Die folgende sehr vereinfachte Erklärung soll keinesfalls den Rat oder die Interpretation eines Arztes ersetzen oder gar in Frage stellen!
Jeder Laborwert ist IMMER und NUR mit der entsprechenden Klink, der Anamnese ( Vorgeschichte ) und den jeweiligen Einheiten und Grenzwerten aussagekräftig.
Diese Erklärung dient nur zur groben Einschätzung was die Relation eines Wertes in Bezug auf seine Grenzwerte betrifft und nicht für die Interpretation in Bezug auf Krankheitsbilder!


Als generelle Richtlinie zur Interpretation von Blut Normwerten kann man ein wenig Mathematik und Statistik zu Hilfe nehmen:

Jeder Wert hat einen Normalbereich angegeben - dieser ist je nach Labor, Analysenmethode, Analysengerät, Einheit und "Kompetenz der Verantwortlichen" ganz individuell festgesetzt und kann meistens nur sehr eingeschränkt verglichen werden.
Es ist also wichtig, immer den Wert in Relation zum angegebenen Normwert zu setzen und nicht als absoluten Wert zu sehen.

Zusätzlich gibt es viele Messwerte, die extrem empfindlich auf verschiedene äußere Einflüsse reagieren, wie z:B. verwendetes Blutröhrchen, die Blutabnahme an sich, der Transport, die Temperatur, die Lagerung, die Zeitspanne zwischen Abnahme und Bestimmung usw usf... und die dann gerne auffällige Messwerte liefern, die aber in keinerlei Zusammenhang mit der Gesundheit des Probanden stehen.

Des weiteren gibt es noch einige Akutparameter, die immer und in jedem Fall schon bei der minimalsten Erhöhung als Alarm angesehen werden können ( z.B. Troponin als Marker für ein akutes Herz / Myocardversagen ) oder Werte, die sehr träge reagieren bzw nur bei sehr hohen oder niedrigen Werten als pathologisch ( = potentiell krankmachend ) angesehen werden können.


Jetzt kommen zusätzlich die Mathematik und die Statistik ins Spiel.

Jeder Normwertebereich deckt eine gewisse range ab - manchmal ist diese recht weit gesetzt ( z.B. normal 10 - 895 ) oder aber durchaus eng ( z.B. normal < 0,04 )

Entsprechend dieser Spannweite kann man eine Standardabweichung berechnen und einen so genannten 1s, 2s und 3s Bereich definieren. Sorry für die Fachbegriffe - ich werde es an Beispielen veranschaulichen

Beispiel 1:

nehmen wir einen angegebenen Normwert von 240 - 600

Die Spanne dieses Normbereiches erstreckt sich über 360 "Einheiten" ( 600 minus 240 )
Und wenn man jetzt die Hälfte dieser Spannbreite her nimmt, so erhält man die Standardabweichung bzw den so genannten 1s Bereich.

Alle Werte, die innerhalb dieses 1s Bereiches liegen - in unserem Beispiel 1 also alles zwischen 60 und 780 - ist noch immer in einem Bereich, der nicht zwingend als krank oder auffällig betrachtet werden muss, sondern eher einen Beobachtungsbereich darstellt.

Entsprechend dazu gibt es einen 2s Bereich, der in unserem Beispiel1 von 0 bis 960 reicht und der als auffällig angesehen werden kann und einer genaueren Abklärung bedarf.

Erst Werte jenseits des 3s Bereiches ( hier: über 1140 ) müssen in jedem Fall als sehr auffällig interpretiert werden und sollten rasch und ausführlich abgeklärt werden. Entweder durch weiterführende diagnostische Maßnahmen oder engmaschige Kontrollen des Messwertes.


Beispiel 2:

nehmen wir einen angegebenen Normwert von 20 - 45
Hier ist der s Bereich 12.5 ( oberer Grenzwert minus unterer Grenzwert dividiert durch 2 )

Also kann man davon ausgehen dass der 1s Bereich von 7.5 - 57,5 reicht,
der 2s Bereich von 0 - 70 und
der 3s Bereich jenseits von >70 liegt

Und erst mit der entsprechenden Klinik und zusätzlichen eindeutigen Krankheitsanzeichen wäre bei Werten im 1s und 2s Bereich eine Behandlung oder Supplementierung nötig - während bei einer Erhöhung jenseits der 70 schon ein deutlicher Handlungsbedarf gegeben wäre.


