Letztens war ich mal wieder mit Jaleoso in der Halle am reiten. Zusammen mit weiteren Reitern verschiedenster Couleur und Ausbildungsstandes.
Nun ist es ja so, dass ich mit Bubi "nur" noch deutlich eingeschränkt arbeiten kann. Das bedeutet viel Schrittarbeit, gern auch mit Seitengängen alle Arten.
Dann etwas Trabarbeit mit vielen kleinen Schrittpausen - keine Seitengänge und dann noch ganz bissl Galopp. Und als Sahnehäubchen ein paar Piaffen aus dem
Schritt heraus. Gegen Ende oder zwischendurch auch mal eine Seite spanischen Schritt. Fertig. So sehen unseren wenigen Reithallenauftritte aus.

Seit Jahren und durch alle Ställe hindurch wurde ich immer wieder - und eben auch vorgestern - nach dem Reiten im Stall angesprochen, wie schön das ja mit uns beiden
aussah und ob ich Jaleoso rein spanisch reite. Öörgs Diese Frage stellt mich regelmäßig vor das Problem so zu antworten, dass zum einen die Person sich nicht
auf die Füße getreten fühlt, was ja keineswegs meine Absicht ist. Sie ist ja nett. Und die Frage war ja auch nett gestellt.
Aber wie soll ich gefühlvoll rüberbringen, dass meine Reitweise rein "englisch" ist. Ausbildungsskala, Hilfengebung usw. und es "die spanische Reitweise" ansich so nicht gibt.
Ja, es gibt einige andere Prüfungen in Spanien und z.Tl. auch anderen Umgang mit den Pferden (blanke Kandarre+Sporen)
Man müsste soweit ausholen; das überstiege den Rahmen - so zwischen den Boxenwänden geplaudert.

Was meinen diese Reiter? Oft kommt noch der Zusatz: das sieht so nett und fein und locker aus. Das freut mich ja - aber ist das "spanisch reiten"? Und warum nicht englisch/FN??
Hrgh - da muss ich echt an mir halten, nicht zu grätzelig zu antworten. In der Regel bedanke ich mich leicht errötend für die netten Worte und versuche ansatzweise, mein Gereit
und das "englische" inhaltlich zusammen zu bringen ohne meine Mitmenschen zu überfordern.

Habt Ihr auch solche Situationen und Gespräche erlebt? Und wie erklärt ihr Euer reiten den fragenden Stallkollegen?
Oder wie würdet ihr es erklären?

Ich schmunzle gerade, denn ich bin ja sehr regelmäßig mit sowas konfrontiert. Unlängst gab es einen Neuzugang bei uns im Stall. Eine Dame aus München mit 4 Pferden zog bei uns ein und stellte sich mir vor, als ich mit dem Düsi unterm Solarium stand, um ihn zum Reiten fertig zu machen.

Sie: "Oh, ist das ein Andalusier?"
Ich: "Ja, das ist ein PRE. Hast du auch spanische Pferde?"
Sie: "Nein, ich habe Dressurpferde."
Ich:

Ich habe ihr freundlich erklärt, dass ich meine Pferde nach klassischer, FN-basierter Form ausbilde und ich sie durchaus auch als "Dressurpferde" bezeichne, obwohl sie aus einem anderen Land stammen. Das wurde dann so zur Kenntnis genommen.

Suse, ich glaube es liegt allein am Aussehen unserer Pferde. Lange Mähne, dicker Hals, quadratisch und mit einem etwas anderen Gangwerk ausgestattet, lassen unsere Pferde bei den geneigten Dressurreiter:innen schon exotisch aussehen. Da kann das mit der Dressurreiterei einfach nicht zusammenpassen. Spätestens wenn es dann daran geht, dass ein Warmblüter Pi und Pa lernen muss, was sich schwierig gestaltet, oder die Traversalen einfach nicht ausdrucksvoll gelingen wollen, werde ich angesprochen, wie ich es meinem Pferd so beigebracht habe, dass es so perfekt und harmonisch aussieht.

Ich denke, du machst das schon ganz richtig, indem du die Fragen freundlich abarbeitest, dich bedankst und dir deinen Teil denkst. So mache ich es auch.

Das kenn ich auch nur zu gut. Vor Jahren mit Fenicios Vorgänger dachten im Dressurstall einige, ich reite western - weil ich einen spanischen Sattel drauf hatte*LOL*

Und Fenicio wurde auch schon für einen Islandpferde Mix gehalten - aber dann doch nicht, wegen des Gangwerks.

