Hallo zusammen,

wie an anderer Stelle bereits beschrieben habe ich mit meiner Stute ein riesen Problem mit dem Gebiss und langsam weiß ich echt nicht weiter und suche nach Alternativen.

Wenn ich mit Gebiss reite ist mein Pferd ununterbrochen dabei darauf rumzukauen. Zwischendurch klappert sie sogar richtig heftig damit. Das Maul ist nie ruhig. Dazu kommt dass sie mir teilweise gar nicht mehr richtig "zuhört" weil sie sich so auf das Gebiss konzentriert. Damit einher geht natürlich auch das Problem das sie sich im Genick verwirft und sich versucht zu entziehen.
Jedenfalls ist das echt kein Zustand und stresst uns beide enorm.

Und ich habe wirklich alles mögliche versucht:

- RL auf meine Hand achten lassen (weil ich dachte ich wäre vielleicht zu hart)
- Osteo und Physio draufschauen lassen
- Zähne machen lassen
- anderes Gebiss probiert (ging aber nach hinten los)

Samstag in der Reitstunde habe ich ausführlich mit meiner RL gesprochen (sie ist leider noch nicht lang bei uns) und sie meint das ganze passt nicht richtig zusammen. Das Pferd lief so locker und zufrieden über den Rücken, folgte stets der Hand und macht absolut keinen gestressten Eindruck.
Ich dachte ja immer es wäre ein Zeichen für Stress, aber so sieht der restliche Teil des Pferdes einfach nicht nach aus.
Irgendwie alles ein wenig seltsam und ich habe einfach den Eindruck sie hasst das Gebiss einfach.

Gestern war ich mal wieder so gefrustet, dass ich einfach den LG Zaum unseres anderen Pferdes drauf machte.
Damit lief Ella wirklich toll. Sie war absolut ruhig im Maul, verwarf sich kein bisschen und war durch und durch zufrieden. Ein ganz anderes Pferd.
So schön so gut, da wir die andere Stute damit schon seit Jahren reite weiß ich auch dass ich es für wirkliche Dressurarbeit nie einsetzte weil ich es dafür einfach nicht geeignet finde. Ich bin mir unschlüssig ob es wirklich dafür gemacht ist, dauerhaft in Anlehnung zu reiten. Ich bin da total skeptisch. Und gerade wenn es in Richtung Versammlung geht war mir die Einwirkung irgendwie nicht fein genug.
Bin ich vielleicht einfach zu doof dafür, oder sind meine Zweifel berechtigt?
Ich lerne wirklich gerne dazu und würde auch sofort einen Lehrgang mit meinem Pferd zum Thema LG Zaum besuchen wenn ich wüsste es läge an mir.

Ich würde gerne mit euch über die Einwirkung des LG Zaums diskutieren und ob es wirklich eine reele Alternative zum Gebiss darstellt. Was meint ihr?

Hm - also aus meiner Sicht mal einige Gedanken dazu:
1. es gibt Pferde, die sich das "Gebiss-totkauen/klappern" zur festen Gewohnheit gemacht haben und dann MUSS es kein Zeichen
für Unwohlsein sein, sondern umgekehrt - etwa wie koppen... dies Pferde, versinken ja such förmlich in Ihrer "Tätigkeit".
Das spricht ein wenig für Deine bzw. die Aussage der Beobachter, das Dein Pferd ansonsten schön locker geht. Löst aber nicht das
Problem, daß sie sich nicht recht auf DICH konzentriert.
2. zum LG-Zaum: ich bin selbst damit nicht geritten, kenne aber die "Light-Version" der Hackamore und das ist dann nicht sooo anders.
Also, ich an Deiner Stelle, mach mir da immer die Vorstellung, wie es sich eben auf den Pferdekopf auswirkt: aus MEINER Sicht spricht nichts
gegen einen mäßigen Dauerdruck auf dem Nasenbein - so es denn hoch genug verschnallt ist!
Aber die individuelle seitliche Einwirkung ist ja nun mal nicht so korrekt, wie z.B. bei einem Sidepull; es kommt immer zu einer Verkippung, so
man den Zügel nicht direkt in "nichtdrehende" Speiche hängt! Man hat also damit immer eine Art Kandaren-Wirkung - ohne Gebiss.
Und auf "blanke Kandare" steigt man ja auch nicht mal so eben um beim Dressur-Reiten... Da braucht`s eine korrekte Grundausbildung!
Es spräche aber - aus meiner Sicht - nicht dagegen, den LG- Zaum mit 2 Zügeln zu reiten oder es zumindestens mal auszuprobieren.
1 Paar "oben" für die Seiteneinwirkung, 1 Paar "unten" für die mäßige Beizäumung.
Ist die Auflage auf dem Nasenrücken, da gibt`s von den Hackamores so schöne breite, flächig genug, denke ich, daß es für das Pferd nicht
unangenehm ist !? Man muss sie eben "fragen"! Aus meiner Sicht haben die da unbedingt Mitspracherecht - ungeachtet, was Aussenstehende sagen!
LG und viel Erfolg weiterhin
Susanne

Ich reite meinen Schimmel seit ca 1,5 Jahren größtenteils gebißlos (hat bei ihm gesundheitliche Gründe mit langer Vorgeschichte) Teilweise auch auf LG-Zaum. Gebißlose Reiterei hat ihre Grenzen, es sei denn man hat sein Pferd so gut am Sitz wie Frau Gräf.
Mein Problem war irgendwann in der Gymnastik: ich bekomme den Kiefer nicht, dh macht sich mein Pferd im Kiefer fest, habe ich keine Handhabe es zu lockern. Biegung und Stellung sind einfach abhängig von der Entwicklung des Pferdes, das ging recht gut.

