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Mal zum drüber nachdenken
Mein Pony hat Mitbestimmungsrecht

Interessant, meine Pony´s dürfen auch mitbestimmen, aber mal genauer hin schauen, ist ja nie verkehrt

Wieder etwas was unbedingt einen modischen Namen braucht . Ich halte davon nichts.
Davon mal ab hat denke ich fast jedes Pferd diese "erlernte Hilflosigkeit" schon mal in seinem Leben erlernt. Also dass es manche Dinge aushalten muss, daran kann ich auch nichts falsches sehen. Sonst wäre der Umgang mit diesen Tieren vermutlich deutlich riskanter.
Aber es macht natürlich einen großen Unterschied ob das Pferd dieses Verhalten mal situationsbedingt zeigt (z.b. beim TA) oder ständig. Letzteres ist nicht gesund und da muss man dem Pferd selbstverständlich helfen. Ob es dazu einen Fachmann benötigt oder der eigene Verstand ausreicht sei mal dahingestellt.

Ich denke allerdings nicht das hiermit gemeint ist, dass das Pferd mitbestimmen darf sondern seinen Gemütszustand ausleben und zeigen darf. Dürfen meine in einem gewissen Rahmen immer und jederzeit, sofern sie diskussionsbereit sind .

Ich denke Du hast nicht genau verstanden um was es geht . Es geht ja darum das Pferd zu ermuntern eigenständig mit zu denken bei der Arbeit. Es gehört ganz klar zum Clickertraining Pferde zu ermuntern auszuprobieren worauf man hinaus möchte und sich so Lektionen zu erarbeiten.
Eine spannende Arbeitsweise, die aber sehr viel Geduld erfordert und vieles mehr. Aber man bekommt sehr aufmerksame Workoholics
Ich habe aber durchaus Verständnis dafür das da so mancher sein Problem mit hat.

Was gibt es denn an dem Artikel nicht zu verstehen?

Zitat

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Es geht ja darum das Pferd zu ermuntern eigenständig mit zu denken bei der Arbeit. Es gehört ganz klar zum Clickertraining Pferde zu ermuntern auszuprobieren worauf man hinaus möchte und sich so Lektionen zu erarbeiten.

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Das habe ich doch gar nicht in Frage gestellt.
Meine Ausbildung der Pferde besteht im Wesentlichen genau aus diesem Aspekt und zieht sich von Anfang an durch wie ein roter Faden. Aber ohne Clickern und ohne daraus eine Wissenschaft zu machen.

Ich habe den Link auf der Facebookseite meiner RL gefunden und fand ihn gut und wollte ihn teilen , nicht mehr und nicht weniger.
Wir arbeiten immer mehr mit Clickertraining und haben damit sehr gute Erfolge. Jedem das Seine.

Moins, also ich mache mich jetzt mal unbeliebt: Nein, beim Reiten hat mein Pferd KEIN Mitbestimmungsrecht. Im Gegenteil: Ich möchte, dass es das, was es tun soll, auch bitte prompt und willig umsetzt. Das gilt für eine Halteparade im Gelände genauso, wie für einen Schritt-Galopp-Übergang. Dafür, dass es das, was ich von ihm möchte, auch ausführen kann, sorgt im Vorfeld eine Ausbildung, die dem Pferd Rechnung trägt. Aber: Wenn ich meinem Pferd ein Mitbestimmungsrecht beim Reiten einräume, bedeutet das ggf. dass es Zeit aufwendet, um mit dem Reiter zu diskutieren – und das ist völlig kontraproduktiv, wenn ich ein durchlässiges Pferd haben möchte. Genau das brauche ich langfristig aber, wenn Reiten wirklich gesunderhaltend sein möchte.
Mal davon abgesehen, wird mir angst und bange, wenn ich diesen Satz hier lese: „Sie hat die Freiheit, jederzeit zu gehen. Nur so ist für sie Lernen möglich.“ Das halte ich definitiv für falsch: Wie genau soll das funktionieren, bei einem Pferd beispielsweise, dessen Fluchtinstinkt sehr ausgeprägt ist. Das wird sich nie und nimmer freiwillig in eine Situation begeben, in der es feststellen könnte, dass diese gar nicht so schlimm ist. Stattdessen wird es solchen Situationen immer – im wahren Wortsinn– aus dem Weg gehen. Lerneffekt: null.