Ich schmunzele da nur noch ;-)

Im Grunde bin ich bei dem Thema ja raus, weil mich selten jemand beim Gereit beobachtet

Aber ich habe erlebt, dass ich im hier ansässigen Verein Unverständnis für die Bodenarbeit und die Handarbeit erntete. Spanisch wäre ja noch nett formuliert gewesen - ich wurde gefragt, ob ich das Pferd für den Zirkus ausbilde Dabei habe ich gar keine zirzensischen Lektionen abgefragt, sondern ganz nach Professor Schnitzer "gelangzügelt".

Wobei mir gerade einfällt, dass mich tatsächlich mal jemand fragte, ob ich jetzt gar keine Dressur mehr reite, als ich Lilo mit meinem Seniorensessel gesattelt hatte.

Ich denke aber auch, dass eine höflich formulierte Antwort und die Erklärung, dass man auch ein spanisches Pferd nach den FN-Richtlinien reiten kann, ist da der beste Weg, um niemanden zu verletzen, aber gleichzeitig auch klar zu stellen, dass wir keine exotischen Reitweisen pflegen, nur weil unsere Pferde nicht unter den Sammelbegriff des Deutschen Reitpferdes fallen.

Ich würde es gar nicht als Beleidigung auffassen, wenn man mir unterstellt, ich reite ja irgendwie anders, nur nicht englisch/FN. Englischreiten bzw nach FN wären jetzt für mich per se auch kein Qualitätsmerkmal.
Ich wurde aber auch schon mal gefragt, ob ich western reite (wg der durchhängenden Zügel) und was mein Pferd für eine Rasse wäre. Pico wurde ja auch schon mal für ein Deutsches Reitpony gehalten (da war ich doch etwas empört_wenn dann wenigstens ReitPFERD, bitteschön)

Zitat von Picasa im Beitrag #5

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Ich würde es gar nicht als Beleidigung auffassen, wenn man mir unterstellt, ich reite ja irgendwie anders, nur nicht englisch/FN. Englischreiten bzw nach FN wären jetzt für mich per se auch kein Qualitätsmerkmal.

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Zitat von GilianCo im Beitrag #6

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Zitat von Picasa im Beitrag #5

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Ich würde es gar nicht als Beleidigung auffassen, wenn man mir unterstellt, ich reite ja irgendwie anders, nur nicht englisch/FN. Englischreiten bzw nach FN wären jetzt für mich per se auch kein Qualitätsmerkmal.

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Das liegt aber ja daran, dass DAS, was man heute vielfach auf Turnieren national und international sieht, nicht mehr so viel mit den Grundsätzen zu tun hat, die die FN eigentlich vertreten sollte, es aber nicht tut....

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Zitat von gabi im Beitrag #7

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Ich sagte immer ich versuche pro Pferd zu reiten. Und wenn es schön ist aussieht ist es gut, egal wie man es nennt.

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Ich wundere mich auch immer wieder über dieses "Schubladendenken", und finde es sehr traurig, wenn viele Reiter/Pferdebesitzer nur so in ihrem engen Denken festhängen.

An den Ställen, wo ich bisher so gestanden habe, waren ja immer viele Leute, die eher nicht ritten (wo ich mich gefragt habe, warum die überhaupt ein Pferd haben), oder wirklich so absolute Freizeitreiter.
Am neuen Stall ist das etwas anders. Und hier sehe ich leider auch viel unschönes Gereit, und wenig kritisches Hinterfragen, z.B. dessen, was die ansässige RL so macht. Da wird auch nicht rechts oder links des Weges geguckt.

Zitat von gabi im Beitrag #7

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So ist es. Das was geschrieben steht und das was unterrichtet wird unterscheidet sich gewaltig. Dennoch sehe ich schon unterschiede bei der Ausbildung der Pferde. Siehe Legerete (die apostrophe spar ich mir)

