Danke Sabine, ich bin grad etwas schreibfaul...
Aber mir ging es 1 zu 1 so wie Dir mit Deinen Gedanken zu dieser Sendung!

Zitat von Ginny im Beitrag #229

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Vielversprechend?? Najaaaaa, ........................ ne, ich sach jetzt nix, sonst bin ich wieder die Böse

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Nein. Definitiv nicht.
Mein Gedankengang war nur, ob es sinnvoll ist, ein Pferd, das Angst hat, mit dem Tütenstock vorwärts zu treiben.

Außerdem sah es mir am Samstag eher danach aus, dass Chester keine Lust hatte.
Kann mich da aber irren und deswegen frag ich.

Ob Angst oder kein Bock sei dahingestellt, Fakt ist der "Tante" in seinem Sattel hat er nicht wirklich Vertrauen geschenkt und quasi relativ schnell alle Dienste versagt. Eine ehemalige Bekannte hatte auch so eine Stute, irgendwann kam sie dann garnicht mehr vom Hof runter außer es ist jemand mit ihr gekommen. Sie ist auch bei der kleinsten Kleinigkeit vom Pferd gesprungen, denke sowas schürt nochmal zusätzlich die Probleme.
Man kann nur hoffen das sie es jetzt dauerhaft in den Griff bekommen hat und Chester reitbar ist.

Der Fjordi hätte von mir mal ordentlich was zwischen die Hörner gekriegt, was ein ungehobelter Kerl :o/
Das mit den Handschuhen dachte ich auch Sabine *lach* Aber gut wir als Nichtprofis können da eh nicht mitreden in diesem Sinne "Topp auf den Kopp" und los geht's *daumenhoch*

Ich denke, dass es schwer zu beurteilen sein wird, ob Chester Angst hatte oder ob seine Widersetzlichkeit einen anderen Ursprung hatte, denn wir dürfen nicht vergessen, dass die Szenen zusammengeschnitten werden und man nicht alles mitbekommt, was da passiert (siehe die wechselnde Beinverpackung, die annehmen lässt, dass das, was wir als eine Trainingseinheit serviert bekommen, vermutlich eher an mehreren Drehtagen aufgenommen wurde). Um das Pferd-Reiter-Trainer-Team schwirrt auch noch ein Kamerateam rum, ein Tontechniker und der Regisseur. Ich glaube, ein Teil unserer Pferde wäre von dieser Masse Mensch mit ihren Aufnahmegeräten und dem Filmequipment schon schwer beeindruckt.

Es lief also nicht nur Sandra Prüma Schneider vor Chester und seiner Reiterin her, sondern auch noch das Vox-Drehteam. Das kann das Pferd zusätzlich irritiert haben.

Aber Frau Prüma Schneider erklärte ja zuerst, dass jede Widersetzlichkeit einen Ursprung hat, den man ergründen muss, um das Problem zu lösen - übrigens war ich an dieser Stelle der Sendung ob dieser Aussage wirklich geneigt, für all meine Kritik an ihr Abbitte zu leisten, weil dieser Satz für mich tatsächlich eines echten Pferdeprofis würdig ist - und dann wird plötzlich doch keine Ursachenforschung betrieben, sondern es kommt einfach der Tütenstock zum Einsatz, der das Pferd vorwärts treibt. Dafür hätte es nun wiederum keinen Profi gebraucht, sondern nur einen Lebensmüden, der keine Angst hat, in Schlagdistanz zum Pferd mit dem Tütenstock zu wedeln.

Nun hole ich aber auch noch mal ein kleines bisschen weiter aus und verweise auf die Tatsache, dass ein Pferd nie grundlos widersetzlich ist, denn es ist ein Fluchttier und in seinen Genen steckt ein ausgeprägter Überlebenssinn, der ihm sagt, dass es seine Zeit besser mit Fressen und Flüchten verbringen sollte, als Energie für sinnlose Aktionen zu verschwenden. Auf solche Gedanken wie: "Ich will jetzt mal den Menschen ärgern" kommt kein Pferd.

Ein Pferd folgt auch stets demjenigen, der in der Lage ist, sein Wohlbefinden zu sichern - also es auch vor Feinden zu schützen und das muss derjenige, der sich zum "Leittier" machen möchte, dann auch erst mal beweisen, bevor so ein Pferd das glaubt. Hier heißt das Zauberwort "Vertrauensbildung".

Ein Pferd, das sich nicht vom Stall wegtraut und mit allen Mitteln kämpft, um die Reise in die gefährliche Welt außerhalb seiner sicheren Box nicht antreten zu müssen, ist in jedem Fall der Meinung, dass ihn keiner da draußen beschützt und es darum so ein Risiko nicht eingehen kann.

Es hat also ganz sicher Angst, dass es sein Leben riskiert, wenn es sich vom Stall wegbewegt. Gewiss könnte auch "Faulheit" dahinter stecken, die inzwischen kultiviert wurde, wenn das Pferd merkte, dass der Weg zur Box ein kürzerer ist, als der durchs Gelände und ihm die Reiterin das immer wieder bestätigte, indem sie ihn umdrehen ließ - so ein Pferd ist ja auch clever und es gibt ja da auch Modelle, die sich lieber im Energiesparmodus bewegen, als mit immenser Leistungsbereitschaft zu glänzen.

Das glaube ich aber bei Chester nicht, weil er danach so häufig gähnte, was unter anderem ein Zeichen für Stress und oft eine Übersprungshandlung ist. Ich denke also, dass er das Vertrauen zu seiner Reiterin nicht hat, dass sie ihn heil aus dem Gelände wieder nach Hause bringen kann und darum beschließt, gleich die Bremse zu ziehen, bevor er von den Buschkobolden gefressen wird, vor denen sein Mensch ihn ja nicht beschützen kann. Und leider machte seine Reiterin auf mich auch einen etwas unentschlossenen und unsicheren Eindruck auf mich – den hinterlässt sie vermutlich auch bei ihrem Pferd Chester, der so jemandem sein Leben darum eher nicht anvertrauen möchte.

Lilo war am Anfang auch so. Aber warum sollte er mir auch vertrauen? Er kannte mich ja nicht, wusste nicht, ob er sich auf mich verlassen kann, wenn es brenzlig wird und beschloss, das besser gar nicht zu riskieren, dass ich unserer beider Leben aufs Spiel setze.

Also arbeitete ich eben erst mal an der Vertrauensbildung, um ihm zu beweisen, dass er sich auf mich verlassen kann, dass er in meiner Begleitung sicher ist.

