verlangt. Sorry, aber was hat er denn tatsächlich gemacht? Er hat das Pferd mit Körpersprache, Strickwedeln und Zug am Knotenhalfter auf sich konzentriert und verlangt, dass es ihm weicht und ihm zuhört und auf seine Anfragen nicht sofort mit "nein" reagiert. Ist ja nicht so, als hätte er es stundenlang gejoinupt oder gar geschlagen oder sonstwie hart angepackt. Und ein paar Grundregeln wie Weichen, Konzentration auf den Menschen usw. zu etablieren steht für mich komplett außer Frage.
Zitat von Corazon Espinado im Beitrag #471 Hä, aber diese Parelli-Spielchen und ähnliches Gedöns macht doch der Hackl gar nicht. Diese totgespielten Pferde finde ich auch ganz furchtbar, aber beim Hackl ist es dooch gar nicht so, dass er Kadavergehorsam verlangt. Sorry, aber was hat er denn tatsächlich gemacht? Er hat das Pferd mit Körpersprache, Strickwedeln und Zug am Knotenhalfter auf sich konzentriert und verlangt, dass es ihm weicht und ihm zuhört und auf seine Anfragen nicht sofort mit "nein" reagiert. Ist ja nicht so, als hätte er es stundenlang gejoinupt oder gar geschlagen oder sonstwie hart angepackt. Und ein paar Grundregeln wie Weichen, Konzentration auf den Menschen usw. zu etablieren steht für mich komplett außer Frage.
Ich hab mich nicht speziell auf Hackl bezogen, da ich die Folge noch gar nicht richtig gesehen habe Ich finde bei Herrn Hackl manches wirklich gut, anderes sagt mir nicht zu. Zum konkreten Fall 'Otto' kann ich noch nichts sagen. Mir ging es an dieser Stelle nur im die Diskussion 'Erziehung über Dominanz/Unterwerfung' ja/nein. Allerdings hat der Hackl damals mit dem ängstlichen Tinker gejoint, was mir schon ein wenig Bauchschmerzen gemacht hat. Auch wenn er das Pferd nicht so sehr gestresst hat, wie viele andere das in solchen Einheiten machen. Andererseits mag es sein, dass das auch bei dem Tinkerlein sozusagen 'der letzte Weg' war, um ihn überhaupt mal anfassen zu können - das Pferd 'zu seinem Glück zwingen'. Ich wollte eigentlich sagen, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt - ich NH und Konsorten aber eher skeptisch gegenüberstehe, weil oft der sanfte Schein trügt. Ist schon etwas OT
Bei dem Tinker hat er´s nach einigen Wochen mit einem seeeehr vorsichtigen Join Up versucht, weil bei dem alle bisherigen Ansätze nicht so recht gefunzt haben. Er hat aber nach einem halben Join up-Versuch abgebrochen und festgestellt, dass das auch nicht zielführend ist bei diesem Pferd. Tatsächlich haben sie ihn dann ja wieder aufgestallt und zu seinem Glück gezwungen, indem sie ihn angebunden immer wieder berührt haben, bis er gecheckt hat, dass ihm nichts Schlimmes passiert.
Und nochmal: Bei allem, was wir mit dem Pferd machen, zwingen wir dem mehr oder minder unseren Willen auf. Auch wenn man vergleichsweise wenig Druck macht und die erwünschten Reaktionen positiv bestärkt, bleibt das Prinzip doch dasselbe. Ich bin zB im Lauf der Jahre mit meinem Hengst immer souveräner geworden und erkenne kleinste Anzeichen eigenwilliger Ideen schon im Ansatz, daher muss ich gar keinen Druck (mehr) machen, da genügt ein kleines "Na!" und er konzentriert sich wieder auf mich. Das ist schön, ändert aber nichts an der Tatsache, dass ICH ihm diktiere, was gemacht wird und was nicht. Und klar verlange ich eine gewisse "Submission", zum Beispiel in der Form, dass er vorbeigehende Pferde nicht anzubrummeln hat, wenn ich ihn führe. Oder nicht am Strick zu ziehen oder zu drängeln hat. Wer so etwas ausschließlich mit positiver Bestärkung erreicht, hat meine vollste Bewunderung. Ich kann das nicht.
Herdenverhalten: Zwischen Leitstute und Leithengst gibt es ja auch keine Dominanzstufen, sondern eine Art Agreement. Die müssen sich nicht ständig gegenseitig in Frage stellen und dominieren - da hat jeder seinen Job, und so lange keine groben Grenzüberschreitungen passieren, ist alles fein. Wenn da jetzt aber ein junger Rüpelhengst neu in die Herde kommt und meint, er muss den Django geben, wird der auch nicht gestreichelt und positiv bestärkt, sondern sehr eindeutig und massiv in die Regeln eingewiesen.