Mittlerweile habe ich eine etwas ominöse Variante gefunden: Mylers Kombinationsgebiß, geht erst mal über die Nase, im Verlauf des Zügelannehmens auf die Maulwinkel. Das ist sicherlich ein scharfes Gebiß, aber mein Pferd läuft damit gut und meine zwei RL sind mit der Variante zufriedener als mit rein gebißloser. Im Gelände bin ich gebißlos unterwegs (ich reite eh 90% im Gelände).

Wie weich oder scharf die Variante auf dem Nasenrücken sein kann hängt stark vom Pferd ab. Mein Einsteller ist ein arabisches Sensibelchen, der geht nur auf dem Bitless. Mein Ross hat mit dem LG-Zaum mal im Gelände Maß genommen … danach war Schluß mit LG!!

Vielen Dank an euch beide für eure Antworten.

Zur Erklärung: Wir haben den LG Zaum nicht so eingestellt wie empfohlen sondern so, dass keine Hebelwirkung entsteht. Sprich eigentlich wie ein Halfter.
Für Gelände und schön locker reiten am Platz ist es super, aber wenn es um Versammlung geht und den Grad der Beizäumung stoße ich damit an meine Grenzen. Aber da wäre deine Idee vierzügelig zu reiten ja sehr interessant. Darauf wäre ich überhaupt nicht gekommen.
Denn direkt auf die Hebelwirkung umzustellen wäre ich zu schissig bei dem Sensibelchen .

@Schwarztier: Mylers sagt mir gar nichts . Ich geh mal googlen.

Ich überlege echt mal zu Monika Lehmküler zu fahren (ist ja quasi in der Nachbarschaft) und mir das mal anzusehen wie sie mit dem LG Zaum reitet. Nach hören sagen ist sie ja verdammt gut und ihre Pferde sehr gut geritten. Würde ich mir schon gerne mal ansehen.
Und auch mal hören was sie so sagt und wie sie es verschnallt.

Ausprobiert habe ich eigentlich noch nichts an Gebissen.
Sie hatte von Jungpferd an eine doppelt gebrochene Wassertrense drin, hat sie gut angenommen und wir sind zunächst dabei geblieben.

Vor kurzem wollte ich ein einfach gebrochenes Gebiss ausprobieren und ihr könnt euch nicht vorstellen wie schnell ich vom Pferd abgestiegen bin. Sie hat sich fürchterlich aufgeregt und wäre glaub ich panisch geworden hätte ich es ihr nicht ganz schnell wieder rausgenommen.
Keine Ahnung was da in ihrem Kopf vorgeht, sie hat nie schlechte Erfahrungen mit dem Gebiss gemacht. Aber sie ist ein absolutes Gewohntheitstier, vielleicht hat ihr das neue Gebiss daher Angst gemacht.

Na,ja ich habe es daher jetzt erstmal nicht mehr ausprobiert .

Vielen Dank für deine Tipps! Klasse. Ich google mal nach dem Billy-Allen-Bit.
Miteinsteller haben wir leider keine.

Das Ledergebiss würde ich ja auch gerne mal probieren, aber schon etwas teuer wenn man absolut nicht weiß wie das Pferd darauf reagiert.

Also das Billy-Allen-Bit sieht gut aus. Und vom Preis annehmbar, falls man es nach dem ausprobieren gleich in die Tonne kloppen muss .

Sind die denn auf WE Turnieren erlaubt? Da muss ich mich aufjedenfall mal schlau machen.
Na,ja erstmal gucken wie es beim Stütchen ankommt.

Edit: Habe im Regelwerk nachgeschaut, der LG Zaum ist tatsächlich erlaubt, was ich absolut klasse finde. Bei den Einsteigern steht sonst nur Wassertrense. Ob das Billy Allen Bit akzeptiert wird?!

Habe gerade ein gebrauchtes für 10 € kaufen können. Das Angebot konnte ich nicht ausschlagen.
Ich werde berichten .

Nachdem Picaso mir deutlich gezeigt hat, das er (warscheinlich aufgrund schlechter Erfahrung in Spanien) kein Metall im Mund möchte, bin ich auch erstmal ein Dreivierteljahr mit Sidepull geritten und bin dann durch Zufall auf das Ledergebiss gekommen. Ich habe allerdings nicht das Original sondern ein No-Name Produkt, diese verschnallt man wie ein normales Gebiss, ohne diesen festen Riemen unterm Kinn.
Ich hatte das Gefühl, ich würde ein ganz anderes Pferd reiten. Auf einmal war die Anlehnung da, kein Verkriechen hinterm Zügel mehr-toll. Ich bleibe jetzt dabei.

Ach - da warst Du schneller - habe gerade mein Gebrauchtes vom Boden geholt.
Ich hätte es Dir zum Probieren geschickt ... Das war aber auch wirklich `ne gute Gelegenheit!
Das ist ein tolles Gebiss !