Mal abgesehen vom Grasen an der Hand, bei dem wir zuerst mal auf unserer Seite des Hofes am Strässchen standen, dann über die Straße zum Waldrand marschierten, dann mal fast bis zur Bahnlinie gingen, wobei er dabei auch immer grasen durfte (denn Kauen entspannt), bestanden unsere ersten "Geländeritte" auch aus wenigen Metern, die wir langsam steigerten. Natürlich ist es schwer, sich in ein Pferd einzufühlen und zu merken, wann die Grenze seines Mutes oder Vertrauens erreicht ist, denn kurz davor muss man loben und umkehren und nicht warten, bis das Pferd die Initiative zur Flucht ergreift. Jede Übungseinheit muss mit einem positiven Gefühl enden, damit das Vertrauen des Pferdes zum Menschen gestärkt wird.

Lilo ist, wie die meisten wissen, ein zuverlässiges Geländepferd geworden, obwohl er - ähnlich wie Chester - am Anfang mit jedem Mittel versuchte, zum Hof umzukehren, wenn ich den Moment zum Loben und Umkehren verpasst hatte, an dem er mir noch vertraute. Und der stieg richtig und erklärte die fliegende Wende zu seiner Paradedisziplin und testete nicht nur ein bisschen an, ob er den Ausflug vorzeitig abbrechen kann, wenn es ihm draußen zu mulmig wurde.

Natürlich könnte man auch auf ein Begleitpferd setzen, dem Lilo oder auch Chester hätten folgen können, aber damit stärkt sich meiner Meinung nach eher das Vertrauen in die Artgenossen, als in das Menschlein im Sattel und man erzieht sich so gerne mal einen Kleber, der dann auch wenn das Führpferd sich erschreckt und flieht, hinterherrennt und den man trotzdem nicht alleine vom Hof wegreiten kann.

Mir war wichtig, dass Lilo mir vertraut - und der bleibt nun auch, egal was passiert, darum auch eher bei mir, als dass er "seine Beschützerin" verlässt.

Nach diesem ausschweifenden Bogen komme ich darum auch zum Entschluss, dass ich Lilo wohl auch mit Hilfe einer Rascheltüte hätte vorwärts reiten können, aber es wäre eben auch wieder nur die Angst gewesen, die ihn in die Richtung bewegt hätte, in die ich ihn eigentlich hätte führen sollen, damit er mir dahin vertrauensvoll folgt.

Und wenn hinten eine Rascheltüte droht und vorne die Gefahr der Wildnis, kann das Pferd sich zwar entscheiden, dass die Wildnis vielleicht weniger gefährlich ist, als der drohende Raschelstock und bei der Wahl zwischen Pest und Cholera die Option nehmen, die aktuell weniger bedrohlich ist, aber für mich ist das nur eine Symptombekämpfung und keine Heilung.

Insofern blieb ich mit der Frage zurück, wieso Frau Prüma Schneider ihren Ansatz der Ursachenforschung nicht in den Lösungsweg einfließen ließ und statt dessen das Mittel wählte: Wenn ein Pferd vor etwas Angst hat, mache ihm mit etwas anderem noch mehr Angst, damit es dann die erste Gefahr lieber in Kauf nimmt, als von der zweiten eingeholt zu werden.

Gewiss kann man nun sagen, dass wenn man Chester erst mal mittels Tütenstock von hinten vorwärts bewegen konnte, er irgendwann zum Erkenntnis kommt, dass das Gelände ja wirklich schön ist und er doof wäre, wenn er es nicht genießen würde und somit die Angst sein Handeln nicht mehr bestimmt, sondern die Freude am Ausritt. Das kann funktionieren, aber für mich ist das wieder dieses "Lernen mit Druck und Zwang", das Stress fördert und nicht zur Vertrauensbildung zwischen Mensch und Pferd führt, sondern nur zum Gehorsam, den das Pferd leistet.

Ich will mir ja auch keinesfalls einen Heiligenschein aufsetzen, denn natürlich habe ich auch schon mal mit einem Besen nachgeholfen, wenn wir es eilig hatten und ein Pferd vor dem Anhänger streikte. Klar denkt man sich: "Wenn das Tierchen erst mal drin ist und mit einer Möhre belohnt wurde, dann wird es auch begreifen, dass die ganze Zickerei sinnlose Anstellerei war und das Innere eines Anhängers nicht der Rachen eines Löwen ist und ihm gar nichts Schlimmes passiert!"

Die Frage ist nur, ob nicht der Stress, der Druck und die Zwangsmaßnahme die bleibendere Erinnerung sein wird, die das Pferd gar nicht zum Entspannen während der Anhängerfahrt kommen lässt und somit das Anhängerfahren weiterhin ein Stressfaktor für das Pferd bleibt, auch wenn es aus der Erfahrung auch hätte lernen können, dass ihm gar nichts passierte. Nur fühlte es sich lediglich getrieben und nicht geführt. Und genau da sehe ich den Unterschied: Treiben wird das Raubtier seine Beute – und zwar von der schützenden Herde weg, bis das Raubtier das Fluchttier erwischt und tötet. Führen wird ein souveränes Leittier diejenigen, die ihm vertrauen, dass das Leittier ihnen Sicherheit geben kann. Geführt zu werden ist also das weitaus bessere Gefühl, als getrieben zu werden.

Wenn ich also das Pferd, das sich in Gefahr fühlt, auch noch treibe, werde ich zum Raubtier und dem vertraut kein Pferd. Wenn ich hingegen beweisen kann, dass ich vertrauenswürdig bin und souverän handle, sodass demjenigen, der mir vertraut, nichts passieren kann, dann lässt sich das Pferd führen und folgt mir auch gerne überall hin.

Ein Pferd, dessen Vertrauen man gewinnen konnte, kann man mit anspruchsvollen Aufgaben konfrontieren, ohne dass sich das Pferd dadurch gestresst fühlt, denn es darf sich ja sicher fühlen, weil es weiß, dass dieser Mensch es nie einer Gefahr aussetzen wird - es sei denn man missbraucht sein Vertrauen und es lernt, dass man Menschen grundsätzlich nicht trauen darf ... aber das ist dann auch wieder ein ganz anderes Problem.

Danke für deine ausführliche Erklärung, Sabine. Mich hat Chester ziemlich an meinen Bub erinnert, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht so unsicher drauf saß (war aber auch bei mir kein Problem im Gelände).
Im Endeffekt hat mir mein Reitlehrer geholfen, ohne Druck mein Pferd wieder antraben zu können, da es einfach nur ein blöder Sitzfehler meinerseits war.

