Hallo an alle,

ich möchte gerne wissen, wie Ihr das am Turnier so handhabt.
◦fahrt ihr lieber mit dem Hänger hin und her, oder nehmt ihr lieber eine Box
◦wie oft startet ihr in etwa in der Saison (1x im Monat, oder jede Woche...)
◦wartet ihr mit der Höherreihung der Lizenz bis zum Jahreswechsel oder erhöht ihr unterm Jahr
◦wie lange reitet ihr vor dem Bewerb ab
◦kurz vor dem Start, wartet ihr da vor dem Viereck und geht im Kopf noch einmal die Aufgabe durch, reitet ihr bis zuletzt ab oder geht ihr lieber vor dem Bewerb auf und ab

bin ja mal gespannt, ich freu mich auf Antworten!

LG Dulzon

Hallo Dulzon,
ich berichte jetzt mal aus Deutschland und zwar aus dem Rheinland, ich glaube aber, dass gewisse Gepflogenheiten regional unterschiedlich sind:
Wenn ich Dressur reite, nehme ich keine Box, das ist auf den FN-Turnieren hier auch eigentlich nicht üblich und wird selten angeboten.
Zu meinen wirklick aktiven Zeiten bin ich von April bis September ca 2 x im Monat gestartet.
Ich habe seit Ewigkeiten LK 5 und würde mich wenn nur durch Erfolge, also zum Saisonbeginn höherstufen lassen.
Ich reite Whoopi 30 Minuten ab (inkl. Schritt), es ist aber ja von Pferd zu Pferd unterschiedlich, wie lange dieses braucht.
Je nach örtlichen Gegebenheiten und Organisation hast Du nicht die Wahl, was Du unmittelbar vor dem Start machst. Du wirst irgendwann vom Abreiteplatz zum Prüfungsplatz geschickt und musst dort dann entweder stehen bleiben, bis Du rein kannst, manchmal kannst Du auf und ab reiten, das geht aber nicht immer, da es je nachdem den gerade in der Prüfung befindlichen Reiter stört, oder Du hast ein Vorbereitungsviereck, wo Du noch ein wenig reiten kannst. Für Whoopi ist es besser, wenn ich möglichst wenig rumstehe, sondern sie wach halte, aber auch das ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Die Aufgabe gehe ich kurz vorher nicht mehr durch.

Aktuell bin ich zwar kein aktiver Turnierreiter mehr, habe es aber jahrelang gemacht. Ich kann Dir gerne mal von meinen "Vorbereitungen" erzählen, aber ich denke das ich da eher eine Ausnahme war. Ich habe meine Pferde nie lange auf dem Turnierplatz vorbereitet. Aber immer erstmal 20 min Schritt. Ich habe mir immer gedacht, was wir jetzt nicht können, können wir auch nicht mehr lernen. Also habe ich einfach nur locker geritten. Beim Springen bin ich max. zwei Steilsprünge und einen Oxer auf dem Abreiteplatz geritten. Damit war ich immer sehr erfolgreich.

Meine Dressurprüfungen bin ich auch immer völlig unbedarft geritten. Wahrscheinlich nicht gerade zum Nachahmen zu empfehlen, aber ich wusste teilweise nicht mal welche Aufgabe geritten wird, außer natürlich wenn es auswendig geritten werden musste. Da wurde auch manchmal noch schnell auf dem Hängerplatz die Aufgabe auswendig gelernt *winkzuBörgi*. So hab ich es mit allen Pferden gemacht, mit denen ich gestartet bin. Und es hat meist gut funktioniert.
Manchmal glaube ich, das es einen auch verrückt machen kann, wenn man noch zig mal die Aufgabe durchgeht.

Eine Box hatte ich allerdings auch nie. Auch wenn wir teilweise bis an die holländische Grenze gefahren sind. Unterwegs war ich in der Saison jedes Wochenende, teilweise drei Tage. Und jenachdem mit wievielen Pferden ich unterwegs war, ging der Tag von seeehr früh morgens bis seeehr spät abends. Jetzt im Nachhinein frage ich mich aber auch, was mich da geritten hat. Und vorallem wie meine Eltern das ausgehalten haben, als ich noch keinen Führerschein hatte. Aber es hat immer Spaß gemacht.

Meine Leistungsklasse habe ich mir erritten, allerdings habe ich dann aus Spaß an der Freude trotzdem noch das Abzeichen absolviert, als es bei uns am Stall angeboten wurde.

Aber Whoopi hat Recht, es ist natürlich von Pferd zu Pferd (und sicherlich auch von Reiter zu Reiter) unterschiedlich wie lange die Vorbereitungen dauern. Da kann man meist nur austesten, womit das Pferd und man selbst am besten klar kommt. Wichtig ist nur, das es für beide immer Spaß macht.

Ich denke da ähnlich, fahre eigentlich nur auf Turniere wo ich hin und her fahren kann, weil ich der Meinung bin er fühlt sich den Rest des Tages sicher wohler in seiner eigen Box mit Paddock als in einer heißen Zeltbox. Zum abreiten brauche ich auch nicht so lange, vielleicht so 20-30 Minuten.
Was ich gar nicht leiden kann ist vor dem Start Hektik, ich will relaxed einreiten, so klappt es bei uns am besten.

