So, jetzt komme ich endlich dazu, hier wie versprochen ein paar Bilder und Berichte einzustellen. Die SICAB war wieder unglaublich interessant und irgendwie ganz anders, als zuvor, denn in diesem Jahr wurde tatsächlich in der Morphologie sehr viel disqualifiziert. Wurden im letzten Jahr vergleichsweise noch deutlich lahme Pferde bewertet, ist in diesem Jahr mit aller Konsequenz vorgegangen worden. Ebenso wurde erstmalig sehr auf Dopingkontrollen geachtet. Beim Reiten ist das ja schon länger so, aber in der Morphologie war es bislang nicht so deutlich durchgesetzt. Also lernen die Spanier auch langsam dazu, was uns wirklich sehr positiv überrascht hat.
Ich starte mit dem Highlight in der Morphologie, nämlich mit dem Campeón del Mundo in der Bewegungsstärke, den ein Freund von uns vorgestellt hat. Ihn mit dem Hengst gewinnen zu sehen, hat uns so sehr gefreut, weil wir wissen, wie gewissenhaft und professionell er mit den ihm anvertrauten Pferden arbeitet. Im folgenden Video seht ihr das moderne spanische Reitpferd, was nach seinem Sieg direkt in die Hände von keinem Geringeren als Claudio Castillo gegangen ist, der den Hengst nun weiter fördern wird. Ein gigantischer Hengst, der aber meiner Meinung nach auch gut in jedem anderen europäischen Land hätte gezogen worden sein können, wenn man nicht wüsste, dass es ein spanisches Pferd ist.
Es geht weiter mit der bewegungsstärksten Stute in der Morphologie. Auch hier ist der Bewegungsablauf spektakulär, und ich finde, die Stute hat trotzdem sehr viel Fundament.
Dann war natürlich auch wieder Herr Escalera zugegen, der als Presentador immer ein wenig belächelt wird, da er mit sehr viel Angst unterwegs ist und nur präsentiert. Die eigentliche Arbeit machen seine Angestellten. Wir fragen uns jedes Jahr, was er sich damit beweisen möchte.
Ein paar Impressionen, denn ich habe tatsächlich sehr viele persönliche Fotos gemacht, die ich hier nicht zeigen darf, ohne das Einverständnis der Personen zu haben.
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Wir hatten sogar Besuch vom Chef der ANCCE, der uns persönlich begrüßt hat. Das lässt er sich in jedem Jahr nicht nehmen.
Und dann habe ich noch etwas sehr Persönliches von der SICAB mitgenommen, denn ich habe mir dort Reitstiefel fertigen lassen mit dem Brandzeichen der Ganadería meiner Freundin Almuth, mit der mich sehr viel verbindet.
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Und ein Pferd habe ich auch noch mitgenommen…
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Es wurde von einer nach Andalusien ausgewanderten Tattoo-Künstlerin als Freundschafts-Tattoo gestaltet. Ein Highlight, auf das wir uns sehr lange gefreut haben.
Oh wow Corinna Danke für diese tollen Impressionen von der SICAB!
Bei dem Campeón del Mundo gebe ich Dir in jeder Hinsicht Recht! Was für ein Hengst - da möchte man niederknien und beten, weil der Herrgott so etwas Wunderbares geschaffen hat. Allein diese Musik aus der Hinterhand! Wüsste man nicht, dass die Veranstaltung in Spanien statt findet, könnte das auch eine Hengstschau in Vechta sein. Nur dass die meisten Oldenburger so vorgestellt werden, dass sie nur vorne trommeln und hinten kommen keine Soldaten. Meistens sieht man hektisches Gestrampel und festgehaltene Rücken, die eine Aktion von hinten gar nicht zulassen. Insofern ist dieser Hengst wirklich ein herrliches, aber eben auch reelles Pferd, bei dem einem das Herz vor Freude in der Brust hüpft
Die Stute ist sicher auch sehr bewegungsstark, aber sie wirkt auch hektischer und zappeliger. Das finde ich insofern schade, als dass die Vorstellung dadurch ein bisschen verliert. Aber das schmälert nicht die Qualität des Pferdes und die Stute ist in jeder Hinsicht beeindruckend.
