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Panoptikum der Scheußlichkeit oder Modetrend?
Anlässlich einer Bildersuche für ein Forenbilderrätsel stieß ich auf dieses Panoptikum der Scheußlichkeit ... die man durchaus auch als Mode bezeichnen könnte:
Außergewöhnlich und stylisch oder schockierend und verstörend? Die Reaktionen auf Iris Schiefersteins (45) Designs variieren von großer Begeisterung bis hin zu extremen Ekel. Die Kollektionen der Berlinerin sind eher Kunst-Skulpturen, als tragbare Kleidungsstücke und auf der Straße können wir uns diese Mode wohl kaum vorstellen.
Die Künstlerin verarbeitet tote Tiere größtenteils zu Schuhen. Mit ihren Hybrid-High-Heels aus Pferdehuf und Schusswaffe hat sie weltweit für Aufregung gesorgt und fand Erwähnung in zahlreichen Kunst- und Modemagazinen. Doch nicht nur Kadaver von Huf-Tieren wurden durch Formalin haltbar gemacht und verarbeitet, auch weißen Tauben und Reptilien werden bei Frau Schieferstein neues Leben als Schuh eingehaucht.
Ob man die Tierplastiken nun als ästhetisch oder abschreckend bewertet, bleibt jedem selbst überlassen - kontrovers sind sie allemal. Gerade provokative Stars, wie beispielsweise Lady GaGa, können wir uns daher durchaus in einer der Kreationen vorstellen. Die exzentrische Sängerin posierte auf dem roten Teppich schließlich auch schon in einem Kleid aus Steaks. Da ist der Weg zu Pferdefuß-Pumps doch auch nicht mehr weit!
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Die Frage habe ich mir auch gestellt - wobei die Fotos mit den Transportgamaschen und Transportgamaschenstiefeln wenigstens niemandem schaden oder keine "Leichenfledderei" betrieben wird - aber beim Anblick der "Hufschuhe" stockte mir für einen Moment der Atem ... wobei man natürlich auch ehrlich sein muss ... wir sitzen - wenn wir Ledersättel benutzen - mit dem Popes auch auf einer Kuhhaut, nur fühlen wir uns nicht so sehr daran erinnert, dass das mal "Muh" machte, bevor daraus ein Sattel wurde, wie wir uns daran erinnert fühlen, dass diese Hufe mal einem Pferd gehörten oder die Tauben mal munter herumflogen.
Missversteht mich bitte nicht - ich finde das scheußlich! Aber ich hadere ja sehr oft mit meiner veganen Lebensweise, wenn ich für Lilo Lammfell oder eben den Ledersattel und das Zaumzeug aus Leder verwende, weil dafür auch ein Tier sterben musste, das vermutlich extra dafür gezüchtet wurde und dafür starb, während die Pferdehufe vermutlich vom Schlachter stammen und Pferden gehörten, die wahrscheinlich sogar ein langes, gutes Leben hatten.
Für mich war es bei meinem ersten Strasserkurs auch ein Schock, dass wir gefrorene Pferdebeine auf den Tisch gelegt bekamen, um an den Hufen das korrekte Bearbeiten zu üben ... man hatte dabei ein ganz übles Gefühl und ich hatte für einen Moment den Drang zu sagen: "Das mach ich nicht!" Aber dann habe ich mich überwunden. Beim nächsten Mal war ich wenigstens vorbereitet.
Beim Besamerkurs mussten wir in eine Pferdegebärmutter fassen, um das Besamen zu üben und erhielten - bevor wir auf die Stuten losgelassen wurden, auch eine vom Schlachter, die eingefroren auf uns wartete - ich hätte mich fast übergeben, denn das strapazierte meine vegane Gesinnung doch arg.
Insofern war meine erste Reaktion auf diese Schuhe auch: Wie ekelhaft, grausam und pietätlos - und wo bleibt die Achtung vor dem Tier?
Aber nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fand ich es nicht weniger scheußlich, aber in Relation gesehen nicht mehr ganz so ekelig.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Sabine, ich finde, es ist doch noch ein Unterschied, ob ich im Hufbearbeitungskurs gefrorene Pferdehufe repektive im Besamungskurs eine gefrorene Gebärmutter bekomme - oder ob aus Pferdehufen bzw. Tauben Schuhe gemacht werden. Ersteres hat wenigstens noch einen Sinn.
Der generelle Gewissenskonflikt "Ledersattel vs. vegane/vegetarische Lebensweise" beschäftigt mich auch immer wieder - das ist natürlich noch mal ein ganz anderes Problem.