Mir tat am Samstag allerdings die Reiterin leid, denn ich glaube jeder weiß, wie es ist, wenn man die Nerven verliert.
Ich hätte es gut gefunden, wenn Sandra sich drauf gesetzt hätte, da sie bestimmt sicherer gewesen wäre und die Besitzerin dann Zeit gehabt hätte, sich zu beruhigen.
In Facebook kursiert wohl das Gerücht, dass Chester dieses Verhalten wieder zeigt und wohl mittlerweile verkauft wurde.

Und auch hier wissen wir nicht was zwischen den zusammengeschnittenen Szenen noch passierte und geforscht und trainiert wurde...........deshalb werde ich mir kein Urteil leisten, was gemacht oder nicht gemacht wurde, denn ich fand die Sendung nicht so verachtenswert wie sie wieder einmal in der Tragigkomödie dieser Schreiberline die alles besser weiß rüber kommt

Sooooo - für alle die es lesen mögen: Die Zusammenfassung der Pferdeprofis an der Bande

Die Pferdeprofis 19.03.2016 Der Norweger mit Geschmack

An dieser Stelle sei trotz gebetsmühlenartiger Widerholung meinerseits nocheinmal darauf hingewiesen: Ich finde die Sendung „Die Pferdeprofis“ auf VOX einfach kacke. Dieser meine Empfindung verleihe ich in Form einer überspitzten Nacherzählung in (für mich) recht amüsanten Stil Ausdruck. Glaubt mir, ich darf das, weil diese Fernsehsendung öffentlich über den Äther ausgestrahlt wird und die Akteure somit auch öffentlich kommentiert werden dürfen. Ich bin genauso wenig dazu angehalten, mich zuerst an die eigene Nase zu fassen, wie Tipps für besseres Training zu erteilen. Ihr dürft gerne mein Geschriebsel genauso überflüssig finden, wie ich diese Sendung, es lebe die Meinungsfreiheit. Negative Kommentare finden hier genauso ihren Platz wie positive oder Erfahrungsberichte mit den Profis aus dem wahren Leben. Ich habe ausdrücklich keine persönlichen Aversionen gegen irgendeinen der Mitwirkenden, mich macht einfach das Ergebnis auf dem Fernsehbildschirm fassungslos bis wütend. Woran das liegt, weiß ich nicht, kann ich auch nicht beurteilen.

In diesem Sinne:

Der Tragödie zweiter Akt, dessen zehnter Teil: F wie Falko, F wie Fett, F wie Frech, V wie Verzogen.

Der Bernd hat heute einen skandinavischen Patienten. Falko, ein vollkommen verfetteter fünfjähriger Norweger lebt bei seiner Besitzerin Melanie in einem Offenstallparadis in der Nähe von Regensburg. Im Einspieler sehen wir Melanies Bewerbungsvideo. Sie demostriert uns eindrucksvoll, dass Falko sich gebärdet wie eine Schnappschildkröte, sobald sie ihn zu irgendeiner Art von Arbeit überreden möchte. Während sie leicht debil in die Kamera erzählt, dass sie eigentlich keinen Norweger wollte, sich aber über das Kleinbanzeigenportal eines Internetauktionshauses direkt in den flotten Falko reinverliebt hätte, kaut dieser auf der Führkette rum und wedelt damit lustig durch die Luft. Weil Führketten auf Dauer aber wenig Nährwert enthalten, beisst er mit großer Vorliebe auch in seine niedliche jugendliche Besitzerin. Sie erklärt uns grinsend, dass ihr Oberarm bereits in seinem Monstermaul verschwunden und einer ihrer Finger schon einmal ‚fast ab‘ war. Danach versucht sie, dem frechen Pony ein Stangengebiss auf dem innovativ eingezäunten Reitplatz in die Schnauze zu organisieren, leider ohne Erfolg. Als Falko sowohl das Zaumzeug als auch Halfter mit Führkette erfolgreich in den Dreck getreten hat, zuckt sie ernüchtert die Schultern und teilt uns mit, dass sie ihre Bemühungen jetzt einstellt und aufgibt.

Nur weil Melanie die Flinte ins Korn wirft, tut Zöppel-Berni das noch lange nicht. Bewaffnet mit Knotenhalfter und Zentrifugierstrick kommt er hochmotiviert bei Melanie und Frettchen-Fjordi an. Diese stiefelt auch gleich los, um den lustigen Gelben zum Arbeiten abzuholen. Das klappt auch hervorragend, aber als das Gespann auf den Reitplatz abbiegt, macht Bernd wohlweislich schnell den Draht zu. Besser ist es, stellt sich schnell heraus, den Falko dreht der ganzen Situation den Allerwertesten zu und ist dann mal weg. Melanie tut ihr Möglichstes um den sturen Lumpi am Ausreissen zu hindern, ist aber gegen 500 kg geballte Ponypower machtlos. Und das gleich zwei Mal hintereinander. Deshalb wird kurzerhand das Halfter vom Ponykopf montiert und Melanie scheucht den gelben Skandinavier mit einer Peitsche medium motiviert über den Reitplatz. Falko bockt auch recht lustig durch die Gegend, nach der Bodenarbeit, die uns der kluge Kommentator angekündigt hat, sieht das aber nicht so wirklich aus. Deswegen wird das Tierchen wieder zur Besitzerin beordert, mit Westernpritsche gesattelt und trotz heftiger Gegenwehr getrenst. Da diese das Equipment erst holen muss, bietet sich Bernd an, Falko solange zu arretieren. Da er aber in bester ProVieh-Manier mal wieder keine Handschuhe trägt, lässt er selbigen beim ersten Fluchtversuch freiwillig stiften gehen, weil ihm sonst das Führseil die Finger verbrennen würde (Ja, das haben diese verdammten Stricke so an sich). Beim Besteigungsversuch von Melanie versteht es der dicke Norweger, sich mit heftigem Hufgescharre und geschickten Drehmanövern vor der Verwendung als Reitpony zu entziehen. Diese wendet Trick Siebzehn an und versucht den norwegischen Brocken von der rechten Seite zu erklimmen. Hier bei behält Falko zwar die Position, beißt bedingt durch mangelnde Kontrolle des linken Zügels seiner Reiterin zur Motivation beim Aufsteigen aber noch einmal kurz ins Bein. Bernd fragt nach, ob der Falko nur kaut oder auch schluckt und unterbindet weitere Reitversuche aus Sicherheitsgründen.

