Zitat von jaara2008 im Beitrag Gitano CXCVI - Despacito SMI - Fritz

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Ich staune, dass es Menschen gibt, die ein solches beeinträchtigtes Pferd kaufen. Ich könnte es mir für mich, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Aber ich hatte auch schon zwei dauerkranke, sehr teure, jahrelang nicht reitbare Pferde - jetzt erfreue ich mich als vergleichsweise sorgenfreie Pferdebesitzerin.

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... ach so und fast hätte ich meinen Ali vergessen, den ich als "Oldenburger Alibihengst" mit einem Sehnenschaden kaufte.

Beim Oldenburgerverband war es damals so, dass man für die Eintragung eines verbandsfremden Hengstes 600 € im Jahr bezahlte, aber wenn man einen Oldenburger Hengst, der im Oldenburger Land geboren, gebrannt und gekört war besaß, kostete der "Fremdhengst" nur noch 80 € im Jahr. Nachdem ich damals mehrere Trakehner, Westfalen und ZfDP-Hengste hatte, lohnte sich der Kauf eines Oldenburgers, wie Ali es war, der alle Vorgaben erfüllte.

Ohne den Sehnenschaden hätte ein solcher Hengst mindestens 30.000 € gekostet - mit Sehnenschaden war er sehr viel günstiger und darum kauften wir ihn. Die Sehne heilte und Ali wurde sogar zu einem gefragten Deckhengst, weil er als Halbblüter für die Vielseitigkeitspferdezucht sehr interessant war und mütterlicherseits nur Staatsprämienstuten im Pedigree hatte. Außerdem war er lackschwarz und bildschön

Ich habe ihn auch geritten ... vielleicht mit einem schlechten Gewissen, weil ich ja schlussendlich einen gesunden, reitbaren Hengst für den Preis eines Beistellers bekommen hatte. Aber vielleicht hat Ali uns auch die Chance gedankt, die er bei uns bekommen hatte.

Ich denke, dass bei Dir halt die Grundvoraussetzungen schon andere sind. Also, wenn man das Pferd im eigenen Stall halten kann, und einen Gesellschafter für ein Pferd benötigt, was schon da ist - das ist natürlich was anderes, als der Durchschnittsmensch, der als Reiter ein Pferd sucht.

Für mich war nach meinem Großen auch klar, dass es definitiv etwas jüngeres, fittes sein sollte.

Für mich ist normalerweise klar, wenn ein Pferd einzieht, dann bleibt es auch bis zum Ende. Bis jetzt war es bei mir auch immer so der Fall. Wäre einmal ein Pferd doch aus Geldmangel wieder ausgezogen (siehe meine Unvernunft, dass ich mir einen Junghengst kaufe zu einem Zeitpunkt, zu dem ich nicht einmal einen Job hatte), dann wäre es aber eben auch dieses gesunde Tier gewesen.

Ich weiß auch, als ich anfing, mit meinem Großen immer mehr am Langzügel zu erarbeiten, und weniger zu reiten, das regelmäßig Menschen zu mir meinten, sie würden sich für ihre Rentner, wenn sie mal nicht mehr so belastbar sind, sowas wie mich wünschen würden. Aber genau da lag für mich auch immer der Knackpunkt - ich habe mich nicht bewusst dazu entschieden, ein Pferd zu kaufen, was zu viele Baustellen hat, sondern ich hatte ein Pferd, was mich schon viele Jahre begleitet, und was aufgrund seiner Rückenprobleme (und dann dazu kommend Gleichbeinprobleme, Hufgelenksentzündungen / Arthrose) nicht mehr so gearbeitet werden konnte, wie ich das bis dahin getan hatte. Schon früh mit seinen Rückenproblemen habe ich ihn dann nämlich einfach nur noch jeden zweiten Tag geritten (und auch heute noch ist es für mich komisch, wenn ich zwei Tage hintereinander reite, auch wenn es schräg sein mag, aber das ist irgendwie hängen geblieben), und den zweiten Tag entweder frei gegeben, oder an der Longe oder Doppellonge gearbeitet. Nach der Diagnose der Hufgelenksarthrose wurde das longieren jeden zweiten Tag dann als ebenfalls zu häufig "aussortiert" - und so kam ich dann nach und nach zur Langzügelarbeit, mit der ich mich dann sehr intensiv beschäftigt habe, und sogar andere Pferde an die Langzügelarbeit heran geführt habe.

Tja.... und das ganze hatte dann irgendwann eine ganz eigene Dynamik, denn irgendwann war dann immer jemand da "reitest Du den denn auch?" und ich mußte mehr als einmal ernsthaft überlegen, wann ich denn bitte das letzte mal im Sattel gesessen hatte *hust* Für mich war das eine ganz selbstverständliche Entwicklung, die mit dem Älterwerden des Pferdes einherging, und entstand. Für andere ist es halt so (siehe die Reiterkollegen, die "später gerne jemanden wie mich gehabt hätten"), dass sie das Pferd, wenn es zu alt wird, dann scheinbar eher abgeben. Wäre für mich irgendwie keine Option....

Also - aus heutiger Sicht würde ich mir wohl ein Pferd mit gesundheitlichen Baustellen nicht zwingend holen, wenn ich mit dem mehr will, als ihn als Beisteller haben. DAS allerdings ist etwas, was einem als Einsteller selten passiert, dass man einen Einsteller benötigt.... von daher...

