Ich reite immer mit Helm, im Gelände mit Airbag-Weste und wackle regelmäßig an meinen Sturzfedern. Nach meinem letzten Unfall, den mein Kind mitansehen musste und in dessen Folge mein Mann bittere Tränen geweint hat, ist das das mindeste. Und auch wenn ich damit nicht 100 % aller Gefahren abwenden kann, nehme ich auch 50% weniger. Tut ja alles nicht weh. Genau wie der Gurt im Auto. Oder der Fahrradhelm. Meine mitreiter sind in Sachen Sicherheit auch vorsichtiger geworden und wir geben alle darauf Acht, und in der Gruppe nach den Schwächsten zu richten, um Unfälle zu vermeiden.

Zitat von Merphi im Beitrag #16

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und wir geben alle darauf Acht, und in der Gruppe nach den Schwächsten zu richten, um Unfälle zu vermeiden.

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Ja, leider werden diese alten Grundsätze nicht mehr zuverlässig weitergegeben.

Ein ernstes Thema und es tut mir sehr leid für dich @Shenia, dass du deine Stallkollegin auf so traurige Weise verloren hast. In meinem persönlichen Umfeld sind bei Reitunfällen Kollegen ums Leben gekommen oder andere haben nachhaltige Schäden (Kopf) davon getragen. Das liegt schon Jahre zurück und wirklich tiefgründige Gedanken machten wir uns nicht, wir trauerten, haben aber die Freude an den Pferden und am reiten deswegen nicht verloren.
Ich selbst hatte mit meinen zwei Stallfreundinnen vor kurzem einen hässlichen Reitunfall. Unsere Pferde erschraken im Wald vor einem kläffenden Hund mit hysterisch schreiender Frau, die die Pferde hinter einem Hangweg nicht sehen, nur hören konnten. Ein Pferd rannte los, die anderen zwei mit. Im Wald, einen steilen Berg hinunter, Florido bog zwischen die Bäume ab und ich blieb im vollen Galopp an einem Baum hängen.
Unvermeidlich war das eine Pferd meiner Freundin in der Wegkurve bergab, auf dem nassen Pfad ausgerutscht und hingefallen, das andere Pferd sprang dann irgendwie drüber, beide Frauen waren auch verletzt. Die Pferde rannten natürlich nach Hause und kamen glücklicherweise gut an.
Auf der rechten Seite im Gesicht hatte ich die blutige Maserung der Baumrinde und auch sonst hatte der Baum deutliche Spuren hinterlassen, aber ich konnte auf meinen zwei Beinen zurück zum Stall gehen. Es war für uns drei schon ein beeindruckendes Erlebnis, denn es war nicht selbstverständlich, dass wir es so gut überlebt haben.
Zur Verarbeitung ging ich dann zwei Tage später in den Wald und machte Fotos von den Spuren und zeigte sie meinen Freundinnen, auch den Baum an den ich hinschlug, wollte ich sehen. Mir half das und meine Freundinnen fanden das auch gut, geredet haben wir auch noch drüber und jetzt ist es durch.

Wir wissen alle, dass auch bei den ganz Braven ein Restrisiko bleibt, unsere Pferde sind sehr geländeerfahren, keine Hitzköpfe und zuverlässig, aber vielleicht war´s auch einfach ein Tag an dem so was leichter passiert. Obwohl wir das vorher nicht merkten, wir machten eine entspannte, ruhige "Hausbergrunde", ohne vorherige Anzeichen einer Katastrophe. Wir waren auch sorgfältig wie immer und deswegen reiten wir weiter, weil eben immer was passieren kann.
Da soll man auch nicht zu viel reindenken, sonst bekommt man Angst und das ist nie gut. In meiner langen Pferdezeit haben schon viel aufgehört mit dem reiten, weil die Angst zu gross geworden ist, auch das muss man sich eingestehen können.

So - nu hat es unseren Stall erwischt.
Als ich gestern auf den Hof fuhr, stand vor dem Halleneingang ein RTW und Notarzt. *shit!*
Es wurde hin und her gelaufen, Pferde in den Stall geführt. Ich habe einen Miteinstaller gefragt, was passiert ist.
Eine junge Frau Mitte 20 ist von ihrem 6-jährigen Pferd runtergescheppert und wurde schwer verletzt. Das Pferd hatte im Abbuckeln noch nach ihr getreten und sie am Rumpf getroffen.
Das ist schlimm und ich hoffe sehr, dass es nicht so schlimm ist, wie es gestern schien. Der RTW ist erst nach 30 min abgefahren ...

Was mich aber am betroffendsten macht und ich könnte vor Wut im Strahl kotzen ist, dass es tatsächlich Reiter gab, die einfach weiter geritten sind. Und zwar nicht auf kleinem Kreis und ruhig.
Nein, die volle Bahn mit Serienwechseln und starkem Trab um Sanitäter, Verunfallten und Helfern unter Unterschreitung jeglichem Sicherheitsabstandes und Anstandes und Pietät und überhaut !?!
Ich war nicht dabei, bekam das aber von einer sehr empörten Bekannten erzählt, die ihre grantelige Stute und eines der Helferpferde hielt und sich dabei noch der dicht vorbeiknatternden Reiterin
erwehren musste.
Und wenn da schon mal mehrere Leute in unsere doch sonst eher lehren Halle sind, WARUM konnte keiner ein Machtort sprechen und das Treiben beenden???
Es muss ja nicht jeder so ein soziales Schäfchen sein, wie ich - aber bitte: ein Mindestmaß an Anstand kann man doch erwarten, oder?

