Zitat von Cruzado im Beitrag #104Ich finde das ja wirklich beeindruckend und faszinierend, dass es tatsächlich WB Züchter gibt, die ihre Pferde so "wild" aufwachsen lassen.
Ich würde nicht sagen, dass es keine WB-Züchter gibt, die das gerne tun würden, sondern dass das in den meisten Fällen ganz schnell zu einer Anzeige wegen Verwahrlosung der Pferde führt, wenn man Pferde so frei leben lässt. Ich habe ja auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Pferde auf 10 Hektar Land mit Büschen zum Windschutz, Wald zum Sonnenschutz, einem fließenden Bach und Senken sowie Anhöhen sehr wohl fühlten. Die waren so gesund wie nie zuvor. Gut, wie haben Hafer und Mineralfutter dazu gegeben und alle drei Tage hat unser Heubauer einen neuen Ballen auf die Weide gestellt, aber es gab keine Koliken, keinen Husten, keine Schnöddelnasen und wir waren auch zweimal täglich dort, um zu schauen, ob es allen gut geht und um Futter zu bringen oder auch mal eine kleine Blessur zu verarzten.
Das ging so lange gut, bis die Tierschutzfraktion der Meinung war, dass man Pferde im Winter nicht draußen halten kann und darf. Es wurde das Veterinäramt informiert und die machten mir noch das Angebot, dass wenn ein Fachtierarzt für Pferde bestätigt, dass es den Pferden gut geht, die Haltung tolerieren wird. Der Tierarzt war erstaunt, wie propper und gesund alle Pferde waren und hatte keine Einwände, die Pferde weiterhin draußen stehen zu lassen (es war ja auch schon Februar und die standen seit Mitte Mai dort - also schon knapp ein Jahr). Eigentlich sollte man glauben, dass wir damit ein Häkchen unter die Geschichte hätten machen können. Aber die Tierschutzfraktion wollte die Pferde im Stall sehen und so bekamen wir dann halt die Aufforderung, die Pferde in den Stall zu holen. Der Tierarzt schüttelte darüber den Kopf, weil er meinte, dass so eine Umstellung ein viel größeres Problem ist, als die natürlichen Wetterbedingungen, mit denen die Pferde problemlos fertig geworden sind. Der Amtsveterinär war auch sichtlich zerknirscht, als ich ihn fragte, ob wir die Rehe und Hasen und Füchse auch gleich mit einsammeln sollten, weil die ja vermutlich auch frieren, wenn die Pferde in ihren dicken Pelzen frieren, wobei sich die Pferde noch eine Speckschicht angefressen hatten, die den Rehen fehlte. Er meinte nur, dass man einen Unterschied zwischen Wald- und Haustieren machen müsste.
Insofern staune ich über jeden Betrieb, dem es nicht verboten wird, die Pferde im Winter draußen zu halten, denn müsste ich nicht mit Ärger rechnen, gäbe es bei uns sicher auch so eine Art Thüringeti, in der Pferde wirklich Pferde sein dürfen.
Das Positive an diesen Pferden ist ja meist auch, dass sie auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht haben und sich darum auch an die neuen Gegebenheiten gewöhnen.
Ich bin fast überzeugt, dass sich der "Thüringeti-Springer" auch beim Anreiten als relativ unkompliziert erweist und freue mich auf Berichte von seinen Fortschritten.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Ja, das ist wohl leider so. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn man so richtig am A**** der Welt ist, wo es einfach nicht so viele vermeintliche Tierfreunde gibt.
Und jepp, der Kleene (mit gut 1,70 Stockmaß ist eindeutig total unbedarft und lässt alles recht cool auf sich zukommen.
Ja da haben Smirr`s wirklich einen Vorteil. Das muss man erstmal finden .
Trotzalledem ist diese Haltung für mich weiterhin nahezu optimal. Zumindest wenn auch ein wenig Menschenkontakt besteht, wie bei Smirrs. Ich bin gespannt wie sich der Kleene (1,70 m ) entwickelt und ob er auch so einen engen Bezug zu Menschen aufbaut, wie wir es von unseren Pferden gewöhnt sind. Spannend!
Wäre schön, wenn er zu dir kommt. Für ihn und auch für uns, dass wir daran was teilhaben können!
"two spirits must want what two bodies can...."
"You have to become the friend of your horse before you can become his teacher" (BB)
Hab heute schon eine begeisterte Nachricht bekommen: Er lässt sich anstandlos putzen, anbinden und auch vom 15-jährigen Sohn führen, war zum Freilaufen in der Halle und hat sich wieder greifen lassen. Ist schon zum Liebling des Hofes avanciert, weil er so niedlich und neugierig ist. Jetzt wird Halfter an/ausziehen geübt und Hufe geben ...
Er soll Ende Juni zu mir kommen, ein bisschen große Weide genießen (die haben dort nur so kleine Köppelchen) und evtl. auch anreiten, wenn sie sich das bis dahin nicht schon selbst getraut haben.
Klingt doch wirklich gut! Freut mich für das Pferdchen und für dich dann auch (und uns, wenn du uns weiterhin mit Berichten versorgst).