Als Nächstes stülpt er sein mitgebrachtes Knotenhalfter auf den Ponyschädel und zentrifugiert das dicke Tier von längs nach quer über den weitläufigen Platz. Dieses scheint sich zunächst in sein Schicksal zu fügen, bei der kleinsten Unachtsamkeit auf Zöppels Seite sucht es aber sofort wieder sein Heil in der Flucht. Bernd ist um seine unbehandschuhten Hände bedacht und lässt den Kollegen ziehen, nimmt diese Aktion aber zum Anlass, eine stationäre Therapie zu empfehlen. Damit ist der Falko von der Arbeit entlassen und grinst sich Einen ob seines klaren Siegs nach Punkten und Knock Out.
Auf der MRanch von Ex-Azubi Alex angekommen werden Falko und Melanie in das löcherig bebretterte RoundPen verfrachtet. Hier scheucht erst Bernd das explodierte Sofakissen mit einem Tütenstock in der Runde und übergibt letzteren als Staffelstab alsbald weiter an Melanie. Diese soll ihrem dicken Pony mit der Raschelpitsche ordentlich Zunder unterm Hintern machen, aber sobald Falko mit einem Ohr zu ihr hinsieht damit aufhören und zurückweichen. Als Krönung darf sie zu ihm hingehen und ihm über den Schädel streicheln, damit er danach hinter ihr herwatschelt. Dieses Spiel haben beide Hauptakteure auch ziemlich schnell ziemlich gut verstanden, deswegen wird nun der Schwierigkeitsgrad erhöht. Das Halfter wird wieder um den Kopf geknotet und nun ist die Melanie selber dran mit dem Zentrifugeneinsatz. Nachdem dieser sie mal wieder gekonnt ignoriert und lässt das Führseil fliegen und ihm mit dem Raschelstock ordentlich die Hausordnung vorzulesen. Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass das Pony nur aufgrund von suboptimalen Bodenverhältnissen ein bisschen stolpert und nicht aus vollem Go auf das Seil tritt um sich das Knotenhalfter in den Kopf zu donnern, sich das Nasenbein zu brechen, oder einen Salto vorwärts zu schlagen. Mit etwas Nachhilfe vom Bernd hat die dauergrinsende Melanie dann auch alsbald die Kontrolle über des Falkos Hinterkiste erlangt und kann ihn zu spontanen Handwechseln überreden. Damit soll die Trainingseinheit für heute beendet sein und Bernd ist mit seiner Schülerin zufrieden. Melanie ist auch zufrieden und findet richtig gut, was sie da tut.

In der nächsten Einstellung finden wir uns in der Reithalle wieder. Bernd hat den Falko mit dem Knotenhalfter an einem Metalpanel festgebunden (Beides keine guten Ideen, Anm. der Chronistin) und will den Norweger satteln, damit aus dem Bodenarbeits- mal wieder ein Reitpony wird. Beim Satteln fällt es Melanie wie Schuppen von den Augen, es könnte schon sein, dass sie zu nett zum fetten Pony gewesen ist, und ihm einfach auch mal nicht gesagt hat, wann es sich falsch verhalten hat. Das liegt aber vor allem daran, dass sie keinen Freund hat. Wenn man in Zukunft zusammen reiten könne, also sie und das Pony, dann würde das die Beziehung aber sicher festigen, freut sie sich wie ein Grinsekeks. Bernd hat dem Fjordi ein Bosal verpasst und will nun in den Sattel. Jegliche Form der Arbeitsverweigerung, ob drehen oder beißen wird sofort und konsequent geahndet, sodass der Gelbe in Rekordzeit erklommen ist. Nachdem Bernd den kurzhalsigen Skandinavier von längs nach Quer so richtig durchgestellt hat und wieder einmal diverse Bremsmanöver mit dem Pferdekopf gegen die Bande durchgeführt hat, traut er sich ein kleines Galöppchen zu. Falko schmeißt auch nur einmal kurz den Arsch hoch und benimmt sich danach tatsächlich wie ein Reitpferd. Deswegen darf Melanie dann auch noch einmal drauf. Sie soll zwar im Kreis um Bernd herumreiten und die Lenkung ein wenig testen, eiert aber in Schlangenlinien ganze Bahn, die ein bisschen so wirken als hätte ein Teil des Reiter Pferd Duos ein bis zwölf über den Durst getrunken. Falko versucht aber brav der doch minimal widersprüchlichen Hilfengebung seines Reiterleins zu folgen und darf deswegen dann auch ins Bett.

Einige Monate später kommt dann der ultimative Test. Falko soll mit Melanie durch den Trailparcours, zunächst geführt und dann geritten. Er stampft durch Das Geäst als hätte er nie etwas anderes gemacht, deswegen schnappt sich Zöppl jetzt auch ein Pony und man reitet gemeinschaftlich in die bayerische Prärie. Bergan empfiehlt Bernd Melanie, die hinter ihm reitet, ihrem Pony am Gebiss ein bisschen zu helfen, damit es nicht stolpert. Das hätte er gar nicht zu sagen brauchen, hängt Melanie dem Tierchen doch sowieso permanent in der Schnauze. Beim abschließenden Trab fällt es dem geneigten Zuschauer wie Schuppen von den Augen: Die Melanie sitzt nicht nur zum ersten Mal auf ihrem eigenen Pferd, sondern zum ersten Mal überhaupt. Sie fliegt bei jedem zaghaften Ponyschritt einen halben Meter aus dem Sattel, kommt in Rücklage und versucht diese am Zügel ziehend wieder auszugleichen. Zurück auf der Ranch ist Bernd sich sicher, dass Falko jetzt Nehmerqualitäten genug entwickelt hat und Melanie gut mit ihm zurecht kommen wird. Und wenn nicht, grinst sie nach wie vor leicht verwirrt dreinschauend in die Kamera, dann weiß sie ja, wo es kompetente Hilfe gibt.

Mal im Ernst: An der Arbeit von Bernd gibt es von der Herangehensweise her nichts auszusetzen. Ein Blinder mit dem Krückstock konnte sehen, dass dieses Mistbiest frech und unerzogen war und man um eine deutliche Ansage niemals drum herum gekommen wäre. Mich stören aber nach wie vor die Sicherheitsaspekte. Wenn Bernd keinen Helm und keine Handschuhe tragen will, sein Kopf, seine Hände, sein Bier. Aber ein Pferd am Knotenhalfter an einem beweglichen Panel anzubinden ist grob fahrlässig. Genauso einer Schülerin zu empfehlen, die am Knotenhalfter fix befestigte Leine einfach wegzuwerfen und von hinten ordentlich Qualm zu machen. Wenn er so einen Schwachsinn in Zukunft einfach unterlassen könnte, würde ich mit meinem Urteil vermutlich deutlich gnädiger werden. Was das Gebremse gegen die Wand und die übertriebene Biegung des Halses soll, ist mir als Vertreter der klassischen Reitweise nach wie vor ein Rätsel, bei uns macht man so vor allem eins: Pferde mit Ansage kaputt. Wenn das im Westernreiten aber ein gängiges Prozedere ist, dann soll mich das nicht weiter stören.