DAs bereitet mir grad Kopfzerbrechen in Sachen "Umgang mit schweren Unfällen".

Ich bin entsetzt - nicht nur über den schweren Unfall, sondern über das Verhalten der Leute, die da einfach weitergeritten sind. Steigt man da nicht ab und läuft hin, um zu gucken, wie es der Person geht?
Ich bin ja auch mal (schon Jahre her) volle Kanne vom Pferd gedonnert und lag da wie ein Käfer auf dem Rücken - was hörte ich aus Richtung Bande - Gelächter! Schönen Dank auch.
Ich kotze ne Runde mit @suerte

@suerte
Das geht gar nicht!! weiter reiten, wenn jemand verletzt ist und versorgt werden muss. Verstehe auch nicht, warum das nicht geahndet wurde.
Aber dazu fällt mir spontan das Rettungsgassen-Thema ein.
Das passt genau da rein, und ich glaub das ist inzwischen ein gesellschaftliches Problem, dass keine Empathie mehr da ist und jeder nur noch Gewinner sein will, sein Ding durch ziehen... ohne Rücksicht. Schlimm!

@suerte, das wäre für mich Anlaß, zu einer Stallbesprechung! Am besten durch den SB und der soll allen mal gehörig die Leviten lesen! Unterlassene Hilfeleistung ist eine ernste Sache und u.U. können die Weiterreiter von der Verunfallten in Regreß genommen werden.

Wenn ich das jetzt lese, dann würde ich sagen "ich wäre explodiert", aber vielleicht wäre ich auch so von dem Unfall eingenommen, daß ich mich auch nicht um die Weiterreiter gekümmert hätte, sondern beim Pferd/der Verunfallten geblieben wäre....

LG
Ameli

Ja, vielleicht hätte auch ich so gehandelt - weis nicht.
Aber ich bin auch der Meinung, dass man diesen Vorfall im Stall thematisieren sollte.
Es gab bei uns bisher noch nie eine Stallversammlung. Der Besi möchte sowas nicht. Es kommen eh nie alle. Kenne ich aus vorigen Ställen.
Vielleicht wäre ja auch ein Schreiben mit klaren Anweisungen vom Stallbesitzer ein Weg alle zu erreichen und mit deutlichen Worten in die Pflicht zu nehmen.
Wir haben schon nach dem letzten Unfall vor einem Jahr, wo es an 1.Hilfe-Wissen mangelte, einen qualifizierten Kurs gemacht, den recht viele mitgemacht hatten.
Das war ja schon mal gut ...

Der Stallbesi war nicht zugegen und hat wohl auch erst später von dem Stallmitarbeiter davon erfahren. Wie er reagieren wird, muss man sehen.
Und ob er überhaupt erzählt bekommt, was da noch so in der Halle vorgefallen ist? ER hätte alle rausgeworfen! 100% Und er hätte auch kein Problem gehabt, wenn das jemand so deligiert hätte.
Er ist da sehr old-school, was Etikette angeht! Kommt immer dazu, wenn ein TA auf den Hof fährt, um sich Anweisungen vom Doc geben zu lassen und nötigenfalls Neugierige auf Abstand zu halten.
Mal sehen ...

Generell ist ja das Verhalten gegenüber Rettungspersonal oft übel und zeigt eine echte Verrohung der Gesellschaft. Ich wäre in dem Moment definitiv ausgerastet und hätte alle aus der Halle geworfen - im Zweifel mit der Drohung, die Polizei zu holen und sie wegen Nötigung anzuzeigen. Ob das durchginge, ist ne andere Frage. Aber mir wäre absolut der Kragen geplatzt und ich würde das auch nicht auf sich beruhen lassen, sondern im Nachhinein sehr deutliche Worte finden - zur Not mit nem Aushang am Stall, wenn es nicht anders geht. Mir dann auch egal, was der Stallbesi dazu sagt.

Zum Thema Reitunfälle, natürlich passieren da üble Dinge, die einem sehr zu denken geben und die man nur eingeschränkt durch Vorsicht verhindern kann. Nach meinem Unfall letztes Frühjahr gehe ich auch mit einem schlechteren Gefühl allein ins Gelände bzw. nur noch, wenn ich weiß, dass zumindest jemand am Stall ist. Nicht wegen Angst um mich selbst, sondern weil mir immer wieder durch den Kopf geht, was hätte passieren können, als das Pferd allein nach Hause gedonnert ist.
Andererseits kann einem so viel passieren, selbst wenn man noch so sehr aufpasst. Es muss nur ein anderer Autofahrer einen Fehler machen und das wars :-/

Meine frühere Stallhilfe hatte auch kürzlich einen schweren Unfall mit ihrem Pferd - und das nicht beim Reiten. Die Stute war aus bisher ungeklärten Gründen in den letzten Monaten mehrfach auf die Karpalgelenke gestürzt und hatte sich auch jedes Mal richtig verletzt. Deshalb ist sie auch zunächst nicht mehr geritten. Was ist stattdessen passiert? Die Stute kam beim ganz normalen Führen zu Fall und stürzte auf sie drauf - Beckenbruch.

So, bin gerade aus'm Stall zurück. Also wirklich genaues weiß ich nicht. Nur, dass es nicht lebensgefährlich ist.
Das sind gute Nachrichten!