Beispiel 3:

nehmen wir einen angegebenen Normwert von 0 - 0.04
Hier liegt der s Bereich bei gerade mal 0.02 und somit wäre jegliche Erhöhung über 0.08 schon als potentieller Alarmwert anzusehen und rasch und genau abzuklären!


Nochmals: diese sehr vereinfachte Erklärung soll keinesfalls den Rat oder die Interpretation eines Arztes ersetzen oder gar in Frage stellen! Jeder Laborwert ist IMMER und NUR mit der entsprechenden Klink, der Anamnese ( Vorgeschichte ) und den jeweiligen Einheiten und Grenzwerten aussagekräftig.
Diese Erklärung dient nur zur groben Einschätzung was die Relation eines Wertes in Bezug auf seine Grenzwerte betrifft und nicht für die Interpretation in Bezug auf Krankheitsbilder!

@küwi Vielen Dank für die Erläuterungen! Ich bin um jeden Input dankbar, da ich ja nicht den Luxus habe, verschiedene TA um eine Einschätzung zu bitten. Zudem sind die Blutprobenentnahmen und der Versand für dich wahrscheinlich hier oben zum Haare ausreissen. Alles muss verschickt werden und ist länger unterwegs (ein Grund, warum ich mich immer gegen einen EMS-Test geweigert hat, bei dem man so sensibel mit dem Blut umgehen muss).

Ich sehe das täglich, daß Patienten aber auch Ärzte ( die es ja eigentlich wissen sollten ) entweder bei Werten die minimalst außer dem Normbereich liegen, fast durchdrehen und Panik schieben - oder aber Ärzte (und auch manche Patienten), die bei exorbitant erhöhten oder erniedrigten Werten teils gleichgültig mit den Schultern zucken bzw mit einem lakonischen "und was heißt das jetzt" antworten, wenn ich alles in Bewegung setze, um den hochpathologischen Wert telefonisch so zeitnah wie möglich zu überrmitteln.

Wenn man dann als semigebildeter Laie noch Tante google befragt oder gar in einschlägigen Diskussionsforen nachliest, dann wird einem ohnehin ganz schwummerig

Mein alter Chef meinte immer
"manchmal muss man nicht immer alles so genau wissen wollen" - und das trifft auch auf sehr viele Blutuntersuchungen zu

Oft habe ich den Eindruck ( in der Humanmedizin), die Ärzte nehmen Blut ab und schicken es ein, um wenigstens irgendwas zu tun und um die immer anspruchsvoller werdenden Patienten den Anschein zu geben, dass etwas passiert.
Oder aber die semi-gebildeten Patienten kommen mit derart abstrusen Wünschen nach Untersuchungen zum Arzt oder ins Labor, weil im "Medizinforum" die selbsternannten Therapeuten auf eine ganz bestimmte Untersuchung schwören und die muss dann auf die Minute und alle paar Wochen kontrolliert werden, egal was es kostet und wie (nicht) aussagekräftig es ist. Stichwort Kryptopyrrol


Das mit dem "Wert ist aus der Norm aber keiner tut was" ist ja eben das, was ich zu erklären versucht habe.

Normwerte werden je nach Labor ausgegeben - und geben die zu erwartenden Ober- und Untergrenze Werte von ca 95% der gesunden (!) Bevölkerung an - immer spezifisch für einen bestimmten Test in einer bestimmten Einheit in einem bestimmten Labor auf einem bestimmten Gerät mit einer bestimmten Methode unter Berücksichtigung der 98. Perzentille und wahlweise dem aktuellen Wetterbericht von Nordost-Grönland.

