Und bei einem Pferd, was in seinem Leben schon so einiges durchgemacht hat, ist diese psychische Losgelassenheit noch viel schwieriger zu erreichen, weil immer die Erinnerung an das Erlebte durchkommt. Wenn alles gut läuft, immer seltener, aber ganz abstellen lässt es sich vielleicht nie.
Zumindest sind das meine Erfahrungen mit meinem Kleinen.

Leider sieht man oft wirklich viel anderes. Zuletzt haben wir es noch bei uns in der Reithalle gesehen. Da wurde einige Tage jemand vermeintlich besseres auf das Pony gesetzt und ab ging die Quälerei. Vorne ziehen, unten stechen und hinten drauf hauen. Das Pony lief nur noch mit Taktfehlern und wusste gar nicht mehr wohin mit sich. Von Losgelassenheit weit und breit keine Spur. Am WE ging´s dann mit der Besitzerin auf´s Turnier, natürlich ohne das Hauen und Stechen, und sie kommen mit einer Schleife nach Hause. Klar sehen die Richter auf dem Turnier nicht, wie das Tier zuhause "vorbereitet" wurde, aber die Leute werden so ja auch noch bestätigt. Und wenn man etwas sagt, bekommt man eine von diesen blöden Antworten wie: das muss so sein, das geht nicht anders oder sonst irgendwas.

Ich hatte letztens auch so ein Erlebnis, unser Stall ist wirklich, wirklich pro Pferd orientiert und sog. Sportreiter haben wir nicht. Ausser einen Bereiter, der extern mit Pferden kommt. Wir hatten gerade Hippolini Kinderunterricht mit dem Schwerpunkt: FAIRER Umgang mit dem Pferd. (Zur Info: unsere 20*60 Reithalle wird beim Unterricht in 20*20 und 20*40 abgetrennt). Wir sahen also "nebenan" eben jenen Bereiter, der (zugegebenermaßen immer noch nicht worst caste, aber immer noch schlimm genug) auf seinem Pferd rumhampelte. Meine Kollegin meinte: oh man, wir haben jetzt das Thema und der veranstaltet so einen Mist.....
Ich hab die Kids sich aufstellen lassen, habe gesagt: schaut Euch das gut an! Das ist ein Beispiel, wie man es NICHT machen sollte! Was fällt Euch denn dabei auf...? *fiesgrins*. Meine Kollegin ist beinahe gestorben vor unterdrücktem Lachen.

Das finde ich eine tolle Maßnahme.

Hat sich der Reiter wenigstens beobachtet gefühlt und seine Reiterei geändert?

Börgi, kommt....

Zitat von Biene im Beitrag #21

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Hat sich der Reiter wenigstens beobachtet gefühlt und seine Reiterei geändert?

Börgi, kommt....

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Oh und Kinder können so grausam sein! Gut gemacht!

So ist es Gambassi. Aber wenn das Pferd mal gewinnt (und er war schon öfters in Raumnot), wird es von mir gelobt und bekommt einen Keks :-)

Das Problem sehe ich einfach in der Wertigkeit der Losgelassenheit in der Ausbildung.
Zielformulierung im Unterricht ist eben oft die Benennung eines Niveaus. Jeder möchte Seitengänge und mit PI und PA glänzen, ohne Berücksichtigung dieser profanen schnöden Ausgangsbasis.

Losgelassenheit erreichen finde ich ungleich schwer, gerade bei kurzen kompakten Pferden, ich verzweifel gerade im Moment fast daran. Merke aber, dass gerade bei Anduryn MEINE Losgelassenheit dabei erstmal die Voraussetzung ist, ohne der brauch ich mich eigentlich nicht auf ihn setzen.

Meiner Ansicht nach, ist es vielen Reitern nicht egal, aber sie wissen einfach auch nicht, wie sich das anfühlt, machen vermeintliche Losgelassenheit einfach an anderen Parametern fest. Das ist ein Schwachpunkt vieler Ausbilder.

Ich habe in unseren nachbarlichen Reitverein zur Zeit wirklich das Glück eine RL zu haben, die ganz profanen FN Unterricht gibt, aber auf die korrekten Grundlagen echt Wert legt. Gerade Anduryn macht ihr Spaß, sie sieht wieviel schwieriger das mit so einem spannigen Spanier ist und möchte diese Ziel mit uns erreichen.
So ist erstmal flottes ( nicht überhöhtes) gleichmässiges Tempo, Schlangenlinien, ständige Handwechsel in leichter Anlehnung auf dem Programm. Durch das flotte ruhige vorwärts auf gebogenen Linien und den schnellen Handwechseln, kommt er n eine sogenannte Locomotion, er pendelt sich in die Bewegung ein, läßt sich fallen.

Mein Problem dabei ist, dass ICH ihn oft einfach nicht loslasse. Ich signalisiere flott vorwärts und mein Körper sagt wohl " Aber bitte nicht zuuu flott".
Eigentlich sollte ich ihn auch wirklich flott im Galopp lösen, meine RL schickt mich mit Hand vor im leichten Sitz erstmal ein paar Runden die große Tour. FÜr mich auf meinem verhaltensoriginellen Köttel momentan echt ein Angang.

Die meisten Reiter sind da eher einfach zu untertourig unterwegs, das löst sich in der Muskulatur einfach nichts, aber es sind oft vermeintlich besser aus und ist komfortabler zu reiten.
Wirkliche Losgelassenheit erreicht man aber auch nur über eine gute Muskulatur und die ist eben auch nur zu erreichen, wenn der Mucki arbeiten muss.

LG

Zitat von Andrea im Beitrag #26

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Ein Pferd ist losgelassen - wenn kein Mensch mehr am Strick hängt (duckundweg)

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Aber tröste Dich Andrea: ich hatte bei der Überschrift den gleichen ketzerischen Gedanken und überlegte, wie viele losgelassene Pferde ich schon hatte, hinter denen ich dann herlaufen musste, weil ich sie losgelassen hatte

Aber um zum Ernst der Thematik zurück zu kehren: Der Artikel ist toll geschrieben und ich finde es gut, dass man immer mal wieder daran erinnert wird, dass Takt und Losgelassenheit vor allem anderen stehen und nicht die Versammlung die Basis ist, auf der man die Ausbildung des Pferdes aufbaut.