Muss mich mal ganz fürchterlich ärgern und ausheulen und eröffne gerne eine Thread auch für andere Leidtragende:

Wie vielleicht einige wissen, habe ich auf meinem Hof einen kleinen Junghengst zur "Ausbildung", sprich Grunderziehung. Wanahton ist ein seltener Kiger Mustang und nun etwas mehr als 2,5 Jahre alt. Die Besitzerin kam zu ihm wie die Jungfrau zum Kinde, hat ihn von ihrem Opa geerbt und wirklich keine Ahnung von Pferden. Sie hat sich dann Hilfe geholt (was ich ihr hoch anreche) und ihn zu mir gestellt. Hier entwickelt er sich zu einem Musterknaben und läuft noch immer seit über einem Jahr unproblematisch in meiner Wallachherde im Offenstall mit. Die Besitzerin wollte eigentlich bis zum Anreiten mehr über Pferde und auch überhaupt mal reiten lernen. Leider ist sie zwischendurch schwer krank geworden und verbringt mehr Zeit im Krankenhaus als Zuhause. So kam sie im Oktober zu dem nachvollziehbaren Entschluss, den kleinen Hengst zu verkaufen. Wenn ich das Geld hätte, würde ich ihn sofort selber kaufen, weil er eigentlich DAS Traumpferd für mich ist. Aber ich habe 8 andere Schätze, die mir alle Lieb und teuer sind.

Soviel zum Background, jetzt zu meinem "Aufreger". Gestern bekam ich die Nachricht, dass sich ein Interessent gemeldet hat und ihre Schwester mit diesem am nachmittag vorbei kommt. Der erste Interessent seit Schaltung der Anzeige, also war man gespannt.

Sie kamen auch nur eine schlappe Stunde zu spät, was bei Minus 15 Grad nicht wirklich prickelnd ist, wenn man wartet. Ok, geschenkt. Das die Schwester, die auch schon vorher 2 -3 x hier war, es tatsächlich geschafft hat, an unserem Hof vorbei zu fahren, fand ich schon mal sehr peinlich für sie. Besonders, wenn sie dann nachher so tut, als ob Wanahton ihr so viel bedeutet und ich ihnen ja nur ein bisschen helfe. BITTE? Nur helfen? Ich nenn das Rund-um-Betreuung. Aber auch hier: geschenkt. Kommen wir zum spannenden Teil: der Interessent! Ein Großteil von euch hat ja letzten Samstag die Pferdeprofis gesehen. Die Besitzerin vom Schecken stand da in männlicher Form vor mir. Für alle, die es nicht gesehen haben: ich hatte dort ein Riesenbaby vor mir stehen, dass mehr Respekt vor Pferden als sonstiges hatte. So kam es, dass ich Wanahton vom Paddock gezogen, in die Stallgasse gestellt und beidseitig angebunden habe. Kennt er alles, macht ihm nix. "Mann" nahm dann eine weiche Bürste und bürstete vorsichtig etwas am Hals und etwas am Körper. Hufe hoch heben? Nein. Anfassen? Beine kontrollieren? Ach was. Mal auf den Platz gehen und schauen, was er kann? Was soll man denn mit der Information? Fragen, was das Pferd den kann? Fehlanzeige. Achja, sein größtest Problem war, dass er dann ja ein kleineres Gebiss kaufen muss. Und einen Sattel braucht er auch. Und Eisen. Er will ja schließlich viel ausreiten und überall ist Asphalt. Was das denn kosten würde, ein Pferd rund um zu beschlagen. Mein Blutdruck ging immer höher und ich machte ihn mehrfach darauf aufmerksam, dass er für dieses junge Pferd derzeit noch gar nichts bräuchte, da vor Herbst nicht im Ansatz daran zu denken ist, dass irgendjemand dort seinen Hintern drauf schwingt. Besser man wartet bis nächstes Jahr. Wer ein bisschen Ahnung hat sieht, dass der Kleine Welten davon entfernt ist, fertig zu sein. Zumindest hat er wohl jemanden, der ihn einreiten würde. Wenigstens etwas. Man kann nur hoffen, dass das kein geldgieriger Typ ist, der alles macht, was die Besitzer wollen, sondern im Sinne des Pferde entscheidet.
Zum Schluss sollte ich noch ein Handybild von ihm und Wanahton machen. Es wäre ja sein Traumpferd. Er hat so viele Westernfilme geschaut und findet Mustangs so toll. Das er dann noch den zierlichen Kopf von Wanahton mit einem Ardenner verglichen hat, hat mich dann fast vollends aus der Fassung gebracht. Wäre es mein Pferd gewesen, hätte ich ihn direkt vom Hof geworfen, ihm ein schönes Leben gewünscht und den dringenden Rat gegeben, sich doch ein älteres, ausgebildetes Pferd zuzulegen. Ok, letzteres habe ich auch so getan. Da konnte ich nicht an mir halten.
Bitte drückt dem kleinen Kerl die Daumen, dass er nicht zu diesem Anfänger kommt. Ich habe die letzten Stunden schon einige Tränen verdrückt, weil ich es nicht mit ansehen kann, wie ein solches Potential einfach weggeworfen wird.