Die Grundaussage dieser Sendung dagegen ist mir eindeutig zu kurz gekommen: Liebe Kinder, auch wenn ihr keinen Freund habt und auch wenn ihr schon mal ein Pony gestreichelt habt in eurem Leben. Bitte, bitte, kauft euch nicht einfach ein junges Pferd, auch wenn es euch noch so kulleräugig vom Bildschirm anglotzt! Wenn ihr unbedingt ein Pferd haben wollt, dann kauft euch eins, was zu euren Fähigkeiten passt, sucht euch einen guten Reitlehrer und lernt verdammich noch eins, wie man mit Pferden umgeht und wie man sie reitet! Alternativ gibt es auch Reitschulen oder Reitbeteiligungen, um zumindest die Grundbegriffe zu festigen, bevor man sich in das Abenteuer eigenes Pferd stürzt. Ich wage zu prognostizieren, dass die von Melanie so gewünschten Ausritte mit ihrem Falko in Eigenregie nicht lange so locker flockig funktionieren werden. Solche Pferde sind oft Dauerpatienten, die nach dem dritten Rückfall irgendwann einfach nicht mehr korrigierbar sind. Diese sind dann schön günstig bei den Kleinanzeigen als Problempferd zu erwerben und warten auf den nächsten an Selbstüberschätzung leidenden Selfmade-Profi, der gerne mal was retten möchte.


Ich gebe zu, dass ich ob der satirischen Zusammenfassung mit gemischten Gefühlen hadere.

Schon beim Wegfindungsproblempferd Chester überlegte ich, ob ich das noch zum Lachen finde - und ich lasse mich gerne satirisch unterhalten.

Natürlich ist es schwer, immer lustig zu schreiben, denn ein Gag zündet in der Regel nur einmal und wird spätestens beim vierten mal zum Rohrkrepierer. Insofern ist es auch nicht an mir, das Geschriebene zu kritisieren, denn ich könnte auch nicht Woche für Woche lustige Kommentare schreiben und Situationen, die mich nur noch fassungslos machen, in witzige Worte verpacken.

Aber ich habe wirklich bei den allerersten Glossen noch Tränen gelacht und nun kann ich nicht einmal mehr schmunzeln.

Gewiss liegt das auch daran, dass wenn man hin und wieder eine Sendung humoristisch zusammenfasst, die Erwartungen der Leser nicht so hoch gesteckt sind und der satirische Esprit noch reichlich versprüht werden kann - er hat sich ja auch nicht abgenutzt. Wenn man aber eine Facebookseite Woche für Woche mit zwei Pferdeprofifällen bestücken muss und die "Geier schon kreisen, um endlich zuhacken zu können", dann gerät man unter Erfolgsdruck und wenn man lustig sein will, ist man es meist schon nicht mehr.

Nur beschleicht mich auch das ungute Gefühl, dass ich darüber gar nicht mehr lachen möchte - und das hat nichts mit der Schreiberin der Pferdeprofis an der Bande-Beiträge zu tun, sondern damit, dass eben diese Fassungslosigkeit über das, was da in der Sendung gezeigt wird, den Unterhaltungswert, den ich darin fand, deutlich überlagert.

Ich habe mir gestern den Rest der Sendung noch angeschaut, bevor ich heute die Zusammenfassung der Pferdeprofis an der Bande las und ich habe mein persönliches Fazit zum "Problemfall Falko" mit verständnislosem Kopfschütteln gezogen.

Nicht weil die Besitzerin des Norwegerponys so unbedarft wirkte und ich leider davon ausgehe, dass Falko schnell wieder zu seiner alten Form zurückfinden wird, mit der er seine Reiterin überforderte. Nicht weil der Westersattel so augenscheinlich nicht passte, dass man schon geneigt war, froh zu sein, dass das Mädel gar nicht erst in ihm Platz nehmen konnte, weil das zumindest den Ponyrücken schonte. Auch nicht, weil ihr die Koordination im Sattel sichtlich schwer fiel, weshalb sie sich dann auch an den Zügeln festhielt.

Mich entsetzte vielmehr, dass die Sendung immer mehr Szenen verwendet, die den Zuschauer vielleicht animieren könnten, sie gleich mal Zuhause nachzustellen.

Sandra Schneider, die in Schlagdistanz zum Pferd mit dem Tütenstock herumwedelt
Bernd Hackl, der ein Pferd ohne Handschuhe führt und longiert, das dafür bekannt ist, dass es den Leuten den Strick oder die Longe durch die Hand zieht und abhaut
Und nochmal Bernd Hackl, der ein Pferd an einem beweglichen Gatter festbindet (ich weiß, dass er den Strick nur um die Rohre schlang, aber auch das kann sich festziehen und so ein Paneel zum Umfallen bringen)
Bernd Hackl die Dritte, weil er ein Pferd nicht nur loslässt, sondern seine unbedarfte Schülerin, die garantiert keinen seiner Ausbildungsschritte in Frage stellt, sondern sie 1:1 umsetzt, auch noch ermuntert, die Longe fallen zu lassen und ihr Pferd vorwärts zu treiben, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass so ein Knotenhalfter ja genau darum zu präzise auf bestimmte Punkte am Kopf wirkt, weil die Knoten Druck auf die unter der Haut verlaufenden Nerven ausüben. Wenn der aber nicht mehr von der Menschenhand verursacht wird, sondern durch einen Pferdehuf entsteht, der auf den Strick tritt, dann kann das zu ernsthaften Verletzungen führen. Übrigens nicht nur am Kopf, sondern auch am empfindlichen Genick, wo das Halfter punktuell zwischen Atlas und Axis liegt und die Halswirbelsäule verletzen kann.