Ich denke, das Problem ist, dass sich viele Pferdehalter und Reiter grundsätzlich weniger Gedanken um die Befindlichkeit ihrer Pferde machen, solange sie keine gesundheitlichen Probleme haben und auch brav mitarbeiten.

Insofern finde ich es sehr positiv, dass es auch Menschen gibt, die bereit sind, ihrem Pferd in die Seele zu schauen.

Beim Lesen des Berichtes war ich zwar zuerst mal ziemlich fassungslos, als ich an die Stelle kam, an der von den Tierversuchen mit den Hunden berichtet wurde, die man mit Stromschlägen traktierte, um festzustellen, dass der Hund sie irgendwann duldet und ihnen nicht mehr zu entgehen versucht - dazu braucht man meiner Erfahrung nach keine für die Tiere schmerzhaften Versuchsreihen - das kann man auf jedem Hundeplatz feststellen, auf dem nach dem System von Dominanz und Submission gearbeitet wird und wo der Schwerpunkt der Ausbildung auf dem Kadavergehorsam des Hundes liegt.

Doch zurück zum Thema: Beim Weiterlesen schmunzelte ich mehrfach, weil ich selbst auch die Erfahrung machte, dass "geweckte", "mental geöffnete" Pferde natürlich zunächst einmal anstrengender werden können, denn sie beginnen die Ideen des Menschen auch zu hinterfragen, nehmen plötzlich ihre Umgebung wahr und entwickeln ein neues Selbstbewusstsein, das man in sinnvolle Bahnen lenken muss, um nicht plötzlich einen renitenten Pferdefreund zu haben, der prinzipiell erst einmal nein sagt, weil er von einem Extrem ins andere fällt.

Für mich stellte sich die Frage früher auch nicht, ob es meinem Pferd gut geht, wenn es quasi salutierte, kaum dass ich die Box betrat ... warum auch? Es war doch sehr bequem, ein derart gut erzogenes Pferd zu haben, das gar nicht erst den Versuch unternommen hätte, meine Richtline de Miteinanders zu hinterfragen.

Dann begann ich vegan zu leben. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Ernährungsweise, sondern um die Lebensphilosophie der Achtsamkeit, die es auch mit sich bringt, dass man keine tierischen Produkte isst, weil man es ablehnt, sein Wohlbefinden zu verbessern, indem man das seiner Mitgeschöpfe schmälert ... also beispielsweise Bienen den Honig wegnimmt, den sie eigentlich für ihr eigenes Wohlbefinden produzieren und nicht dafür, dass wir ihn aufs Frühstücksbrötchen streichen.

Zwangsläufig musste ich mir also auch die Frage stellen, ob das Reiten mit der Lebensphilosophie der Achtsamkeit zu vereinbaren ist ... und ritt darum auch nicht mehr, denn schließlich zwinge ich dem Pferd dabei ja meinen Willen auf und erwarte, dass es ihm gehorsam folgt. Ob es damit einverstanden ist, fragen viele Reiter ja nicht.

Doch dann zog Lilo ein und der fühlte sich nun mit seinem reinen Weidedasein gar nicht wohl, denn er war damit unterfordert. Das zeigte er, indem das bis dahin eigentlich wirklich kadavergehorsame Ross immer frecher wurde, sogar das Beißen anfing. Er biss sogar sich selbst und dieses Verhalten ist dem des Koppens, Webens oder Boxenlaufens gleich zu setzen, denn es ist eine Verhaltensauffälligkeit, die durch Frustration entsteht.

Also überlegte ich, wie ich die Lebensphilosophie der Achtsamkeit mit dem Pferdetraining vereinbaren könnte und begann Lilo zu "fragen", was ihm Spaß macht - was bedeutet: Ich machte ihm Angebote der Beschäftigung und er nahm sie entweder an oder ignorierte sie.

Natürlich erntete ich von den "normalen" Vertretern des Reitsports eine Menge Spott und wurde gewarnt, dass mir der Hengst irgendwann auf der Nase herumtanzt. Ich sollte die Alpha-Position vertreten, abgrenzen und dominanter sein und meinem Pferd nicht alles durchgehen lassen.