Jetzt kauf den!!!!!!!!!!!!!!!

Ich kenne so eine ähnliche Geschichte von einem ehemaligen Trainingspferd von mir.
3 jähriges Jungpferd, wird vom Züchter einem der "ho ruck -Reining-Trainer" in die Hand gedrückt, der macht aus dem Wallach binnen 2-3 Wochen einen hysterischen Steiger, Buckler und Durchgeher.

Pferd wird erstmal ignoriert und dann mir anvertraut....

Ich habe es dann letztlich geschafft, ihm Vertrauen zurückzugeben, ihn zu einem netten ruhigen Allrounder auszubilden, ihn auf ein paar Trail, Horsemanship und Pleasure Shows ganz passabel vorzustellen und letztlich in seiner Klasse 3. in der Ö-Jahreswertung zu werden. Im Gelände entwickelt er sich zu einem absolut schreckfreien 100% Verlaßpartner, der einfach nur Spaß macht.

Es findet sich dann auch relativ rasch ein junges Mädchen, das von ihm zutiefst beeindruckt ist und sich ihn seine Art verliebt, obwohl er nicht so hübsch ist, wie andere Verkaufspferde.
Dafür schafft er es, ihr vor allem im Gelände die Sicherheit zu geben, die sie von ihrem bisherigen Pferd nicht kannte.

Eine zeitlang hörte ich noch von den Beiden und wie glücklich sie mitsammen waren sowohl im Gelände und bei Mehrtagesritten, als auch auf kleinen regionalen Bewerben .... bis scheinbar ein paar Winter später ein neuer Trainer in den kleinen familären Stall kam, der meinte, daß er ein Pferd mit den Blutlinien unbedingt als Reiningkracher in seine Finger bekommen müßte, weil der bei dem Mädel versauert....

Tja - ein halbes Jahr später verkaufte ihn das Mädel, weil er sich schlagartig wieder in ein hysterisches, unreitbares Nervenbündel verwandet hatte, und dann in weiterer Folge als "unreitbarer, unmöglicher Gaul" von Hand zu Hand ging, bevor er dann mit fast 20 Jahren in einem mehr als dubiosen Reitbetrieb landete.

*abgrundtiefer Seufzer*

Manchmal will man besser gar nicht wissen, was seinen ex-Pferden im weitere Leben so alles zugestoßen ist :(



Ich drücke die Daumen, daß sich für den Mustang wer anderes findet. Du könntest ja mal bei Gelegenheit Kontakt mit Hr Erich Pröll aufnehmen ;)
http://www.proellfilm.com/

@jaara2008 würde ich ja gerne, aber der Preis ist einfach utopisch für mich. Da muss ich einfach realistisch sein. Schliesslich haben wir schon 7 Pferde. Auch wenn er ein Traumpferd ist, könnte ich ihn schon abgeben. Es tut halt nur weh, wenn man sieht, dass die Zukunft des Kleinen so verbaut wird.

Pferdeverkauf ist 100%-ig kein Gewerbezweig für mich. Die paar Pferdeverkäufe haben uns schon voll und ganz gerreicht. Zumindest sind bisher alle gekommen, das rechne ich den Schweden hoch an.
Die Freigabe, selbst einen Käufer zu finden habe ich schon. Bin leider nur bislang nicht erfolgreich gewesen.

Wenn ihre Preisvorstellungen nicht so meilenweit von meinem möglichen Budget entfernt wären, würden wir das tatsächlich tun. Wir haben schon oft darüber geredet. Schließlich können wir auch noch etwas anrechnen, da mir die Dame durchaus auch noch Geld schuldet. Aber auch das reicht nicht. Eigentlich wollten wir sie auch etwas "weich" kochen, dass sie merkt, sie bekommt ihn nicht verkauft und ihr dann unsere unverschämte Summe anbieten. Aber dafür darf jetzt keiner mehr kommen. Ich meine, wir hatten drei Monate ohne auch nur einen Interessenten (was aber auch mir zeigt, dass es schwer wird, ihn zu verkaufen).