Ist man mit einem Wert minimal außerhalb, heißt das noch lange nicht, dass man deswegen krank oder behandlungsbedürftig ist.
Ausnahmen gibt es natürlich hier genug und man kann es nur schwer verallgemeinern.
Vor allem weil es ja so viele externe Einflussmöglichkeiten auf das Untersuchungsmaterial gibt.

Darum ist es ja auch so schwer, aufgrund von einem Wert oder einer Abnahme und ohne der Kenntnis der Klink, Präanalytik usw eine Aussage zu treffen

Hier mal wieder was zum Diskutieren am praktischen Beispiel:

Aus meinem Tagebuch wisst ihr, dass es sich um meinen Spaniokel handelt, der mit diesem Blutbild eine allergische Reaktion über den gesamten Körper zeigt. Selen ist der Wert wohl umstritten, aber ich habe ja faktisch eine Veränderung im Verhalten gemerkt. Jetzt bin ich auf weitere Einschätzungen gespannt. Bei Interesse kann ich auch noch die Ergebnisse der Biopsie hochladen. Ist zwar auf schwedisch, aber gefühlt 80% der Begriffe sind auf Latein.

Das Cholesterin und der Zucker irritieren mich absolut nicht. Und bei den Spurenelementen gibt es zwar Verbesserungsbedarf, aber von einem gravierenden Mangel oder einer Erhöhung ist Flamenco immer noch weit weg

Wichtiger ist, daß er sichtlich durch die Gabe des anderen Zusatzfutters eine so offensichtliche Änderung gezeigt hat.
Somit würde ich da symptomatisch dran bleiben, aber aufpassen, daß nicht zuviel supplementiert wird

Hat sich das Jucken denn auch schon gebessert?

@Gabi:

Die Werte sind immer in Relation zu bewerten.

In Relation zum Allgemeinzustand und zu den allfällig (nicht) vorhandenen Anzeichen oder Problemen. Das hat Muniqui schon schön erklärt. Bei manchen Menschen oder Tieren sind manche Werte immer "draussen" ohne aber gesundheitliche Probleme zu machen.

Dann in Relation zum bestimmenden Labor und den jeweiligen Normwerten und Einheiten. Nicht jedes Analsysegerät misst gleich und jedes Labor gibt darum verschiedene Normwerte in verschiedenen Einheiten aus.
Das wird aber oft ebenfalls von den Ärzten nicht beachtet in der Diagnosestellung!
Der selbe Test hat einmal einen Grenzwert von zB 20-25 ... da ist dann ein Wert von 55 durchaus errhöht.
Ein anderes Mal hat der selbe Test einen Grenzwert von 20 - 50 ... da ist dann ein Wert von 55 eher vernachlässigbar.

So ist zB in der Humanmedizin eine "Blutzuckerbestimmung" nicht einfach so vergleichbar, obwohl es in der Praxis durch ungenügend gebildete Ärzte gerne gemacht wird.
Ich habe in den letzten paar Jahren dazu gefühlt Studien mit ca 1000+ Vergleichsmessungen auf verschiedenen Messsystemen gemacht und die Ergebnisse weichen bei der selben Probe um mehr als 30% ab!
Wenn dann eine Diabetesgesellschaft einen Europaweit einheitlichen Grenzwert ausgibt, kann man als Laborant nur

Oder beim Cholesterin gibt es Unterschiede von über 15% - wenn man sich das Blut einmal liegend und einmal sitzend abnehmen läßt!

Darum ist es von meiner Sicht aus immer wichtig, die Blutabnahme immer unter den gleichen Voraussetzungen durchzuführen, die Präanalytik zu beachten, die Werte im gleichen Labor bestimmen zu lassen und dann die Tendenzen zu bewerten.

Und letztendlich ist es dann trotzdem wieder "egal" wenn z.B. ein Wert ausserhalb der Normwerte ist, man aber durch einfache Substitution so eine tolle Verbesserung erzielt wie es hoffendlich bei Flamenco der Fall war

Etwas besser ist der Juckreiz geworden, aber ich bin noch nicht zufrieden. Mir fehlt aber auch noch das Zink und ich werde vermutlich noch entgiften. Mal sehen, was dann passiert.