Tatsächlich lasse ich Lilo gar nicht alles durchgehen - im Gegenteil: Es gibt strenge Regeln des gegenseitigen Respekts, denn unerwünschtes Verhalten wird durch Ignoranz "bestraft". Rempelt mein Pferd mich beispielsweise beim freien Turnen in der Halle oder auf dem Platz an, drehe ich mich um und lasse ihn stehen. Ich will mein Pferd nun nicht vermenschlichen, aber teilweise habe ich dann tatsächlich das Gefühl, er kommt mir dann nach, um sich zu entschuldigen. Zumindest ist er dann stets wieder vorsichtig und achtsam im Umgang mit mir. Erwünschtes Verhalten wird hingegen belohnt oder sogar großzügig mit ihm gefeiert, wenn er eine neue Lektion gelernt hat.

Die Clickerer unter Euch werden natürlich schon herausgelesen haben, dass wir bei unseren Turnstunden das erwünschte Verhalten mit dem Clicker bestärken, denn für mich war der entscheidende Grund, mit dem Clickertraining zu beginnen, dass ich mein Pferd nie strafe, sondern es entweder belohnt oder ignoriert wird, denn diese Art des Trainings lässt sich sehr gut mit meiner Lebensphilosophie der Achtsamkeit in Einklang bringen.

Schließlich ist das Reiten vergleichbar mit einem Tanz und niemand würde seinen Tanzpartner über das Parkett zerren, nur weil er führt. Statt dessen folgt ein Tanzpaar dem Rhythmus und dem Takt, den die Musik vorgibt und finden so zu einem harmonischen Einklang ... oder wie es Waldemar Seunig so wunderbar ausdrückte: Reiten ist das Zwiegespräch zweier Körper und zweier Seelen, das dahin zielt, den vollkommenen Einklang zwischen ihnen herzustellen.

Herzliche Grüße
Sabine

Ist ja auch ok.
Ich wollte in dem Kontext nur loswerden, dass ich diesen ganzen neumodischen Kram nicht mag. Ich denke immer öfters, dass ordentliches Reiten nach herkömmlichen Richtlinien und ein vernunftgesteuerter Umgang mit dem Pferd eigentlich vollkommen ausreicht. Man muss nicht alles neu erklären und für alles eine Begrifflichkeit/Theorie erfinden.
Zudem habe ich oftmals das Gefühl dies soll die eigene Unfähigkeit verstecken, da ertappe ich mich zwischendurch ja selbst .
Schöner wäre die Schulung der eigenen Intuition.

Die Arbeit mit dem Clicker ist eine schöne Sache (wenn auch nicht meins) aber nicht nötig um die Stute zu motivieren und aus ihrer Lethargie herauszuholen.

Aber ja jedem das Seine!

Für mich geht es im großen und ganzen einfach darum das mein Pferd zwar machen und mal aushalten (muss), aber das trotz allem der Spaß auf beiden Seiten erhalten bleibt und im Vordergrund steht.

Ich möchte kein Pferd was nur macht weil es muss, das heißt aber nicht das meine machen können was sie wollen und mir auf der Nase rumtanzen.

Ich denke, dass der Bericht gar nicht in die Richtung zielt, sich auf die Gunst des Pferdes verlassen zu müssen oder gar dahin, es zu motivieren, seinem Menschen auf der Nase herumzutanzen. Vielmehr geht es doch darum, dass wenn es permanent zu etwas gezwungen wird, das es irgendwann eben auszuhalten lernt, es seine Lebensfreude verlieren kann, weil es nur noch wie ein kadavergehorsamer Sklave des Reiters funktioniert.