Ich weiß das, aber wenn sich darüber jemand weniger Gedanken macht, als alle diejenigen, denen das auffiel, dann macht er das vielleicht nach und lässt nun bei jeder Gelegenheit die Longe fahren, um sein Pferd ein bisschen mit dem Tütenstock zu scheuchen, bis es einen endlich wieder mit dem Ohr anschaut (also an der Stelle musste ich trotz meiner Fassungslosigkeit lachen, denn ich stellte mir vor, dass Falko eine Pupille in der Ohrmuschel sitzen hat, denn sonst könnte er ja nicht mit den Ohren kucken) ... oder vorher auf die Longe tritt und sich einen Halswirbel ausrenkt.

Und ja - wir wissen nicht, was zwischen den gezeigten Szenen passiert, was nach Regieanweisung geschieht oder wie Passagen zusammengeschnitten werden, um in ihrer Wirkung auf die Zuschauer zu polarisieren. Aber wenn jemand, der Geld dafür bekommt, dass er Problempferde korrigiert, so dilettantisch arbeitet und sich, das Problempferd und den Besitzer in Gefahr bringt, sich zu verletzen, ist dann er oder der Sender schuld, wenn das jemand nachmacht und sich ein Pferd oder sein Mensch dabei verletzt?

Und ebenfalls ja - ich habe die Methode des Wegscheuchens bei Lilo auch schon eingesetzt, wenn der mich ignorierte. Das funktioniert auch, aber man muss sich auch klar machen, dass hier wieder mit Druck und Stress gearbeitet wird (das Lippen lecken ist nicht zwingend ein Zeichen von Wohlbefinden, sondern kann auch eine Übersprungshandlung sein, die dem Stress geschuldet ist). Pferde sind Herdentiere und fühlen sich nur sicher, wenn sie sich jemandem anschließen dürfen. Schickt man sie von sich weg, überlässt man sie quasi ihrem Schicksal, weil man sie aus dem Kreis der Sicherheit und des Schutzes ausschließt. Das Lippenlecken ist in diesem Fall ein "Calming Signal" und soll den Menschen beschwichtigen, damit er das Pferd nicht mehr vertreibt, sondern es in seinen Schutzkreis zurückkommen darf.

Es kenne nun zwar keine wissenschaftliche Studie, die auswertet, ob eine solche Trainingsmethode, wenn man sie bei einer sonst guten Vertrauensbildung kurz anwendet, um eine Situation zu klären, dazu führt, dass das Pferd das Vertrauen zum Menschen verliert. Aber ich glaube schon, dass es ein bisschen daran kratzt, wenn der sonst so souveräne Mensch, dem das Pferd vertraut, ihm plötzlich seine Sicherheit und seinen Schutz entzieht.

Ich will das aber auch nicht bewerten, denn wie ich schon schrieb: Es ist manchmal der Situation geschuldet und zeigt dem Pferd sehr deutlich, wie hilflos es ist, wenn der Mensch es verstößt und lässt es in der Regel mit solchen Demutsgesten reagieren. Man sollte sein Pferd aber auch gut kennen und in es hineinfühlen können, um sich eines solchen Druckmittel homöopathisch dosiert zu bedienen, denn es stresst das Pferd in jedem Fall und zwingt es, seine rangniedrige Position einzunehmen, um nicht weiterhin aus dem Schutzkreis des Chefs ausgeschlossen zu werden.

Aber beide Pferdeprofis arbeiten ausschließlich mit solchen Druckmitteln: Sandra Schneider macht Chester klar, dass die Gefahr, die von hinten droht, viel größer ist, als die, welche von vorn drohen könnte und zwingt es, ein Risiko einzugehen. Die Folge davon ist sein Stressgähnen.

Bernd Hackl gibt einem unbedarften Mädel, das eigentlich keinen Bezug zu seinem Pferd entwickelt hat, ein Druckmittel in die Hand, damit sie ihr Pferd stresst (das dann auch das Calming Signal des Lippenleckens zeigt) - Falko funktioniert unter diesem psychischen Druck auch. Aber wie lange?

Es ist eben genau der Weg von Druck und Zwang, der eine ganz präzise Konsequenz des Menschen erfordert, denn wenn man mit diesen Druck wegnimmt oder auch nur einen Moment Schwäche zeigt, die das Pferd auf die Idee bringen könnte, dass es dem Menschlein eventuell doch (kräftemäßig) überlegen ist und es sich dann doch lieber auf sich selbst, als auf den Besitzer verlässt, um sich Sicherheit und Wohlbefinden zu verschaffen, dann hat man ein wirkliches Problem(pferd).

Dominanz ist sicherlich ein gutes Instrument, um sich sein Pferd zum folgsamen Soldaten zu machen, aber um ein Pferd zu submissionieren, sollte man nicht selbst hilflos sein und glauben, dass das Wedeln mit dem Tütenstock das Problem immer löst, denn man darf nicht vergessen, dass es clevere Pferde gibt, die sich irgendwann überlegen, dass ein gezielter Tritt nach dem Tütenstock ihr Problem ganz schnell löst.

Insofern halte ich es für fahrlässig, dass Profis den Pferdebesitzern ein Instrument in die Hand geben, das bei einem selbstbewussten, gefestigten Menschen, der sein Pferd einschätzen kann, ganz gewiss zum Erfolg führt, aber bei den hilflosen Leuten irgendwann auch zum Rückschlag führen könnte.

Und wenn ich dann lese, dass manche der von den Profis therapierte Pferde entweder irgendwann verkauft wurden, weil das Problem wiederkehrte oder dass die Pferde wieder bei einem der Profis stehen, der nacharbeiten muss, dann funktioniert dieser Weg des Druckaufbaus und Pferdstressens eben nicht, wenn man kein Profi ist.

Die Alternative wäre der Vertrauensweg, aber der würde das Format sprengen, denn die Profis müssten bei den Besitzern anfangen und Mensch und Pferd aufeinander sensibilisieren. Aber wer will das sehen?

Also ich bin nach der letzten Pferdeprofi-Sendung etwas unschlüssig, ob ich dem Format noch den Unterhaltungswert beimessen möchte, den ich darin bislang noch fand - zwar geringer werdend, aber ich konnte den Szenen noch mit Amüsement folgen.

Aber wenn ein Pferd eine solche Angst vor dem Menschen hat wie Katlene - sollte dann nicht eher die Bindung zu seinem Menschen vor Ort verbessert werden, anstatt dass man ihm zusätzlich noch die Sicherheit der vertrauten Umgebung nimmt, an die es sich in den letzten 10 Monaten zumindest gewöhnen konnte?