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Durchaus. Das habe ich auch (in wenigen) Fällen erlebt. Zum einen eben am eigenen Laib und Pferd aber auch an unserem jetzigen Stall, wo sehr
pferdebetont unterrichtet wird. Was nicht heisst, dass auch bei uns einige wenige Pferde eher zu eng geritten werden. Aber der Unterricht der
Stallbesi geht da nicht hin! Sie holt jeden Reiter, ob selber Besi oder RB, dort ab wo sie sind und führ sie in die Richtung, die sie (also die Reiter) anstreben.
Ob lockeres und sicheres "Freizeitreiten" in drei Gangarten oder Spring-oder Dressurturnierteilnahmen bis in die hohen Klassen.
Ich kann da echt nicht meckern. Und das habe ich nicht so oft erlebt.
Nichts desto trotz war und bin ich in diesem und allen vorigen Ställen ein bisschen bunter Hund. Aber das wusste ich, als ich einen Exoten kaufte und bin den Weg bewusst gegangen!
Und glaubt mir: ein Spanier im Normalostall ist erheblich "exotischer" als ein Quater oder Haffi. Wir haben ja durchaus diverse Nichtwarmblüter im Stall.
Irgendwie ist der Iberer so dazwischen.

Zitat von suerte im Beitrag #12

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Und glaubt mir: ein Spanier im Normalostall ist erheblich "exotischer" als ein Quater oder Haffi. Wir haben ja durchaus diverse Nichtwarmblüter im Stall.
Irgendwie ist der Iberer so dazwischen.

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Ok, damit hast Du den letzten Brownie verdient! Mit einem Schecken im Turnierzirkus - das ist echt eine Challenge - warum auch immer.
Ein guter Ferd hat keine Farbe!!!!!!!! Solche garstigen Kommentare hätten mich echt gekränkt. Da habe ich nicht genug Selbstsicherheit,
das mich sowas nicht angegriffen hätte. Es isr siche auch nicht leicht mit einem Iberer im Sport aber sich bei einem gekörten
WB-Hengst so unqualifizierte und wirklich beleidigende Kommentare einstecken zu müsen, finde ich auch unmöglich von Personen, die
in ihrer Funktion wirklich mehr Standing haben sollten!

Rassismus im Pferdesport *kopfschüttel.
Nochmal zum Spanisch Thema. Weil ich da gerade mit der neuen Trainerin ja wirklich eine Erfahrung mache. Bisher hatte ich immer Reitunterricht bei Leuten, die nach englischer Reitweise arbeiteten und zum Glück kein Problem damit hatten, den Spanier zu integrieren. Und von ihnen habe ich viel gelernt, vor allem in Bezug auf die Pferdeausbildung, da ich mit meinen Pferden ja immer jung angefangen habe.
Jetzt habe ich zum ersten Mal einen Unterricht, der den spanischen Pferdetyp klar bevorzugt. Der auf seiner sensiblen, feinen, leistungsbereiten, aufmerksamen Art aufbaut, sehr stark die Seitengänge einbezieht aber genauso den Problemen von Sam besser entgegenkommt. (Ich hoffe, ich sage nicht etwas, was jemanden kränken könnte, das will ich auf keinen Fall. Natürlich können auch Nicht-Spanische Pferde sensibel und fein sein.) Falls es euch interessiert (ich habe das hier noch nicht geschrieben) - die Trainerin folgte einem - ich sage immer ein bisschen scherzhaft - Guru namens Desmond O‘Brien. Ihn habe ich noch nicht kennen gelernt und was ich von ihm gesehen habe auf YouTube war natürlich Training mit Pferden, die auf einem ganz anderen Ausbildungsstand sind als mein Jungpferchen. Er hat wohl lange in der spanischen Hofreitschule in Wien gearbeitet. Ein bisschen Philippe Karl ist meines Erachtens auch dabei, weil z.B. während der Arbeit streng darauf geachtet wird, dass der Hals des Pferdes oben bleibt, also kein lang und tief, außer während der Pausen. Vielleicht fahre ich mal als Zuschauerin auf einen Kurs von dem Desmond und schaue mir seine Arbeit mal an. Jedenfalls hat es uns wirklich unheimlich geholfen, die Methode zu wechseln, weil wir mit dem englischen „hinten Treiben-vorne einfangen“ nicht mehr weiterkamen.
Bei Ijar dagegen hatte ich diese Probleme nicht und kam mit der englischen Reitweise immer zurecht, auch mit den entsprechenden Trainern. Irgendwie bereue ich aber auch ein bisschen, dass sie, die sie ja wirklich wunderbare Anlagen als Reitpferd hatte, ihre „spanischen Anteile“ vielleicht nicht so entfalten konnte, wie es möglich gewesen wäre, wenn wir anders trainiert hätten. Die Chance habe ich jetzt mit Sam und freue mich auf meine alten Reittage darüber.