Ich muss Dir da leider abermals wiedersprechen: Kam bei uns ein neues Pferd in die Herde, dann wurde es nur von den rangniedrigen Pferden verjagt - die Leitstute mischte sich da nicht im Ansatz ein. Sie unterband nur nach einer Zeit, dass die Neue weggetrieben wurde und stellte sich vor sie und dann hat keine der Stuten mehr gewagt, der Neuen etwas zu tun.
Ich glaube, ich habe es noch nie erlebt, dass selbst ein rüpeliges Pferd es gewagt hätte, die Position der Leitstute in Frage zu stellen und ebenso habe ich es in nunmehr 25 Jahren, in denen ich Pferde in Eigenregie und in einer Herde von mindestens 6 Pferden halte nie erlebt, dass eine souveräne Leitstute ein rangniedriges Pferd angegriffen oder attackiert hätte. Die ging dahin, legte ein Ohr an und dann waren die Fronten bereits geklärt.
Aber in den zusammengewürfelten Herden, in denen die Pferde nicht ständig zusammen stehen, fühlt sich leider meist ein "halbstarkes" Pferd dazu berufen, die anderen zu beherrschen. Weil so einem Pferd aber das Selbstbewusstsein, die Sicherheit und die Übersicht fehlt, muss es sich - wie Franziska schon schrieb - immer wieder körperlich bestätigen, indem es andere Pferde scheucht, Zoff anfängt oder gar beisst oder tritt. Das hat nichts mit "die Herde anführen zu tun", denn dieses Pferd gibt den anderen nicht die Sicherheit, an der sie sich orientieren. Es unterwirft die anderen, aber wenn wirklich Gefahr droht, ist es der erste, der rennt und der die Herde nicht in Sicherheit bringen kann.
Ich erlebe auch immer wieder, dass wenn ich sage, dass ich mein Pferd mit positiver Bestärkung ausbilde, dass man zum einen annimmt, ich würde mein Pferd "zum Erfolg streicheln" - was so auch nicht ist - und ich werde jedes Mal darauf hingewiesen, dass Pferde untereinander auch grob sind - was eben nur für rangniedrige Tiere zutrifft, denen die Souveränität fehlt, die anderen durch ihre Präsenz zu beeindrucken.
Ich möchte für mein Pferd diese Leitstute sein, die es durch Souveränität beeindruckt und der es gerne folgt, weil es mir vertraut und sich bei mir sicher fühlt.
Aber ich positioniere mich trotzdem ganz klar und stelle Regeln auf, die eingehalten werden müssen, denn Probleme entstehen meist, wenn ein Pferd heute knabbeln darf, weil er doch so süß ist und morgen bekommt er dafür eine auf die Nase, weil seine Besitzerin plötzlich gestresst ist und nun das Geknabbel, was gestern noch süß war, plötzlich nervt.
Wer sich klar positioniert, der wird von seinem Pferd nicht in Frage gestellt.
Ich hatte Hengste hier zum Absamen, die konnten von ihren Besitzern nicht vom Anhänger in die Box busiert werden, weil die Pferdejungs ihre Leute einfach über den Hof zogen, um dann mal eben zu den Hengsten in der Box zu gehen und die anzunöckeln.
Wenn ich die dann ans Halfter nahm, musste ich die auch erst mal zu einem recht deutlichen Mitarbeitergespräch bitten, denn die hatten nichts anderes gelernt, als nur zu funktionieren, wenn man sie mit Gerte und Hengstkette durchs Maul führte und mit der Gerte vor ihrem Kopf rumfuchtelten, damit die nicht in die falsche Richtung abdüsten.
Diese Hengste habe ich auch erst einmal rückwärts geschickt und ja, ich habe auch einmal die Gerte eingesetzt, um mich überhaupt bei ihnen bemerkbar zu machen, weil die teilweise so stumpf waren, dass sie einem einfach umzurempeln versuchten. Da kommt man ganz sicher mit "Heititti" und Streicheln erst mal nicht weiter.
Aber diese Maßnahmen galten auch nur als "Erste Hilfe", um unbeschadet mit ihnen in die Halle zu kommen, wo sie dann in die hohe Kunst der Kultur eingeführt wurden.
Aber auch da arbeite ich nicht mit psychischem Druck.
Als Lilo nicht am Hallentor vorbeigehen wollte, habe ich ihn auf den Targetstick konditioniert und hinter dem stiefelte er her und war dabei so konzentriert, dass er gar nicht merkte, dass er neben dem bösen Tor stand. Als es ihm auffiel, hatte er schon begriffen, dass er sich gar nicht wirklich fürchten muss und seitdem geht er auch wieder vorbei - ohne Druck.