Ich habe mich auch wirklich bemüht, nun Sandra Prüma Schneider positive Seiten abzugewinnen, sie nicht zu verurteilen oder ungerechtfertigt zu kritisieren, aber was brachte das denn, dass die Stute gesattelt werden musste, wenn sie sowieso schon Angst hat - man sah dem Pferd doch an, dass es eher versteinert, als die Flucht nach vorn anzutreten. Und dann dieses affektierte "mein Heaaarz". Sie sorgt dafür, dass das Pferd sich angstvoll präsentiert und fängt dann fast an zu weinen, weil sie merkt, dass das Pferd im Grundsatz sehr nett, aber schrecklich ängstlich ist? Hat sie das vorher nicht gemerkt?

Ich weiß auch nicht, ob ich es gut finde, wenn jemand eine solche Angst vor dem Reiten hat, dass er auf der Aufsteigehilfe stehend fast einen Nervenzusammenbruch riskiert, wenn man sagt: "Da muss sie jetzt durch!" Muss sie? Wäre es nicht auch da sinnvoll zu sagen: "Lass das mit dem Reiten, bis Du wieder Vertrauen zu Deinem Pferd hast"?

Was nützt da die Erklärung, dass das Pferd den Adrenalinanstieg der Reiterin wahr nimmt und entsprechend reagiert, wenn man die Reiterin dann trotz ihrer panischen Angst vor dem Reiten dazu zwingt, "noch eine Runde übers Feld" zu drehen?

Braucht es da nun einen Pferdeprofi, der neuerdings ständig Leute im Sattel zum Weinen bringt, weil sie sich überfordert fühlen?

Ich glaube auch, dass es viele bessere Wege gibt, jemandem das Vertrauen im Sattel zurück zu geben, als die Hauruckmethode.

Und als Profi hat Sandra Schneider bei mir an Ansehen spätestens da verloren, als der Besitzer von Katlene sein Pferd neben ihr herführen musste, weil sie den Tinker Harry nicht von seiner Freundin wegsteuern konnte. Wenn ein Profi ein Pferd, das kein Kleber ist (man konnte ihn vom Hof wegreiten und an anderen Pferden vorbei und er versuchte nicht mal zurückzulaufen, als seine Freundin nach ihm wieherte), nicht einmal durch die Halle gesteuert bekommt, ohne einen Menschen mit Führpferd bemühen zu müssen, verliert dieser Reiter für mich den Profistatus.

Die Liesel und ihre Ruth hatten allerdings schon Unterhaltungspotential ... aber so ganz kann ich die "Spontanwandlung vom Stehpferd zum Reitpferd" noch nicht nachvollziehen, denn dass die Quadratur des Kreises die Lösung des Problems barg, weckt in mir schon wieder diesen Verdacht, dass das Pferd kein so echtes Problem hatte und man folglich eins stricken musste, damit der Zuschauer was zu Kucken bekommt.

Zuerst sieht man ein unter dem Reiter von der Aufsteighilfe davontrabendes Pferd (es bewegte sich also durchaus), dann wird mit einer tütenbestückten Gerte gezeigt, dass das Pferd sich nicht mal damit zum Vorwärts überreden lässt und dann kommt der Bernd ganze vier Mal und schon sehen wir, dass Ruth (die ja auch als erfahrene Reiterin vorgestellt wurde) munter aus dem Gelände kommt (hat der Bernd auch ganz sicher nicht gewusst, dass die Ruth schon alleine ausreiten geht, denn sonst hätte er sie ja nicht so gestellt gesucht ... echt Ihr VOX-Leute, lasst mich wenigstens glauben, dass nicht alles nur gestellt ist, was ihr uns als Sendung zeigt und führt uns nicht so deutlich vor, dass Ihr uns für echt doof haltet).

Und dann reitet die Ruth ihre Liesel so locker flockig über den Platz, dass es mir sehr, sehr schwer fällt zu glauben, dass zwischen den ersten und den letzten Szenen nur drei Berndbesuche reichten, um das zu erreichen. Dafür, dass die Liesel vorher nur bestiegen, aber nie geritten werden konnte, lief sie mir einfach zu ausbalanciert.

Und bei dem "ich geh nicht in diese Box, sondern nur in die andere", vermutete unsere Tochter, dass in der ersten Box einer stand, der kschksch machte und in der zweiten einer mit Möhren lockte, damit die Szene so in die Kamera fand.

Aber ich will ja das Positive nicht versäumen zu erwähnen, denn der Bernd hat den Stock mit dem Fähnchen dran weggelegt und bis auf diese "zusammengelegter Führstrick auf die Jacke hauen" (da fand ich das etwas geschockte Gesicht von Ruth einfach zu gut! - ich dachte, die verhaut jetzt gleich den Bernd) einen ganz guten Weg gefunden, um Liesel mit der Kultur eines honetten und dem Menschen gegenüber einigermaßen respektvollen Pferdes vertraut zu machen.

Ich werde nur das Gefühl nicht los, dass Ruth im Prinzip gar nicht so dappig ist, wie sie gezeigt wurde und sie lediglich einer Regieanweisung folgte, die sie anwies, sich mal ein bisschen weniger "erfahren" zu präsentieren, damit die Leute nicht das Gefühl haben, dass es den Bernd vielleicht gar nicht vor Ort gebraucht hätte.

Zuerst dachte ich nämlich, dass sie sich vielleicht besser ein bisschen weniger Pferd hätte kaufen sollen und dass sie mit "hatte ein paar Reitbeteiligungen und ein paar schwierige Pferde durchs Gelände geritten" mal wieder zu der Gruppe der Selbstüberschätzer gehört ... und am Schluss dachte ich: "Ey Ruth ... Du hast uns ganz schön an der Nase rumgeführt!"

Also ich fand den Tinker völlig entspannt und auch ich bin nach meinem schweren Unfall damals direkt wieder auf mein Pferd, denn was nutzt es mir wenn ich mich auf ein fremdes Pferd traue, aber weiterhin vor meinem Angst habe

Und sie hat das ja auch nicht "zwingend" von der Reiterin verlangt, ich denke wenn sie nicht gewollt hätte, hätte Sandra das auch nicht erzwungen.

Zu dem nicht wegreiten vom anderen Pferd, ich fand das ok, warum will man auf teufel komm raus etwas versuchen wenn man merkt das Pferd wird unsicher und könnte sich aufregen wenn ich wegreite, danach hätte man die Besitzerin dann erst mal nicht mehr drauf setzen können, da das mit Sicherheit ihr nicht das Vertrauen gegeben hätte das ihr Pferd ruhig bleibt.

Ich habe Casper (Pina klebt wie Sekundenkleber) auch langsam immer weiter auf der Weide von Pina weggeritten, damit sie sich nicht aufregt. Denn aufregen und rumrennen, wäre letztes Jahr das letzte gewesen was wir bei ihr hätten gebrauchen können.

