Jaaa ... hatte eben beim Betrachten auch so ein Gruselgefühl!
Bei so 'ner Action würde mir sogar mein Diesel durchstarten!

Zitat von Assja im Beitrag #10

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...zum Thema Gelassenheit mal anders und Kadavergehorsam, kam mir gerade folgender Beitrag in den Sinn: https://www.youtube.com/watch?v=7RKEzMUmL2U

Ich fand's regelrecht gruselig

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Wieso??

So, wie das Pferd sich auf dem Video am Anfang in die Bahn schleppt, lief meiner ungefähr bei seinem Hufreheschub...


Ich meine damit nicht, wie die Trailaufgaben gelöst werden. Sondern diese künstliche Langsamkeit mit einer Vorstellung von Ästhetik, die scheinbar darin besteht, dass das Pferd möglichst die Füße nicht mehr von der Erde bekommt und läuft, als täte ihm jede Knochen weh.

küwi, mir liegt es fern, das Westernreiten an sich zu verurteilen. Nahezu jede Reitweise hat ihre guten und schlechten Seiten. Ich finde die Art, wie dieses Pferd sich am Anfang und Ende in der Bahn bewegt, genauso 'krankhaft', wir auf Show getrimmte Saddlebredes oder von mir aus auch Dressurpferde, die sich selber fast die Zähne austreten, während die Nase auf die Brust gerollt ist.

Und ich bezweifle auch nicht, dass dies Pferd super an den Hilfen steht und in seiner Freizeit gut zufrieden ist. Trotzdem finde ich es persönlich daneben, ein Pferd gezielt so laufen zu lassen, als sei es kaputt auf den Knochen. Zumal dafür auch schlicht keine Notwendigkeit besteht, denn in den Hindernissen kann sich das Tier ja durchaus auch anders bewegen. Übrigens sehe ich zwischendurch auch durchaus den Takt unterbrochen, weil das Pferd mit den Füßen im Sand fast steckenbleibt. Dass der Galopp hier zum Viertakt wird, ist ja gewollt. Nochmal - so wie der Schritt am Anfang, so lief mein Richard mit akuter Hufrehe. Möglichst langsam und bloß die Füße nicht zu weit anheben. Dieser Schritt am Anfang ist mich mich einfach ein genauso verdrehtes Schönheitsideal, wie man es in den Auswüchsen anderer Disziplinen auch findet.

Was ich hierbei zugebe ist, dass ich mir das Video anfangs nicht vollständig angesehen habe, weil es mich schon am Anfang so arg an diese gruseligen Pleasureprüfungen erinnert hat. Die Lösung der Trailaufgaben ist ohne Zweifel beeindruckend. Umso weniger verstehe ich, warum dieses Pferd am Anfang und Ende so laufen muss.

Aber das wird jetzt OT ;-)

Um noch was Konstruktives beizutragen: Springreiten, absolut gelassen und doch wach: https://www.facebook.com/EQSportsNet/videos/892628694238701/

Solche Hunterprüfungen wären durchaus was, was ich hierzulande begrüßen würde. Obwohl ich persönlich es durchaus mag, wenn die Pferde beim Springen etwas 'britzeliger' werden - trotzdem sollte es mE Basis sein, einen Parcours so entspannt durchreiten zu können und dann ggf. 'aufdrehen' zu können, wenn man möchte.

Zum Thema Westernpferd fallen mir immer die 10 Tage der Western Horse Show im März (ich meine es war 1995) an der Mustermesse Basel ein, bei der wir damals einen Stand mit dem Reitsportgeschäft eines sehr guten Freundes hatten. Das war übrigens auch mit meinem ersten Ritt auf einem gut ausgebildeten Westernpferd verbunden, dass dabei prompt mit mir durchging, weil ich die Beine an seinen Körper legte und als er schneller wurde, auch noch zu klemmen begann - Heidewitzka - dass die Pferde die Schellsten auf eine Viertelmeile sind, kann ich bestätigen!