Natürlich folgt Lilo meinem Willen, wenn ich beispielweise angaloppieren möchte, aber ich gebe die Hilfen, die er kennt und denen er folgt - auch da muss ich nicht mit Druck arbeiten, denn er wartet quasi schon darauf, dass ich etwas von ihm möchte und macht es dann auch gerne, weil er mit Stimme gelobt wird.
Natürlich hätte ich Lilo, als er seine "ich komme nicht, wenn Du mich von der Weide holen willst"-Phase hatte, auf der Weide rumscheuchen können, bis er kapiert hätte, dass er keine Chance hat und so lange zum Weiterrennen gezwungen wird, bis er den Kopf senkt und nur noch auf mich schaut.
Aber ich habe das nicht gemacht, sondern bin ans Tor gelaufen, habe ihn gerufen, er kam nicht, ich ging wieder weg. Das Spiel machten wir rund drei Stunden lang, bis er Hunger hatte und sein Abendessen wollte und ihm wohl bewusst wurde, dass das heute nichts mehr wird mit dem Futter, wenn er nicht zu mir kommt und sich aufhalftern lässt. Er kam zum Tor, ließ sich aufhalftern und wurde geclickert und mit Futter belohnt. Seitdem rennt mein Pferd zum Tor, wann immer es mich sieht und freut sich auf mich, führt Kunststückchen vor und wartet darauf, dass ich das ganz toll finde.
Nun kann man natürlich sagen, dass ihn draußen zu lassen, auch eine Form von Druck ist, aber ich habe mich nicht wie ein Raubtier verhalten, das ihm im Genick sitzt und vor dem er sich fürchten muss, sondern ich habe mich wie ein Freund verhalten, der ihn einlud zu kommen und als er das nicht wollte, habe ich meine Einladung nicht zurück gezogen, sondern gewartet, bis er sie annimmt und ihn dann dafür belohnt.
Und hier sehe ich den Unterschied zu den Methoden des Scheuchens, Aussackens oder mit wedelndem Rope Weichenlassens: Hir bin ich das Raubtier, vor dem das Pferd flüchtet. Bei meiner Methode bin ich das Leittier, bei dem das Pferd weiß, dass wenn es mir folgt, es in Sicherheit ist und ich ihm maximales Wohlbefinden biete.
Und ich wiederhole mich, wenn ich schreibe, dass Otto sechs Monate bei Herrn Hackl war - wir haben nur zwei Trainingseinheiten von vermutlich über 100 Trainingseinheiten gesehen und ich nehme auch nicht an, dass er von einmal aussacken, scheuchen und weichen lassen gleich zum Kadavergehorsam wechselte. Ich glaube aber, dass wenn man ein Pferd täglich mit Dominanz ausbildet und es dauernd submissioniert, es seinen Glanz und seinen Stolz verliert. Das mag von einem Arbeitspferd gewünscht sein, denn wenn es zu Befindlichkeiten neigen würde, wäre das vermutlich semigut, aber Otto ist kein Arbeitspferd und mir gefiel sein wacher Ausdruck und seine schwungvollen Bewegungen besser, als das Bild, das sich nach einem halbenJahr bei Herrn Hackl bot.
Ich wi´ll auch nicht gegen Herrn Hackl und seine Ausbildungsmethoden reden - wer das gut findet, soll es machen.
Was aber das Problem ist - und das sprach Franziska schon an: Wer einmal das Raubtier ist, muss es immer sein und der wird eben dann auch kein Leittier, dem das Pferd als Freund folgt.
Micha hatte einen Kompagnon, der zwei Shire Horses hatte und der wiederum hatte einen guten Bekannten mit zwei sehr netten Knabstrupper-Wallachen. Nach einem NH-Kurs marschierte der auf die Weide, um mit seinen Pferden ein bisschenzu üben, was er gerade gelernt hatte. Danach lag er mit einem Kieferbruch im Krankenhaus.
Wenn jemand die Nummer mit der Bayerflagge nach macht und nicht ganz so geschickt ist, kann es durchaus sein, dass der dabei auch einen Tritt kassiert.
