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Kolik



Kolik: Dieses Wort lässt bei Pferdebesitzern sofort alle Alarmglocken schrillen, denn bei den Krankheitsanzeichen des Magen- oder Darmbereichs ist schnelles Handeln gefragt. Dabei ist eine Kolik beim Pferd nicht die eigentliche Krankheit, sondern ein Anzeichen, dass eine Fehlfunktion des Verdauungstraktes vorliegt. Und diese kann viele Ursachen haben.


Wusstet ihr, dass der Pferdedarm ganz anders, aber auch viel komplizierter als der Darm eines Menschen oder eines Hundes
aufgebaut ist? Der Pferdedarm kann aus wenig Energie im Futter (Gras, Heu, Stroh) hochwertige Energieträger herstellen. Das geschieht mit Hilfe von Kleinstlebewesen im Dickdarm. Der lange Pferdedarm hat aber auch den Nachteil, dass er sehr störanfällig ist. So können häufiger Fehlfunktionen im Verdauungstrakt, sprich Koliken, auftreten. Ein Pferd kann sich nicht übergeben, es muss also das einmal aufgenommene Futter durch seinen gesamten Darmtrakt schleusen. Der Verdauungstrakt des Steppentiers Pferd ist auf eine permanente Futteraufnahme ausgelegt und nicht etwas auf drei oder sogar nur zwei Mahlzeiten am Tag.

Wie erkennt man eine Kolik?
Pferde zeigen unterschiedliche Verhaltensweisen, wenn sie eine Kolik haben. Verläuft die Kolik eher ruhig, sind die Anzeichen: Fressunlust, Aufziehen des Bauches, Teilnahmslosigkeit, häufiges Liegen, Gähnen, Flehmen, Umschauen nach dem Bauch, häufiger Harnabsatz, Schlagen mit den Hufen unter den Leib. Ist die Kolik heftiger und verursacht mehr Schmerzen, dann ist das Pferd sehr unruhig, schwitzt, hat einen ängstlichen Blick, scharrt, wirft sich heftig und wälzt sich. Der Atem geht stoßweise, und es kann zu starken Schweißausbrüchen kommen. Kommt es zu einem Kreislaufversagen, bricht kalter Schweiß aus und die Hautoberfläche wird kühl. Nicht jedes Pferd zeigt die gleichen Anzeichen, aber bereits einige der beschriebenen Symptome können auf eine Kolik hindeuten. Auf jeden Fall sollte im Zweifel lieber schnell der Tierarzt benachrichtigt werden, der dann eine verlässliche Diagnose stellt und das Pferd rasch behandeln kann. Zügiges Handeln ist angesagt, weil eine Kolik, die nicht in kürzester Zeit vom Tierarzt behandelt wird, schnell zu Kreislaufversagen und in der Folge zum Tod führen kann.