Zwar sind Deine Impressionen lediglich ein kleiner Ausschnitt der Veranstaltung, aber bei den beiden Videos habe ich den Eindruck, als würde die PRE-Zucht mehr zum Dressurpferdetyp hin tendieren - oder wie ist Dein Eindruck? Ist der barocke Spanier noch erwünscht oder nur noch was für den Liebhaber der barocken Formen?
Ich würde mir zwar nie ein Tattoo stechen lassen, aber wenn doch, dann müsste es so wunderschön sein wie Deins! Die Verbundenheit zu Deiner Freundin ist auch sehr berührend und somit sind auch Deine Stiefel ganz besonders wertvoll.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Dieser Hengst ist echt ein Sahneschnittchen - und auch wenn er viel mehr "modernes Sportpferd" als "typischer alter PRE" verkörpert, so finde ich ihn doch noch sehr eindeutig als PRE identifizierbar.
Da gibt es in diversen Verkaufsplattformen erheblich mehr PRE im modernen Sportpferdetyp, die tatsächlich nach dem gewöhnlichen Einheits-Warmblut aussehen.
Auch die Stute finde ich sehr beeindruckend, vor allem der Trab auf der letzten langen Seite. Auf dem Video wirkt ihr Fundament relativ leicht im Verhältnis zu ihrem Kaliber - aber vermutlich täuscht das hier im Vergleich zur realen Ansicht.
Auffällig finde ich die viele "Farbe" - denn vor 2-3 Jahrzehnten waren die Spitzenhengst doch fast alle weiß, oder?
Das Tattoo finde ich übrigens einfach nur grandios
Zitat von elchbine im Beitrag #5Zwar sind Deine Impressionen lediglich ein kleiner Ausschnitt der Veranstaltung, aber bei den beiden Videos habe ich den Eindruck, als würde die PRE-Zucht mehr zum Dressurpferdetyp hin tendieren - oder wie ist Dein Eindruck? Ist der barocke Spanier noch erwünscht oder nur noch was für den Liebhaber der barocken Formen?
Ja Sabine, du hast absolut recht. Die PRE-Zucht geht im Moment rein auf den Dressurpferdetyp, weil die Nachfrage dafür so unglaublich hoch ist. Der moderne PRE ist meist über 1,70 m. Wir haben eine 4jährige Stute gesehen, die hatte bereits 1,76 m Stock. Ob das dauerhaft für die Zucht in Spanien so gesund ist, wage ich mal zu bezweifeln. Zwar gibt es viele kleine Züchter, die sich sehr über diesen Verlauf beschweren und weiterhin mit ihren alten, barocken Stuten züchten, aber die großen Gestüte gehen alle den Weg der modernen Zucht.
@küwi Ja, Farbe wird immer beliebter, obwohl wir tatsächlich keine Sonderfarben gesehen haben. Dennoch waren in den einzelnen Concursos die überwiegende Zahl der Pferde immer noch Schimmel.
Ganz lieben Dank für Deine Einschätzung, liebe Corinna.
Ich finde es nachvollziehbar, dass die Züchter sich nach den Wünschen der Käufer und Interessenten richten und ihre Pferde einem Zuchtziel unterwerfen, das sich gut verkaufen lässt.
Ich glaube aber auch, dass jede Rasse ihre ganz besonderen Vorzüge hat, wegen der man sie für sich auswählt und wenn ein PRE sich optisch kaum noch von einem Warmblüter aus deutscher Zucht unterscheidet, finde ich das bedauerlich.
Nicht nur die Größe könnte irgendwann zum Problem werden - weiß man doch, dass es eben diese großen und meist frohwüchsigen Pferde sind, die häufig an OCD erkranken oder für das Kehlkopfpfeifen prädistiniert sind. Auch Sehnen und Gelenke leiden unter dem raschen Wachstum und Probleme sind bei besonders großen Pferden häufig ausgeprägter, als bei kleineren Pferden.
Am Ende ist dann auch meine Befürchtung, dass auch der Charakter und die Leistungsbereitschaft sich verändert. Im Grunde habe ich und viele andere PRE-Fans sich doch genau darum für eine Arbeitspferderasse entschieden, weil ich/ weil wir deren Eigenschaften schätzen, die sie als Militär-, Rinderhirten- und Stierkampfpferd auszeichnen. Mir sagte mal jemand, dass es eben genau die Einstellung des PRE ist, die ihn für seinen Reiter so wertvoll macht, weil diese Pferde mitdenken, aber auch ihre Befindlichkeiten dem Wunsch ihres Reiters unterzuordnen bereit sind und damit auch ihrem Menschen treu dienen.
