Zitat von Ginny im Beitrag #31

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Wenn der Kleine gleich losgeht, ist er evtl noch rechtzeitig zum Ostermontag bei Dir

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Eigentlich wollte ich hier nur wieder die ein oder andere neue Geschichte reinschreiben, da fiel mir auf, dass Wanathon der Grund für die Eröffnung des Threads war. Nachdem er schlussendlich erfolgreich an jemanden verkauft wurde, die ihn mit Stuten zusammen laufen liess, hat diese Dame nun leider die Zucht von Kiger Mustangs aufgegeben und Wanathon steht wieder zum Verkauf. Falls also Interesse an einem tollen nun 4-jährigen, noch nicht eingerittenen Kiger Mustang-Hengst besteht (Ende September wird er kastriert), kann sich gerne bei mir melden!

So, aber nun zu der eigentlichen Geschichte. Thema: "Selbstüberschätzung"
Natürlich landen immer wieder Anfragen von Nichtreitern bei mir, die gerne mal Schweden vom Pferderücken aus sehen wollen. Die nehme ich grundsätzlich nicht mit oder biete ihnen an, erstmal Unterricht zu nehmen, bevor man sich in die "Wildnis" wagt. Wenn dann schon eine Mädchenstimme bei mir anruft und nachfragt, ob sie mit ihrem Freund mal zu einem Ausritt kommen könnte (gerne am besten eine Tagestour), bekomme ich schon nervöse Zuckungen und atme einmal tief durch, bevor ich den frage, wie es mit den Reitkünsten des männlichen Begleiters steht. Meist müssen die ja nur bei den Ideen der Holden mitkommen. Ab und an sind es tatsächlich reitende Männer und man hört ein Seufzer der Erleichterung, aber meist kommt dann zur Antwort: "Der hat mal als Kind..." und da lasse ich sie meist schon nicht ausreden. Unhöflich? Ja. Aber mal ehrlich: wer selbst genug Ahnung von Pferde hat, weiss, dass man einen Anfänger - und damit meine ich reinen Anfänger (als Kind auf dem Pferd gesessen ist gleich zu setzen mit 0 Erfahrung) nicht einfach so ins Gelände schickt. Egal, wie lieb die Pferde sind. Meine machen zwar auch nichts, aber im Zweifel machen sie dann auch gar nichts und stehen nur essend im Wald.
Über die Jahre habe ich tatsächlich meine Fragetechnik verfeinert und die Fälle, in denen die Leute dann sehr viel schlechter als erwartet reiten konnten, hielten sich in Grenzen. Zum Ende des Sommers ist es mir aber tatsächlich noch mal passiert. Da kamen dann zwei Mädels, die in ihrer Mail sehr bestimmt geschrieben haben, dass sie Reiterfahrung hätten. In solchen Fällen habe ich schon häufiger nicht nachgefragt. Die schwächeren Reiter sagen meist, dass sie keine Profis sind oder so ähnlich. Zudem kamen die zwei über meine Homepage, auf der ausdrücklich steht, dass man für Ritte über 1 Stunden sicher in allen Gangarten reiten muss. Naja, die beiden kamen und die eine schlich schon immer mit einem übellaunigen Gesicht und mit größtmöglichem Abstand ums Pferd. Auf die Frage, wieviel Reiterfahrung sie denn jetzt tatsächlich haben, sagte die etwas Abweisende, 6 Monate, die andere anderthalb Jahre. Naja, in der Zeit kann man schon etwas lernen. Beim Aufsteigen sah ich schnell das Malheur: die mit der geringeren Erfahrung wusste noch nicht einmal, wie man Zügel aufnimmt und bekam einen leichten Herzinfarkt, als Lukas zwei Schritte in Richtung Gras tat. Hilfe - es bewegt sich. Die Bitte, ob ich sie denn nicht vielleicht die Tour führen konnte, musste ich ihr leider abschlagen. Und so blieb sie dann doch lieber zu Hause und nur die Freundin ritt. Auch bei dieser konnte ich mir irgendwann auf dem Ausritt es nicht verkneifen zu fragen, wo sie denn Unterricht genommen hat und ob sie nicht ihr Geld zurück verlangen sollte. Leichttraben? Wenn sie überhaupt wusste, was ich wollte, dann konnte sie es nicht im Ansatz. Ich mein: sie kann ja nichts dafür, wenn es ihr niemand ordentlich bei bringt. Aber es gibt Dinge, die sollte man doch nach 1,5 Jahren Unterricht zumindest ein bisschen beherrschen. Ich weiss, es war nicht nett, aber ich war richtig angefressen und mein Pferd tat mir leid. Wie schon in meinem Ausbildungstagebuch geschrieben: die Pause haben sie sich verdient.

Leider kenne ich auch ein paar dieser "Ausbildungsbetriebe" wo die armen Kunden noch nach zig Monaten oder sogar Jahren weder Leichtreiten oder Galoppieren können bzw wo nicht mal das geringste aller Pferdewissen vermittelt wird.
Und trotzdem fühlen sich diese Menschen dort wohl und zahlen da nicht mal geringe Beträge für eine Leistung, die einem nur Kopfschütteln entlocken kann...

Und saugefährlich! Es gibt auch viele Ausreitbetriebe, die reine Anfänger auf Tagesritte in allen Gangarten und möglichst mit wilden Ausritten am Strand oder sogar kleinen Hindernissen im Gelände konfrontieren. Und dann komme ich und sage: maximal eine Stunde im Schritt - wenn überhaupt!
Rückblickend bin ich heutzutage eh erstaunt, wie leichtfertig auch in meiner Zeit mit Stürzen umgegangen ist. Da war ein Sturz an der Tagesordnung und wenn man nicht schnell genug wieder im Sattel war, konnte man sich einen blöden Spruch anhören...

Au ja an die Zeit kann ich mich leider auch noch gut erinnern.
Da war der eine Wallach mit dauerhaftem, eitrigen Satteldruck - der bekam eben unter die Satteldecke ein Filzteil, wo die fast handtellergroße Wunde ausgeschnitten war und gut ists gewesen. dann lief der eben so seine 4-6 Std am Nachmittag - und keinen hats gejuckt, ob diese Unterlage herumrutschte oder am Platz blieb wo sie sein sollte....

Dann war da Montag Ruhetag und Dienstags war Sturztag wo in jeder Stunde mindestens jeder 1-2 mal unfreiwillig heruntersegelte. Koppelgang für Schulis gab es generell nicht und selbst heute, wo in dem Stall über 80 Pferde stehen, sieht man beim Vorbeifahren maximal 1-3 einsame Pferde auf den spärlichen handtuchgroßen Weiden.

Stocksteif und unrittig waren die meisten Schulis sowieso und auf passendes Sattelzeug wurde keinen Wert gelegt, oder auf körperliche Einschränkungen eingegangen. Genausowenig wie auf Alter oder Ernährungszustand.
Da kamen frische 3jährige von der Aufzucht, die wurden in Rodeomanier an den Sattel gewöhnt, irgendein verliebtes Reitmädel raufgeworfen zum Mitreiten an dem Tag und am nächsten Tag lief der arme Youngster hinten nach in der Abteilung mit einem Anfänger drauf - "weil nach 8h Reitunterricht am Tag macht der eh keinen Blödsinn mehr"

Und trotzdem hab ich sie alle geliebt und auch etwas gelernt, vermutlich mehr von den Pferden als von denen die sich Reitlehrer schimpften