Welche Arten von Kolik gibt es?
Eine der häufigsten Ursachen für eine Kolik beim Pferd ist ein Verschluss des Darms, wobei meistens der Grimmdarm betroffen ist. Der Verschluss kann zum Beispiel von nicht ausreichend verdautem Futter herbeigeführt werden, das sich im Darm festsetzt und zu einem Stillstand des Transports des Nahrungsbreis (Darmverschluss) führt. Bei einer Anschoppungskolik handelt es sich um eine Dickdarmverstopfung. Die Kolikanzeichen sind oft nur gering. Die häufigste Ursache: Das Pferd hat zu wenig Wasser aufgenommen und zu schnell und zu hastig gefressen.
Auch eine Verschlingung, Verlagerung oder Einklemmung des Darms ist möglich. Hier kann der Darm regelrecht abgeschnürt werden und Teile davon absterben. Weiterhin gibt es so genannte Stresskoliken. Sie können entstehen, wenn das Pferd größeren psychischen Belastungen ausgesetzt ist, wie etwa auf langen Transporten oder auf Pferdesportveranstaltungen. Dabei verkrampft die Bauchmuskulatur und stört damit die Verdauung (Krampfkolik). Von einer Krampfkolik sprich man auch, wenn das Pferd zu viel angegorenes Futter, verschimmeltes Heu/ Silage oder frisches Brot aufgenommen hat oder wenn es zu hastig große Mengen kaltes Wasser trinkt. Hier kann es zu lebensgefährlichen Verdrehungen oder Einstülpungen des Darms kommen, die nur durch eine schnelle OP innerhalb weniger Stunden in einer Klinik behoben werden können. Bei einer Magenüberladung, hat das Pferd durch hastiges Kauen nicht genügend Speichel gebildet. Der Futterkloß kann im Magen gären. Eine Aufblähungskolik liegt vor, wenn das Pferd zum Beispiel Rasenmähergras (bitte niemals Verfüttern!) gefressen hat. Bei einer Sandkolik hat das Pferd zu viel Sand im Darm, der sich dort abgelagert hat, wenn es zum Beispiel auf dem Paddock/ Auslauf zu viele Wurzeln mit Sand gefressen hat.
Wetterbedingte Koliken treten meist im Frühling oder bei Wetterwechsel auf. Der Kreislauf des Pferdes verschlechtert sich, der Darm hört auf zu arbeiten. Koliken können begünstigt werden durch fehlende Bewegung des Pferdes und Parasitenbefall des Darms.

Wie behandelt der Tierarzt?
Über die Gabe eines krampflösenden Medikamentes versucht der Tierarzt, dass das Pferd Bauchraum entspannt. Durch Gabe von Öl über einen Schlauch in den Magen kann ebenfalls versucht werden, den Darm wieder gängig zu machen. Der Tierarzt kann bis zu einer gewissen Tiefe in den Dickdarm fassen. Das dient aber nicht dazu, den Enddarm auszuräumen, sondern ist sehr wichtig für die Stellung einer Diagnose. Je nach Größe des Pferdes lassen sich viele andere Darmteile durch die Darmwand hindurch ertasten. Gegen die Schmerzen gibt der Tierarzt ein schmerzstillendes Mittel. Bei der wetter- bzw. kreislaufbedingten Kolik helfen kreislaufstabilisierende Medikamente.

Bis zum Eintreffen des Tierarztes sollte das Pferd im Schritt bewegt werden. Ein Hinlegen des Pferdes sollte bei leichten Koliken eher vermieden werden. Bei schweren Koliken und dem möglichen drohenden Zusammenbruch des Kreislaufes, sollte das Pferd sich auch ablegen dürfen, um eine weitere Belastung des Kreislaufes zu verhindern. Wälzen erlaubt: Durch Wälzen des Pferdes kann in bestimmten Fällen versucht werden, eine Verschlingung oder Verlagerung des Darms rückgängig zu machen. Manchmal reicht diese Behandlung aber nicht aus, und es muss in einer Kolikoperation am offenen Bauch der Darm kontrolliert und wieder gängig gemacht werden. Ist ein Darmabschnitt bereits abgestorben, muss dieser Teil vom Tierarzt entfernt werden.

Wie kann man Koliken vermeiden?
Pferde sollten immer in Ruhe ohne Hast fressen können und wissen, dass es vor und nach dem Fressen Ruhepausen gibt. Viele kleine Futtermengen sollten über den Tag verteilt werden. Dabei kann zum Beispiel ein Futterautomat oder eine automatisch gesteuerte Heuraufe helfen. Beim Füttern sollte vor dem Kraftfutter immer zuerst das Raufutter gefüttert werden. Wichtig ist auch die einwandfreie Qualität, ganz besonders beim Raufutter (Heu, Silage, Stroh). Die Pferde sollten regelmäßig entwurmt und möglichst häufig bewegt werden.

Quelle: Newsletter „pferdenah“



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