Was ist, wenn die Pferde bewegungsstärker, aber auch immer sensibler werden und irgendwann eben für die Arbeitsreitweise gar nicht mehr geeignet wären?
Ich kenne so viele Reiter, die beklagen, dass ihr super bewegungsstarkes Pferd reiterlich so anspruchsvoll ist, dass sie damit überfordert sind. Ich habe aber auch vor Kurzem mit einer Kundin gesprochen, die auch einen dieser kurzen, barocken und reiterfreunlichen PREs gekauft hat und über das Reitgefühl ins Schwärmen geriet.
Genau das schätze ich ja auch an Lilo: Er ist zwar auch spritzig und mit einem ordentlichen Vorwärtsdrang ausgestattet, aber er ist immer grundehrlich und bringt mich nie in eine brenzlige Situation. Wenn er merkt, dass ich das Gleichgewicht zu verlieren drohe, fährt er sofort einen Gang runter und stellt seine Befindlichkeit eben auch hinten an, um mich nicht ins Rutschen zu bringen.
Verglichen mit meinem sportlichen Dropsi, der - wie Petra recherchierte - eben auch eher in Richtung Dressurpferd gezüchtet wurde, würde ich mich auf der Suche nach einem Reitpferd immer für den ursprünglicheren PRE entscheiden, denn ich reite zwar auch gerne mal ein bisschen Dressur, will aber auch Zeit mit meinem Pferd im Wald verbringen, ohne dass ich und das Pferd super gestresst sind.
Natürlich begeistert mich sowohl der Bewegungssieger bei den Hengsten, als auch die gangstarke Stute, aber haben möchte ich dann doch eher den barocken Schimmeligen, der mich sicher durch die Landschaft trägt und mit den Vorderbeinen im fröhlichen Campaneo "fuchtelt".
Ich liebe meinen Dropsi und ich freue mich auch an seinen schönen Bewegungen, aber was seine Nervenstärke angeht, bringt er mich doch auch häufig an meine Grenzen ... als Rentnerpferd wäre darum ein kleiner, barocker und schimmliger Cartujano mein Favorit
Ich hoffe, dass man den dann auch noch findet, wenn ich ihn suche.
Was ich mich aber ebenfalls frage ist, ob die mit dem PRE im Dressurtyp gezüchteten spanischen Pferd die Zielgruppe der Sportreiter erreicht werden kann. Würde eine Isabell Werth sich einen PRE kaufen, wenn der aussieht und sich bewegt, wie ihre Olympiapferde? Oder sucht sie dann ihre Nachwuchspferde auch wieder bei den Warmblütern, von denen es ja genug gibt, die für die große Sportpferdkarriere in Frage kommen?
Was aber, wenn eben genau diese Leute, die so ein bewegungsstarkes Pferd bedienen können, sich eher im Warmblutbereich umschauen und diejenigen, die sich für den PRE entscheiden, weil er als leichtrittig gilt, ihr Pferd in der Dressurzucht nicht mehr finden? Kaufen die sich dann wieder einen Haflinger oder Freiberger?
Ich finde, dass es eigentlich nie der ganz große Erfolg wurde, wenn man Rassen umzüchtete, die vor allem den Freizeitreiter ansprachen. Der Arabohaflinger wird zurück gezüchtet, weil die Pferde ihre Rittigkeit einbüssten. Der Quarab kann den klassischen Westernpferderassen im anspruchsvollen Sport das Wasser nicht reichen.
... und im Showreiten ist es der barocke Spanier, der sich durch Kadenz auszeichnet und auch ohne die ganz große Bewegung unter seinem Reiter tanzt, dass man den Atem vor Begeisterung anhält.
Aber das ist natürlich auch nur meine Meinung und meine Gedanken und die folgen selten dem Mainstream (auch nicht bei der Trakehnerzucht).
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Zitat von elchbine im Beitrag #9Was ich mich aber ebenfalls frage ist, ob die mit dem PRE im Dressurtyp gezüchteten spanischen Pferd die Zielgruppe der Sportreiter erreicht werden kann. Würde eine Isabell Werth sich einen PRE kaufen, wenn der aussieht und sich bewegt, wie ihre Olympiapferde?