Zitat von jaara2008 im Beitrag #10Sabine, ich finde, es ist doch noch ein Unterschied, ob ich im Hufbearbeitungskurs gefrorene Pferdehufe repektive im Besamungskurs eine gefrorene Gebärmutter bekomme - oder ob aus Pferdehufen bzw. Tauben Schuhe gemacht werden. Ersteres hat wenigstens noch einen Sinn.
Der generelle Gewissenskonflikt "Ledersattel vs. vegane/vegetarische Lebensweise" beschäftigt mich auch immer wieder - das ist natürlich noch mal ein ganz anderes Problem.
Ich gebe Dir im Bezug auf den "feinen" Unterschied durchaus Recht - obwohl ich in beiden Situationen am liebsten weggelaufen wäre -, denn ich finde es auch furchtbar, wenn man sich mit toten Tieren "schmückt" - es ist, als ob man auf der Würde der Tiere herumtrampelt und ihre toten Körper zur Schau stellt.
Allerdings gebe ich zu - bitte haut mich nicht - dass ich nicht ganz so viel Unterschied sehe, wenn jemand eine Lederjacke oder einen Pelzmantel trägt - beides war mal das Fell eines Tieres, das sicher nicht freiwillig starb. Natürlich kann man anführen, dass der Nerz nur wegen seines Fells getötet wird und die Kuh wengistens im Ganzen verwertet wird (ich versuche mein Gewissen zumindest immer damit zu beruhigen, dass sie nicht nur für meinen Sattel starb).
Aber trotzdem staune ich, dass Frauen, die Pelze tragen, mit Farbattacken rechnen müssen, während keiner Farbe auf eine Lederjacke schütten würde.
Ich muss aber wohl auch sagen, dass ich - auch wenn ich zugebe, dass mir Pferde, Hunde oder Katzen natürlich ganz besonders am Herz liegen - im Grundsatz keinen Unterschied der Wertigkeit im Bezug auf Schweine oder Kühe sehe und immer wieder staune, dass der Hund in der Tötungsanstalt die Menschen rührt, während jeden Tag Schweine und Rinder in Schlachthöfen auf eine ähnliche Weise getötet werden und um die vergießen die Menschen kaum Tränen.
Aber das ist auch nur meine Meinung und ich streue auch Asche über mein Haupt, weil ich für die Katzen und Elvis auch Dosenfleisch kaufe (das mit der veganen "Raubtierernährung" funktioniert aus meiner Sich nicht) und Lilo Lammfellchen kaufe und einen Ledersattel und Ledertrensen benutze (ich kann mich mit Biothane nicht anfreunden).
Insofern klage ich auch niemanden an, weil ich selbst inkonsequent bin, aber mich wundert es trotzdem, dass die Menschen es schaffen, den Zusammenhang zwischen dem Fleisch in der Pfanne und dem Schwein in der Tötungsanstalt ausblenden können (ich konnte das auch lange) und ich komme zum Fazit, dass man - wenn die toten Tiere, wie beispielsweise auf den griechischen Märkten, als Ganzes am Haken hängen würde - wohl auch spontan zum Vegetarier mutieren könnte.
Insofern glaube ich auch, dass wir einerseits - wie Corinna das schrieb - übersättigt sind und darum immer schockierendere oder polarisierendere Dinge kreieren müssen, um noch Aufmerksamkeit zu erregen. Auf der anderen Seite glaube ich aber, dass sich keiner über die "toten Tierteile" aufregte, die Lady Gaga als "Fleischkleid" trug, sondern die Empörung nur Wellen schlug, weil man es im Angesicht von Welthunger und Armut als Affront ansah, sich mit Steaks zu behängen.
Übrigens hatte ich vor rund 24 Jahren mal eine Grundsatzdiskusion mit meiner Mutter, als sie meiner Tochter sagte, dass der Garten uns das Gemüse schenkte, das sie meiner Tochter servierte und auf die Nachfrage des Kindes, ob uns der Garten auch das Fleisch geschenkt hätte, ich sagte: "Nein, dafür mussten kleine Kuhbabys sterben." Sie fand das unmöglich, das Kind so zu schockieren. Ich glaube aber, dass wer Fleisch isst, das auch bewusst tun sollte - dann habe ich damit auch als Veganer kein Problem.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Um zu den Schuhen zurück zu kommen .... Ich habe erst nicht geschnallt, dass das Schuhe sein sollen - als Anatomie-Anschaumaterial würde ich das ja vielleicht noch verstehen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, das das auch wirklich trägt. Auf der anderen Seite gibt es ja offenbar eine Menge Menschen die Dinge tun, die ich persönlich mir nicht mal ausdenken würde. Wartet mal - ich hab da doch kürzlich ....
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
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19.02.2017 10:50 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2017 10:51)
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