Auch mein Pferd hat gelernt, dass es an der Straße anhalten und stehen bleiben muss und es gibt viele Situationen, in denen ich mich darauf verlassen können muss, dass mein Pferd meinem Wunsch zuverlässig folgt - das garantiert ihm und mir die Sicherheit und unser beider Unversehrtheit, denn schließlich leben wir nahe der A1 und den Schienen der Nordwestbahn. Ich muss mich auch darauf verlassen können, dass mein Pferd sich problemlos verladen lässt und ich will mit ihm auch nicht täglich darüber diskutieren, ob ich ihm die Hufe waschen, ihn zur Weide oder von der Weide in die Box oder in die Halle führen darf. Ich möchte ihn putzen und satteln können, ohne dass er mir auf die Füße tritt und ich erwarte von ihm, dass er - auch wenn er sich fürchtet -, nicht vergißt, dass ich verletztlich bin und es nicht so gut vertrage, umgerannt zu werden.

Es geht also nicht darum, dass man das Pferd zum Ungehorsam motiviert, sondern dass man erwünschtes Verhalten nicht erzwingt, sondern durch positive Bestärkung erarbeitet und das Pferd nicht negativ bestärkt, indem man es für unerwünschtes Verhalten straft, denn dadurch lernen Pferde im negativsten Fall, dass sie auch für unerwünschtes Verhalten Aufmerksamkeit erhalten oder sie stumpfen ab und werden kadavergehorsam, sind dann aber auch nur schwer zu motivieren, weil ihnen die Begeisterung fürs Lernen fehlt.

Ich hatte das große Glück, dass ich in meinen Jugendjahren gleich von zwei wunderbaren Gentlemanridern inspiriert wurde: von Egon von Neindorff und von Fredy Knie sen.

Beide lehrten mich, dass die Freude der beste Motivator und Zwang der schlechteste Lehrmeister ist.

Fredy Knie sagte einst, dass wir dem Pferd die Lebensfreude nahmen, die es in seiner Freiheit fand und wir sie ihm durch eine andere Lebensfreude ersetzen müssen, damit es sich wohlfühlen kann. Wer sein Pferd aber zum Mitmachen zwingt, anstatt es mit Lob und Belohnung dazu motiviert, nimmt ihm die Lebensfreude.

Bei Egon von Neindorff lernte ich, dass man ein Training immer mit einem Lob beenden sollte und wenn eine Lektion nicht funktioniert, dann reitet man eben eine Lektion, die das Pferd sicher beherrscht, um es loben zu können und nicht zu frustrieren. Aus dem Lob schöpft das Pferd die Motivation und erstaunlicherweise klappt die zuerst verunglückte Lektion dann plötzlich ganz problemlos.

Ob ein Pferd motiviert oder frustriert ist, erkennt man an seiner Ausstrahlung und die zu erhalten, ist das Ziel einer gefühlvollen Reiterei, die auch auf die Befindlichkeit des Pferdes einzugehen bereit ist.

Herzliche Grüße
Sabine

.... und fast vergessen: Ein motiviertes Pferd bleibt auch immer interessiert und neugierig und darum flieht es nicht und bleibt dann weg, sondern kehrt doch immer wieder zurück, um sich von seinem Menschen die Belohnung abzuholen, derer es sicher sicher sein kann, wenn es seine Unsicherheit überwindet und seinem Menschen vertraut und folgt.

Also ich habe nur quergelesen, aber mir geht gerade eine Frage an Elchbiene nicht mehr aus dem Kopf: Wieso bitte sind mental offene Pferde anstrengender, weil sie selbstbewusster sind und auch mal öfter hinterfragen? Verstehe ich nicht. Die Erziehung und Ausbildung eines Pferdes zielt doch nicht darauf ab, es zum hirnlosen Gehorsamskrüppel zu machen. Also zumindest für mich als Dressurler ist das exakt das Gegenteil von dem, was ich haben möchte: ein Pferd mit Ausstrahlung nämlich und keine geknechtete Kreatur, die mechanisch ihr Ding macht.

Nachtrag, um das noch mal sehr klar zu formulieren: Es zu erreichen, dass das Pferd seine Persönlichkeit behält und dennoch gehorsam UND mit Spaß an der Sache bei der Ausbildung dabei ist, das ist der Job eines vernünftigen Ausbilders.

Erlernte Hilflosigkeit:

https://www.youtube.com/watch?v=RzxuOEUI...qCug-b7fBHAR-BA
ab Min. 1:20 25 Sekunden Spin

Viele finden es beeindruckend, toll und so schöne Freiarbeit