Und dazu fällt mir gerade auch noch ein, wie schwer ich es mit meinen Schecken im Dressurviereck hatte. Die trugen zwar den Trakehner-, Oldenburger- oder Westfalenbrand, aber die Farbe disqualifizierte sie bei den Richtern als Dressurpferd.
Ich habe selbst erlebt, dass ich mit meinem Trakehner in der Reitpferdeprüfung bei den Richtern durchfiel und man mir tatsächlich sagte, dass er den falschen Brand trägt.
Insofern könnte ich mir vorstellen, dass man mit einem PRE auch eher zu den Exotenreitern zählt, die auch bei besserer Leistung immer hinter dem Warmblutreiter mit dem "richtigen" Brand rangieren.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Die USA und Mexiko sind Hauptabnehmer der modernen PREs. Und die gehen dort auch im Sport. Sie wollen auf der einen Seite die Feinheit des PREs mit den guten Anlagen für die Versammlung, aber bitte die Bewegungsabläufe und Größe eines Warmblüters. Sowas kann langfristig nur in die Hose gehen, denke ich. Hierzulande wird man weiterhin auf das hochgezüchtete Warmblut bauen. Aber ich bin mir sicher, dass Frau Werth sich auch auf einen PRE setzen würde, wenn er das Potential für 90 % bei Olympia hätte und Frau Winter-Schulze ihn bezahlen würde.
Zitat von elchbine im Beitrag #9 [...] Am Ende ist dann auch meine Befürchtung, dass auch der Charakter und die Leistungsbereitschaft sich verändert. Im Grunde habe ich und viele andere PRE-Fans sich doch genau darum für eine Arbeitspferderasse entschieden, weil ich/ weil wir deren Eigenschaften schätzen, die sie als Militär-, Rinderhirten- und Stierkampfpferd auszeichnen. Mir sagte mal jemand, dass es eben genau die Einstellung des PRE ist, die ihn für seinen Reiter so wertvoll macht, weil diese Pferde mitdenken, aber auch ihre Befindlichkeiten dem Wunsch ihres Reiters unterzuordnen bereit sind und damit auch ihrem Menschen treu dienen. [...] ... und im Showreiten ist es der barocke Spanier, der sich durch Kadenz auszeichnet und auch ohne die ganz große Bewegung unter seinem Reiter tanzt, dass man den Atem vor Begeisterung anhält.
Eine wundervolle Beschreibung der PREs. Auf Uso bin ich ja eigentlich durch Zufall gestoßen. Ich hatte mich mit der Rasse gar nicht so genau beschäftigt, aber eine Freundin hatte für eine regionale Pferdezeitschrift einen Bericht über einen Ausbildungsstall geschrieben, der sich seit ca. 15 Jahren auf den Import barocker Pferde spezialisiert hat. Ich ritt damals ab und an ihr Pferd, daher wusste sie ganz gut, was ich suche, und meinte zu mir, dass ich dort bestimmt fündig würde. Ich war total skeptisch, hatte ich bis dahin nur ein paar wenige Spanier erlebt und dabei immer sehr nervöse Kandidaten erwischt. Hingefahren bin ich dann trotzdem, weil ich dem Urteil meiner Freundin vertraut habe. Und das war gut so Ich habe mich völlig in die Rasse verliebt. Dass Uso gar kein reinrassiger PRE ist, macht nix. An Körperbau und Charakter merkt man das nicht und als Wallach ist es bei ihm wohl egal, dass er keine Rassepapiere besitzt. Wäre er reinrassig, hätte ich ihn mir wohl auch gar nicht leisten können.
Es wäre echt schade, wenn die Charaktereigenschaften irgendwann durch Zucht verschwinden würden. Ich treffe gerade im Moment so oft auf ähnliche Gespanne wie wir: Mutter-Tochter, die ein passendes Pferd für beide suchen. Und entweder sitzt Mama inzwischen auf einem Pony und Tochter sucht eine Reitbeteiligung, um sich sportlich weiter zu entwickeln, oder Mama sitzt auf dem bewegungsstarken und/oder schreckhaftem Großpferd und Tochter sucht Reitbeteiligung, die kindertauglich ist. Da freue ich mich immer still in mich hinein und bedanke mich zum 1000.Mal für den Tipp mit den Spaniern.
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19.11.2024 23:27
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Danke für diese tollen Impressionen von der SICAB!