Wiederum kann ich ohne Probleme mit Pina alleine los, das ist für sie kein Problem, nur wenn ich mit Casper weggehe und sie ganz allein bleibt.

Nunja - ich kann mir schon vorstellen, dass es gar nicht so verkehrt ist, wenn man erst einmal wieder Sicherheit auf einem kreuzbraven Pferd gewinnt, den wirklich gar nichts aus der Ruhe bringen kann und dem selbst die traumatisierte Reiterin vertrauen kann. Was ich nämlich als Problem sehe ist, dass sie ihrem Pferd mit ihrer Angst keine Sicherheit geben kann. Sie sitzt so verkrampft auf ihrem Pferd, dass sie gar nicht zum entspannen kommt und ich fürchte, dass wenn sie dann ohne Helfer an der Seite drauf sitzt und das Pony losstratzt, sie panisch wird und ihr Harry dann wirklich aufdreht und dann steigt sie vermutlich gar nicht mehr in den Sattel.

Gewinnt sie hingegen erst mal wieder Vertrauen im Sattel eines braven Pferdes, wird sie sich auch entspannter auf ihren Tinker setzen können.

Ich hatte vor 30 Jahren ja meine Stute, die ich selbst angeritten hatte, über die Regenbogenbrücke schicken müssen und mir natürlich wieder einen rohen Trakehner gekauft - nur war der viel elektrischer, als meine Stute es war.

Ich fiel unters Pferd, mit dem Pferd, kippte mit dem steigenden Pferd um, knallte mit dem Knie an den Bügel eines anderen Reiters, den wir rammten, als mir mein Pferd durchging und ich ihn in einer Ecke zu bremsen versuchte, die dieser Reiter dummerweise besetzt hielt. Schlussendlich krachte ich dann noch mit dem Knie in einen Oxer und schredderte zwei Stangen, weil ich mein Pferd vor dem Sprung bremsen wollte und er drüber sprang.

Nach einem halben Jahr hatte ich Magenschmerzen, wenn ich mein Pferd reiten musste und stellte ihn für ein paar Wochen auf eine Sommerweide, um erst mal Abstand zu gewinnen. In der Zeit ritt ich das Pferd meines Mannes und das meines Trainers und konnte mich auch endlich wieder im Sattel entspannen. Mein Sitz hatte gelitten und mein Selbstvertrauen noch mehr. Aber nach vier Wochen fühlte ich mich im Sattel wieder wohl und als ich mein Pferd von der Weide holte, hatte ich zwar auch ein bisschen ein flaues Gefühl im Magen, als ich aufstieg, aber ich war nicht mehr so verkrampft wie vorher und darum entspannte sich auch mein Pferd - wir haben sechs Wochen später den Reservesieg in einer Materialprüfung holen können und obwohl er mir in der Siegerehrung noch mal richtig durchging, bekam ich keine Angst, sondern versuchte ihn vor einem Sprung zu bremsen ... diesmal war ich aber darauf gefasst, dass mein Traki springt ;-) Aber danach konnte ich ihn auch durchparieren.

Ich will nun auch nicht auf den Putz hauen oder mir einen Lorbeerkranz flechten, aber ich habe viele Jahre lang Korrekturpferde geritten - für Geld und damit war ich ein Profi. Als solcher war es nun mal meine Aufgabe, es besser zu machen, als der Besitzer, der mit seinem Pferd nicht mehr klar kam. Sandra Schneider nennt sich Profi und von einem solchen erwarte ich, dass er so sicher und souverän im Sattel sitzt, dass sie dem Tinker Harry die nötige Sicherheit hätte geben können müssen, um ihn von Katlene wegzureiten.

Wäre ich nämlich die panische Besitzerin gewesen, hätte ich nach dieser Aktion bestenfalls gedacht, dass wenn nicht mal ein Profi mein Pferd steuern kann, ohne dass ein Führpferd vorneweg läuft, dass ich dann gar nicht erst versuchen muss mich auf ein solch renitentes Tier draufzusetzen.

Hätte Sandra den Tinker Harry souverän durch die Halle gelenkt, wäre der auch problemlos dahin gelaufen, wohin er hätte laufen sollen und das hätte der Besitzerin ganz sicher ein besseres Gefühl gegeben, weil sie gesehen hätte, dass ihr Pferd sogar in der fremden Halle problemlos "funktioniert".

Statt dessen wurde ihr doch vor Augen geführt, dass nicht mal ein Profi ihn gelenkt bekommt - das ist sicher dem Vertrauen zum Pferd nicht förderlich.

Sabine, das ist bei so einem Pferd ja auch ok, aber der Tinker von ihr war totenbrav, sonst wäre der bestimmt nicht so gelassen geblieben und er ist ja auch im Gelände nicht durchgegangen oder sonstwas, sondern gestolpert.

So langsam werde ich zum "Zöppl-Bernie"-Fan.

Ich glaube, der hat all die bissigen Kommentare zur Sendung gelesen und dann überlegt, dass es Zeit ist, sich mal so zu präsentieren, dass die Leute ihn als Profi wieder ernst nehmen ... und Chapeau lieber Bernd, das machst Du richtig gut!

Ganz ehrlich? Ich hätte mich auf diese Raketenabschussrampe nicht setzen mögen und hatte ernsthafte Zweifel, ob das schicke Pferdchen je mehr tun kann, als auf der Weide der Schönste zu sein.

Aber der Bernd hat es allen bewiesen und aus dem schreckhaften Pferdetier ein Reitpferd gemacht.

Vor allem ist er dabei auch noch höchst unterhaltsam ... seine Gespräche mit dem Pferd: "Dann sagt er ... und dann sage ich ... und er sagt wieder ... aber ich sage ..." finde ich genial. Vor allem, weil sie seine Arbeitsschritte nachvollziebar machen und das auf eine Weise, die nicht nur lustig, sondern lehrreich ist.

Bei mir hat Bernd tatsächlich viele, viele Punkte gewonnen und ich würde mir wünschen, dass die Sendung im nächsten Frühjahr ohne Frau Prüma, dafür aber mit einer Doppelfolge Bernd weiter geht, denn die Trainingsschritte, bei denen er ohne Druck arbeitet, finde ich durchaus inspirierend.

Vor allem aber macht er das, was einen Profi auszeichnet: Er zeigt den überforderten Pferdebesitzern, wie es geht und traut sich auch, auf ein wirkliches Problempferd zu sitzen.