LG Dulzon

Ich schließe mich da mal den Vorschreibern an und kann auch von meinen Erfahrungen aus der Schweiz berichten. Dort finde ich besonders gut, dass es feste Startzeiten gibt. Wenn da also auf dem Programm steht, dass man um 12.42 Uhr startet, dann reitet man auch um 12.42 Uhr ein. Natürlich führt das auch zu "Leerläufen" auf dem Platz, wenn ein Reiter ausfällt, denn die Zeiten werden tatsächlich nicht erst nach dem "Abhaken an der Meldestelle" erstellt, sondern nach Eingang der Nennungen.

Das ist vielleicht für die Zuschauer nicht immer so attraktiv, wenn dann 10 Minuten mal gar nichts auf dem Viereck passiert, weil zwei Reiter ausfielen, aber man kann eben auf den Punkt abreiten.

Für mich war die Umstellung in den deutschen Turniersport darum auch ein kleiner Kulturschock, denn teilweise verschob sich ein Start auch mal um locker eine Stunde, wenn es das Getausche gab, dass jemand mit zwei oder drei Pferden startete, das Pferd eventuell in der parallel laufenden Springprüfung ebenfalls genannt war oder die Richter in zwei Prüfungen richteten, die sich zeitlich überschnitten. Wenn man dann eigentlich nur 20 Minuten locker reiten plant und dann eine Stunde und zwanzig Minuten im Sattel sitzt, weil man immer wieder nach hinten rutscht und die Startertafel eher eine Art Richtungsweiser,wann man vielleicht dran kommen könnte, aber kein verbindlicher Startfolgehinweiser ist, dann flucht man schon mal über die mangelnde Organisation.

Ich bin allerdings sowohl in Deutschland, als auch in der Schweiz das Trakehner Turnier mitgeritten und weil das dann doch eine immense Fahrerei war, nahmen wir dort auch immer Boxen. In der Schweiz fand das Turnier in der EMPHA-Reitanlage statt und dort gibt es tolle Ställe mit riesigen Boxen. Beim deutschen Trakehner Turnier gibt es Stallzelte mit Mobilboxen - die sind natürlich, wenn man einen Hengst mitbringt, nicht so ideal (ein Boxennachbar buddelte sich mal in einer Nacht fast zu meinem Hengst durch, weil das Stallzelt auf einem Grasplatz stand) und man muss seinen Hengst dann leider oftmals über Nacht anbinden, damit es keinen Zoff mit den Boxennachbarn gibt, weil die Boxenwände sehr instabil sind und auch gerne mal Risse bekommen, wenn zwei Jungs streiten oder jemand seine Stute neben den Hengst stellt.

Wobei wir - wenn Boxen angeboten wurden, auch gerne eine mieteten, denn auf dem Anhänger oder LKW mochten unsere Pferde nie pieschern - da ist so eine Box dann doch Gold wert.

Und ich habe mich vor dem Abreiten immer mindestens ein halbes Stündchen im Auto entspannt, ein bisschen Musik gehört, vielleicht auch gedöst und ich bin auch meist in Gedanken einmal die Prüfung durchgeritten. Ich brauchte dieses "mich noch mal sammeln", um mich dann voll und ganz auf die Prüfung konzentrieren zu können.

Langes Abreiten gab es bei mir auch eher nicht (außer wenn sich der Start verzögerte). Aber ich bin meist auch irgendwo abseits des Abreite- oder Turnierplatzes 15 Minuten Schritt geritten, um dann nur noch kurz einmal rechtsrum und einmal linksrum auf dem Abreiteplatz zu traben und zu galoppieren und dann einzureiten. Ich sehe das auch so, dass wenn mein Pferd die Anforderung einer Prüfung erfüllt, es auch so rittig ist, dass ich es nicht durch langes Abreiten lösen muss, sondern es ledigleich aufwärme, um keinen Kaltstart hinzulegen.

Meine Erfahrung ist es, dass je länger man auf dem Abreiteplatz rumkurvt, desto mehr verspannt man selbst und das Pferd sich, weil man ständig bremsen, jemandem ausweichen (die kucken echt alle auf den Boden, anstatt ihrem Pferd zwischen den Ohren durch und wenn man einen Hengst reitet, ist es nur semilustig, wenn Leute mit rossenden Stuten dem eigenen Pferd unter den Nüstern durchflitzen oder genau vor einem die Ramme ins Geläuf hauen, um mal eben 20 Tritte rückwärts zu richten - wobei Tritt 19 dann daran oft daran scheitete, dass sie mit dem Pferdehintern am Kopf meines Pferdes bremsten.

Das kenne ich aus der Schweiz auch anders. An den größeren Turnieren gab es da einen Abreiteplatz und einen Vorbereitungsplatz, auf den man erst dann durfte, wenn der Reiter, der vor einem dran war, ins Viereck einritt. So konnte man vollkommen entspannt die letzten fünf bis sechs Minuten vor dem Einreiten ungestört genießen.

Und meine Lizenz habe ich mir auch erritten, aber ich habe mein Reitabzeichen 1978 gemacht, denn ich wollte mit den jungen Pferden ja "Materialprüfungen" (so hießen damals die Reitpferdeprüfungen) reiten und die waren alle natürlich in Kat.B und verlangten das "Bronzene" - damlas konnte man auch nur den Reiterpass im Gelände und das bronzene oder silberne Abzeichen erwerben - keines Hufeisen oder sowas gab es da noch nicht.

Aber es gab damals noch bei jeder Dressurprüfung bis M einen Gehorsamssprung nach der Dressurprüfung und der kostete mich so manche Platzierung, denn mein Pferd sprang in Hubschraubermanier und möchte keine auf einen Meter gelegte "leere" weiße Stangen, die sie überwinden sollte. Manchmal war der Gehorsamssprung aber auch netter aufgebaut ;-)