Conny, ich kann Deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und darum schrieb ich ja auch, dass es bei mir vermutlich schon aus dem Grund anders ist, weil ich keine Einstellergebühren bezahlen muss und für meinen einsamen Hengst einen Beisteller suchte - zuerst für den Schimmeligen, dann für Lilo.

Insofern ging es mir auch eher darum, Brittas Frage zu beantworten, wer ein Pferd mit gesundheitlichen Einschränkungen kauft und da bin ich eben so ein Kandidat, der das tut. Wenn es dann so ist wie bei Lilo, dass das Pferd nach einer Weidepause und entspechender Fütterung und Behandlung wieder fit ist und man es doch reiten kann, freue ich mich natürlich und genieße es, dass sich all die Mühe nicht nur für das Pferd und seine Gesundheit, sondern auch für mich gelohnt hat. Wäre Lilo aber nicht reitbar geworden, hätte ich auch damit gut leben können.

Natürlich ist es auch etwas anderes, wenn man ein Pferd bis zum Lebensende begleitet und in den letzten Jahren oder Monaten ein seinen Zipperlein entsprechendes Alternativprogramm anbietet - ich denke, das ist man seinem Pferdefreund einfach schuldig, dass man ihn nicht abschiebt, weil er den Ansprüchen seines Besitzers nicht mehr genügt oder kostenintensiver geworden ist.

Aber ich wäre tatsächlich wieder bereit, ein Pferd mit Einschränkungen zu kaufen, wenn die Zeit gekommen ist, dass ich mich nach einem Beisteller umschauen muss. Im Grunde könnte ich dann natürlich auch ein reitbares und gesundes Pferd kaufen, denn - so sagte mal eine Stallkollegin zu mir: Der Gesunde kostet das gleiche an Futter und Unterbringung, aber derjenige, der schon Zipperlein hat, kostet zusätzlich noch mehr an Tierarztrechnungen.

Aber die Frage wäre bei mir halt, ob ich einem jüngeren Pferd mit höheren Ansprüchen an seinen Reiter reiterlich und zeitlich noch gewachsen wäre, wenn es dann so weit wäre. Insofern dürfte es wohl durchaus ein Pferd mit gesundheitlichen Einschränkungen sein - vorausgesetzt natürlich, dass die nicht so heftig sind, dass das Wohlbefinden des Pferdes leidet oder sehr rasch eine Anzeige eines mitleidigen Spaziergängers beim Vetamt zu erwarten wäre.

Aber für ein Pferd wie Petras Didi hätte ich mich vielleicht auch entschieden, denn in der Regel ist der Preis für ein solches Pferd so angesetzt, dass er inklusive der OP-Kosten für ein zuverlässiges Freizeitpferd auch wieder passt. Bleibt natürlich das OP-Risiko, das ich vermutlich nicht auf mich genommen hätte, aber mir würde ein "Spazierreitpferd" durchaus auch genügen und schließlich habe auch ich meine Zipperlein und wenn mein Pferd und ich zusammen unsere Rente bei entspannten Spazierritten genießen können, habe ich doch das, was ich brauche ... und das Pferd hoffentlich auch. Nur ein Wallach sollte es eben nicht sein

Mein erstes Pferd war eine bedingt reitbare Traberstute mit Fohlen bei Fuß. Damals (in den 90ern) sprießten überall Offenställe aus dem Boden, eine Wiese mit einer Hütte drauf, und man konnte billig ein Pferd halten. Als Berufsanfängerin war man einfach nicht so reich, und ich konnte auf das Fohlen warten, das später in eine auch recht günstige Hengstaufzucht im Bayerischen Wald kam. Mit der Traberstute konnte man in alles 3 Gängen ausreiten, nur auf dem Platz konnte sie nicht lahmfrei gehen, wegen der Wendungen. Außer Schritt. Aber ich war glücklich, ein eigenes Pferd zu haben. Heute würde ich das auch nicht mehr machen. Meine Ansprüche an eine Pferdehaltung sind doch gestiegen und die Preise ebenso. Wenn ich heute ein Pferd kaufe weil eins von Meinen vielleicht nimmer ist, muß es reitbar sein.

Dayo hatte ich wissentlich als Ekzemer gekauft, den Rest an Krankheiten habe ich kostenlos dazu bekommen... Narkolepsie, Sarkoide, Hypermobilität MIM 4fach Träger.
Ich bin froh, sie zuhause stehen zu haben und viel selbst therapieren kann, sonst wäre es nicht möglich...

Also so ein Verkauf mit Schutzvertrag ist halt schon was fürs eigenen Gewissen, denn rechtlich ist er in den meisten fällen unzulässig und das Papier nicht wert auf dem er geschrieben ist. Ausser man bleibt Eigentümer und er wechselt nur den Besitzer.

Ich finde, es kommt immer darauf an, was das Pferd hat, und was man damit noch machen will. Aber man muß sich echt gut überlegen ob man sich evtl eine Dauerbaustelle ins Haus holt.
Und auch wenn man die Pferde selber hält, kosten sie Geld. Vor allem Tierarztkosten fallen ja dennoch an. Sucht man jedoch wirklich einen reinen Beisteller, und kann dem Pferd mit geringen finanziellen Aufwand noch schöne Jahre bieten, warum nicht?