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
Ich habe ja auch so ein relativ unbedarftes kleines Landei, wenn auch die Weiten der Thürengeti vermutlich mit nix vergleichbar sind. Und ich bin auch immer wieder total erstaunt, wie kooperativ und vertrauensvoll der auf Dinge reagiert, die ein "altes, erfahrenes" Pferd, mit dem oft schon seit Jahrzehnten täglich umgegangen wird, total aus der Ruhe bringen!
Ich freu mich schon auf weitere Berichte von dem kleinen Riesen
Na ja, bei Smirrs und schon gar in der Thüringeti wird halt generell kein Geschiss gemacht. Wenn die Pferde gehändelt werden, dann gut vorbereitet, ruhig und konequent, und die Dinge werden halt einfach gemacht, fertig. Das prägt dann vermutlich schon, auch wenn es selten/wenig ist.
Als Kontrast aus der Menschenwelt fällt mir der legendäre "Füllerführerschein" ein, den meine Tochter in der 2. Klasse abgelegt hat. Die armen Kinder mussten sich allen Ernstes eine ganze Woche lang (!!!!) mit der hochkomplexen Theorie und Praxis der Füllerbedienung auseinandersetzen, Schwungübungen machen etc., bevor sie dann tatsächlich einen Füller in die Hand nehmen durften - die Linkshänder allerdings durften es nicht mal versuchen, da sie möglicherweise frustriert hätten werden können, wenn sie mit der eigenen Hand was verschmieren *vogelzeig*. Die beste Methode, völlig hilf- und initiativlose kleine Bekloppte heranzuziehen, wenn man mich fragt.
Ich bin da ganz bei Dir - man kann auch Zuviel des Guten wollen und dadurch das Gegenteil erreichen.
Insofern bin ich auch nicht der Freund vom "Fohlenbetüddeln". Nicht dass ich meine Pferdekinder nicht auch ans Hufegeben und Halfter gewöhnte, aber das ging eher so nebenbei, ohne großes Lamente und wie Du schreibst: Ohne "Geschiss", aber mit Konsequenz und Selbstverständlichkeit.
Aber wir hatten ja auch Absetzer hier zur Aufzucht, deren Besitzer jedes Wochenende kamen, ihre Pferde aus der Herde fischten, sie putzten und mit ihnen spazieren gingen und sich dann wunderten, warum die armen Muckels erst mal was auf die Jacke bekamen, wenn die Leute ihre Pferdekinder wieder in die Herde zurück stellen, denn schließlich müssen ja die "Abtrünnigen" erst mal wieder daran erinnert werden, dass man sich nicht vom Acker macht und dann auch noch nach Möhren und Leckerchen duftend wieder auftaucht, als sei nichts gewesen.
Ich bin sehr für eine etwas "wildere" Aufzucht von Jungpferden und auch wenn wir unsere Pferde wirklich erst für die Körvorbereitung mit einem Training beglückten, waren die außerordentlich kultiviert und keinesfalls zu "Wildpferden" mutiert, an die man nicht drankommen konnte oder die dauernd ein Halfter tragen mussten, weil man sie nicht hätte aufhalftern können. Aber sie waren auch wie der Thüringeti-Pferdejunge - allem recht aufgeschlossen, neugierig und unverdorben. Ich glaube, dass das ein Vorteil ist, wenn man mit einem Jungpferd relativ wenig tut, sondern es einfach auf der Weide laufen lässt, hier und da mal ein Halter draufpackt, die Hufe anschaut und ansonsten wartet, bis es zweieinhalb oder drei Jahre alt ist, bis man was mit ihm tut.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Neueste Entwickungen: Spazierengehen im Wohngebiet etc., kein Problem. Deckengurt, kein Problem. Und er wiehert mittlerweile lauthals, wenn er seine Leute kommen hört ;-)
Der lernt wahrscheinlich gerade die Vorzüge des Reitpferdelebens kennen und schätzen - drum freut der sich so, seine Leute zu sehen ... nach vier Jahren in der Wildnis fühlt der sich gerade wie Robinson Crusoe bei seiner Rückkehr in die Zivilisation
... und dass er so offen für alles Neue ist bestätigt, dass man mit so einem unverdorbenen Pferd ganz schnell eine tolle, vertrauensvolle Bindung aufbauen kann
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Na ja, ich denke, er vermisst schon auch seine Kumpels, steht ja jetzt nicht mehr in einer Herde - aber die Vorteile der Zivilisation genießt er eindeutig auch ;-)|addpics|7pm-p-ff68.jpg|/addpics|
Was für ein tolles Bild - und Sabine hat recht - das sieht sehr kuschelig aus!
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Inzwischen ist der "Kleine", der sicher die 1,80-Marke knacken wird, angeritten. Gerade war er vier Wochen bei mir und ich war wieder neu entzückt von ihm. So ein unkompliziertes, nettes und williges Pferd!
Im Video das vierte Mal unterm Sattel. Ich stelle wieder mal fest, dass so große Pferde mir ganz gut passen, obwohl ich sowas immer vieeeel zu riesig fand.
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20.03.2017 14:49
Antworten
ist eindeutig total unbedarft und lässt alles recht cool auf sich zukommen.
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) entwickelt und ob er auch so einen engen Bezug zu Menschen aufbaut, wie wir es von unseren Pferden gewöhnt sind. Spannend!