Und ich hatte einmal Pat Parelli live an der Westernhorsesow in Basel an der MUBA gesehen. Er erklärte, dass er nun ein noch rohes, zweijähriges Pferd, das immer auf der Weide stand, jetzt anreitet. Nach 30 Minuten saß er nicht nur im Sattel, sondern stand auch auf dem Pferd - beeindruckend? Fand ich nicht, denn er hatte nur bewiesen, dass das Stütchen eben duldete, was man von ihm verlangte, weil man ihm keine Alternative ließ. Ich sezte da schon lieber auf eine solide Basis-Vertrauensarbeit und die entsteht nicht in 30 Minuten.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Jetzt habt ihr mich aber mit euren doch recht differenzierten Aussagen sehr neugierig gemacht, schau mir die Folge erst heute Abend an, bin echt gespannt...
Ich habe diesmal garnichts gesehen, da wir auf einem Geburtstag waren. Anscheinend habe ich was verpasst. Weiß aber nicht, ob ich dazu komme, es noch irgendwie anzugucken.
Naja - im Grunde triften die posts hier ab in eine "Horsemanship" Befürworter versus Kritiker Diskussion
Ich selber wende ja durchaus horsemanship bei meinen Pferden an - aber wer meine Pferde kennenlernt, kann bezeugen, daß keines von denen einen gebrochenen Willen oder einen toten Ausdruck in den Augen hat(te) oder reiner Befehlsempfänger ist - im Gegenteil.
Ich verlange gewisse Dinge zu 100% von den Pferden, dafür haben diese sehr wohl auch ein Mitbestimmungs- und Diskussionsrecht und ich höre ihnen auch zu. Und sehr oft gebe ich nach oder wir einigen uns auf einen Kompromis.
Aber im Falle von dem Gelbling war ja nix mit Diskutieren. Der hat mit Sicherheit in dem guten Jahr ( da ich vermute, daß bei ihm, wie allgemein üblich, mit 3 Jahren versucht wurde ihn einzubrechen) eine Menge gelernt, wie er sich gegen das Reiten wehren kann. Denn umsonst wird gerade bei so einem hübschen Pony nicht die Entscheidung getroffen, daß es in die Wurst geht. Normalerweise werden diese armen Würstel doch erst mal als "völlig roh und ungeritten" verkauft - an zig blönde unwissende Erstpferdebesitzer die dööf genug sind auf die Farbe reinzufallen.
Ich denke der Hackl hat in dem Falle gut gearbeitet. Diskussionen im Sesselkreis hätten da wohl eher nix gebracht - vor allem wenn man das Training bei einem Trainer letztlich zahlen muss und/oder es zeitlich begrenzt ist.
Ganz anders sähe es aus, wenn man so wie z.B. Sabine jahrzehntelange Erfahrung hat, keinen Zeitdruck und das nötige Know How um sein eigenes Pony auszubilden.
Mir gefiek das Palominochen auch nicht mehr so gut am Schluss. Vor allem der sehr runde Bauch hat mich irritiert, und eben der Ausdruck. Über das Winterfell kann ich irgendwo hinweg sehen. Auch dass er eben westernmäßig unterwegs war und nicht seine schwungvollen Gänge zeigte wie zu Anfang, na gut, das liegt dann wohl eben an der Reiterei, das kann die Besitzerin ja bei Bedarf wieder "einschalten". Die wirkte zumindest so, als wüsste sie, was sie da auf dem Rücken des Pferdchens tut.
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Unser Stübchen
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jaaaa Prüüüüüüüüümmaaaaaa
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13.02.2017 12:33
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. Herausgekommen ist jetzt ein Pferd, das bei ihr im Umgang zwar grundsätzlich funktioniert, aber trotzdem ihre Position ständig mit kleinen Unverschämtheiten hinterfragt und gemaßregelt werden muss. Und bei anderen Leuten bleiben die Unverschämtheiten nicht so klein - sie testet wirklich bei jedem aus, wer der Chef ist. Und unterm Sattel, wo die Besi nicht so mutig ist wie am Boden, gibt es richtig Probleme.
Ich finde bei Herrn Hackl manches wirklich gut, anderes sagt mir nicht zu. Zum konkreten Fall 'Otto' kann ich noch nichts sagen. Mir ging es an dieser Stelle nur im die Diskussion 'Erziehung über Dominanz/Unterwerfung' ja/nein. Allerdings hat der Hackl damals mit dem ängstlichen Tinker gejoint, was mir schon ein wenig Bauchschmerzen gemacht hat. Auch wenn er das Pferd nicht so sehr gestresst hat, wie viele andere das in solchen Einheiten machen. Andererseits mag es sein, dass das auch bei dem Tinkerlein sozusagen 'der letzte Weg' war, um ihn überhaupt mal anfassen zu können - das Pferd 'zu seinem Glück zwingen'. Ich wollte eigentlich sagen, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt - ich NH und Konsorten aber eher skeptisch gegenüberstehe, weil oft der sanfte Schein trügt. Ist schon etwas OT 