Aber was eigentlich viel Wichtiger ist: Es wurden wirklich querbeet alle Disziplinen gezeigt, auch rassespezifische wie eine Prüfung nur für Appaloosas, Cutting, Pleasure, Trail, Barrel Race (dotiert mit 10.000 Franken), Pole Bending, Reining und Showpferde, die am Hafter vorgeführt wurden. Interessant war eine Prüfung, in der Quarters und Äppis in einer "english ridden" Prüfung vorgestellt wurden - klar, vom Gebäude war da nur eine begrenzte Selbsthaltung möglich und wirklich schwungvoll sah das auch bei aller Mühe, englisch zu reiten, nicht unbedingt aus, aber die Aufgabe entsprach etwa den Anforderungen einer E-Dressur und ich habe in "echten" E-Dressuren schon schlimmere Ritte gesehen.

Wobei da auch ein Teilnehmer mit einer Trakehnerstute war und der den Schwung so wegzureiten, empfand ich als echte Sünde, denn die hätte ihr Köpfchen lieber etwas höher getragen und wäre auch sehr gerne ein bisschen schwungvoller gelaufen (ich durfte die abends mal nach der Messe reiten und hatte dazu meinen Sattel nutzen dürfen - da hat das Stütchen dann aber richtig Dressurtalent gezeigt und hinterher fand ich es noch schlimmer, wenn sie durch den Sand schlurfen musste (Pleasure und Trail).

Für mich die schlimmste Erfahrung war aber, als die Jährlinge im Showring standen - Jährlinge gehören auf die Weide und nicht schneckefett gefüttert in einen Showring! Die waren sogar geschoren!!! Und nicht nur am Körper, sondern auch am Kopf, an den Nüstern, in den Ohren!!!

In den Boxen standen die in Nylonganzkörperkondomen, die sogar das Gesicht bedeckten und der Schweif steckte in einer Tüte. Später wurde mir gesagt, dass die meisten Pferde am Hals Sweat necks tragen, damit die Halslinie durch den Wärmestau und das erwärmen der Zellen "wegschmilzt" und schöner wird.

Die nächste Gruppe im Showring waren die zweijährigen Hengste am Halfter. Der Erste war ein bildschöner Zartbitterschokoladenfuchs und als der ins Rund tänzelte, hatte ich schon mein Herz an ihn verloren ... und war schwer empört, als man ihn disqualifizierte, weil er seinen Nachbarn im Ring annöckelte. Unser Standnachbar meinte dann, dass ein Quarterhorse sich solche Frechheiten nicht leisten darf. Klar die anderen vorgestellten Zweijährigen standen da mit hängenden Köpfen und hatten den Schnüffel im Sand - ich war überzeugt: Die sind alle schon tot und nur zu faul zum Umfallen!

Nun hatte man mir ja erklärt, dass es um eine Arbeitsreitweise geht und darum, dass die dafür gezüchteten Rassen auch Arbeitspferde seinen, auf die sich der Reiter immer zu 100% verlassen können muss. Huchs und Hachs zu suchen wäre natürlich auch denkbar ungünstig, wenn man eine Rinderherde nach Wyoming treibt und das Pony unterm Sattel dabei mehr Spirenzken macht, als die Rinder.

Und bis dahin ist das für mich auch noch nachvollziehbar, aber die Pferde standen in ihren Boxen auch so teilnahmslos und ohne Glanz im Auge. Die wirklten so abgestumpft und abgelöscht, dass ich mich fragte, ob das nun wirklich nur der züchterischen Selektion zur höchstmöglichen Gelassenheit geschuldet ist oder ob man diesen Pferden nicht doch gewaltig den eigenen Willen ausgeredet hatte - mit welchen Mitteln auch immer.

Was mich aber vollkommen entsetzte war, dass keines der Pferde, die in den unterschiedlichen höher dotierten Prüfungen starteten, älter als 8 Jahre war - vor allem bei den Reining-Prüfungen lag das Durchschnittsalter bei sechs Jahren. Auf meine Frage, warum denn keine älteren Pferde teilnehmen, bekam ich von einem sehr bekannten Westernreiter die Antwort: "Die sind mit 9 Jahren platt und gehen dann in die Zucht!" Auf meine Frage, wann die Pferde denn ins Training genommen werden, antwortete er: Mit zwei Jahren".

Und da war dann der Westernreitsport - zumindest der, in dem es um ganz viel Geld geht - wirklich abgehakt, denn wenn kahlgeschorene Jährlinge mit rund 1,40 m Stockmaß locker 500 Kilo wiegen und von Showring zu Showring gezogen werden, anstatt schlank und rank mit gleichaltrigen Geschlechtsgenossen auf der Weide zu stehen und Zweijährige so teilnahmslos aus der Box schauen, wie ein steinalter Rentner, Pferde mit Nylonklamotten zum Schwitzen gezwungen werden, damit das Genick leichter wird und es normal ist, dass ein Pferd mit 9 Jahren kaputte Gelenke hat, dann hat das für mich nichts mit Reitsport zu tun, sondern mit der Pflege des Reiter- oder Pferdebesitzeregos.

Natürlich habe ich auch Westernreiter kennen gelernt, deren Pferde im Offenstall stehen und sehr vergnügt mit Artgenossen durch den Schlamm toben - ohne Tüte ummen Schweif und Schwitzkragen ummen Hals - und ich habe Westernreiter auf 20 Jahre alten Pferden gesehen, kenne sogar einen Herrn, der inzwischen stramm auf die 80 zugeht und seine Stute, die 25 Jahre alt ist, früher erfolgreich an Westernturnieren vorstellte und der reitet sein Falbenmädchen nun mit Halsring und ohne Sattel durchs Gelände und nichts liegt ihm mehr am Herzen, wie sein Pferd und dessen uneingeschränktes Wohlbefinden - aber als ich das Trailvideo sah, da fielen mir auch als Erstes die 10 Tage an der Western Horse Show ein und die kadavergehorsamen Pferde, die disqualifiziert wurden, wenn sie mit dem (ausgeschorenen) Ohr zuckten.

Ich finde es ohne Frage toll, wenn ich mir Pferde bei der WE anschaue und die dann alle Trailhindernisse mit ganz viel Gelassenheit und hochkonzentriert absolvieren, aber die sind eben alle irgendwie lebendiger, als das devote Räppchen, das die Hufe durch den Sand schleift und irgendwie einen auf absoluten Gehorsam "gedrillten" Eindruck macht.

Keine Frage - ich würde mirt wünschen, dass ich ein Pferd hätte, das einen Trailparcours so perfekt absolvieren kann - aber ein bisschen Pep und Spaß sollte mein Pferd dabei trotzdem zeigen dürfen - aber das sind auch nur meine 50 Cent als Geländejuckler.

Küwi - bitte entschuldige und Asche über mein Haupt, aber ich habe den ersten Satz Deines Beitrages tatsächlich übersehen, weil mein Blick zuerst auf das Pferdefoto wanderte (schick sind sie ja die Quarters).

Aber ich fände es durchaus interessant, über verschiedene Reitweisen zu diskutieren - vielleicht nicht hier, wenn es Dich stört -, aber es gibt ganz sicher sehr viele Positiv-Beispiele der Westernreiterei und die habe ich ja auch kennen- und schätzen gelernt und mein Beitrag sollte kein Tiefschlag gegen alle Westernreiter sein, sondern lediglich die Frage aufwerfen, wie ein Pferd zur Gelassenheit gelangt.

Der eine Weg ist das Vertrauen - da gibt es auch sicher viele, viele Westernreiter, die diesen Weg wählen.

Der andere ist eben die Form von Druck, bei dem der Wille des Pferdes unterjocht wird - dafür gibt es ganz sicher auch Beispiele aus dem Dressurviereck oder aus dem Springparcours - aber trotzdem stelle ich mir eben die Frage - weil ich vor vielen Jahren 10 Tage "Extrem-Westernreiten" kennen lernte - welcher Weg zur Gelassenheit des Westernpferdes aus dem Video führte ... und ich denke, dass man das hinterfragen dürfen soll. Aber auch gerne woanders.