Ich habe das mal hier herüber kopiert, um nicht Gabi´s Tagebuch zuzuspammen:

Gabi:

Zitat

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Auch Isländer sind Pferde und unterliegen den selben biomechanischen Grundsätzen wie jedes andere Pferd.
Wenn der Rücken trägt und mitschwingt und die Hinterhand anfängt zu tragen wird auch die Kopfhaltung korrekt sein.

ABER: Für die korrekte Ausführung von "GANG" (also alles was nicht Schritt, Trab oder Galopp ist ) braucht das Pferd eine komplett andere Körperhaltung und vor allem auch Spannung.
Um den raschen Lastwechsel bei der gelaufenen Fußfolge überhaupt zu schaffen, muss die Vorhand leicht und aufgerichtet sein.
Je "spektakulärer" die (Vorder)Beine geworfen werden, umso mehr muss das Pferd vorne aufgerichtet sein - und wenn es eventuell sowohl an der Reitkunst als auch am Vermögen des Pferdes fehlt, so behilft man sich mit der berühmten "hohen Islandpferde-Hand", um das Pferd in einen gewissen Spannungszustand zu bekommen und es so zum Tölten zu bekommen.

Ich werde daheim noch mal nach den Bildern suchen, die das auch anschaulicher machen als nur die Erklärung.
Das Gangpferd braucht im Gegensatz zum Dreigängen einen "gebrochenen Spannungsbogen" und nur sehr wenige Pferde schaffen es in ausgesprochen gutem Trainingszustand mit tiefem Kopf im v-a und rundem Rücken zu tölten oder gar zu passen.

Man sieht das "gute Gereite" zum Glück immer öfters - aber wie in jeder Reitweise sind diese alten Reitbilder von den langjährigen Koryphäen immer noch weit verbreitet und werden als Vorbild angesehen und nachgeeifert.

Ich bin mit dem Islandpferde-Reiten seit dem Ende der 1970er Jahre verbunden und damals war natürlich die Qualität der Exportpferde aus Island (egal wie teuer und prämiert sie waren) deutlich minderwertiger als im Herkunftsland.
Und es wurde logischerweise die Ausbildung der Rittigkeit und gymnastischen Durchlässigkeit SEHR vernachlässigt. Weil man kauft sich nicht ein sündteures Gangpferd, um dann schnöde Dressur zu reiten, wie mit "so einem 08/15 Warmblut".
Zusätzlich ist der Isländer ganz anders gebaut als ein Warmblut und es braucht erheblich viel mehr Anstrengung den korrekt zu reiten und das wollten sich viele eben gar nicht erst antun.

Das Umdenken hat erst vor wenigen Jahrzehnten begonnen - als auch die Qualität und vor allem die Größe der Isis deutlich zugenommen hat. Ich kann mich erinnern, dass man noch um das Jahr 2000 herum fast keine Isländer um 140cm+ bekommen konnte.
Die waren alle deutlich kleiner und eher zwischen 127 und 138 angesiedelt.
Heute gibt es unheimlich viele Isländer, die 145-150 messen und einen gänzlich anderen Körperbau aufweisen als die Pferde aus den 1970/80ern.
Ähnlich vergleichbar wie bei den Haflingern oder auch Reitponies wurde viel mehr auf Reitpferdepoints und gute Grundgangarten gezüchtet - vor allem bei jenen Züchtern, die sich auf die Zucht von Exportpferden spezialisiert haben.
Bei den Züchtern, die nicht für den großen Markt außerhalb Islands züchten gibt es immer noch diesen "Urpferdetyp" der optisch eher einem Mongolenpony gleicht als einem modernen Reitpferd.

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Elchbiene:

Zitat

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Bei dem Gereit der Islandpferdeleute bin auch ich immer ein bisschen skeptisch, ob das wirklich so gut ist. Tatsächlich tendiert die Islandpferdereitweise aber auch vermehrt dazu, dass die Handhaltung im Renntölt oder Rennpass nicht mehr zwischen den Ohren liegt und man keine nach vorne durchgedrückten Hirschhälse mehr sieht. Allerdings - und ich stütze mich mit diesem Wissen auf die Islandpferdeprofis - die hohe Kopfhaltung soll vermeiden, dass die Pferde auf die Vorhand kippen und der Schwerpunkt in die Mitte des Pferdes verlagert wird.

Ich war 1999 als TT mit unserem damaligen Nachbarn und Islandpferdezüchter und seinem Hengst Alsvinnur bei der WM in Kreuth dabei und kritisierte damals auch die durchgedrückten Hälse und die Reiterhände zwischen den Pferdeohren und damals gab es dann von den Profis die Belehrung. Tatsächlich sah man auch nur solches Gereit auf dem Oval.

Auch im Jahr 2013 an der WM in Berlin waren es die gleichen Bilder.

Ein paar Jahre später waren wir mit der Islandpferde-Ausbilderin unterwegs, die auch die Pferde meines Nachbarn ausbildete und da zeichnete sich dann auch schon ein anderes Gereit ab. Die Hände wurden noch immer hoch getragen, aber befanden sich eher über der Mitte des Mähnenkamms und die Köpfe der Pferde wurden hoch getragen, respektive die Nasenlinie der Pferde war deutlich vor der Senkrechten, aber die Hälse waren nicht mehr nach vorne durchgedrückt, sondern einfach nur hoch aufgereichtet.

Allerdings fiel mir auch immer wieder auf, dass sich die Islandpferde auch auf der Weide mit hoher Kopfhaltung bewegten, wenn sie tölteten.

Ich habe die Hengste meines Nachbarn auch mitgeritten, wenn sie im Sommer zuhause standen, um die Stuten zu decken und arbeitete die Pferde dann auch im vorwärts-abwärts und der Selbsthaltung ohne die extreme Aufrichtung - das ging. Allerdings schaffte ich es, die Pferde im Schritt, Trab und Galopp so zu reiten. Tölt und Pass ließen sich tatsächlich so nicht abrufen.

Insofern denke ich, dass die Fünfgänger diese hohe Aufrichtung vermutlich brauchen.

Was die sonstigen Unterschiede angeht, so sind die Sättel flach und gesteppt und beim Aufsitzen steht man nicht mit dem Rücken zum Kopf des Pferdes, sondern neben ihm und klettert aus der Position in den Sattel - für mich war das eine echte Herausforderung.

Ich hätte mir aber auch mal fast eine Islandpferdestute gekauft. Kattla stand bei uns zum Anreiten und diese kleine Stute war so ein feines und toll zu reitendes Pferd, dass ich kurz davor war, sie gleich bei uns zu behalten ... allerdings sollte sie dann so teuer sein, dass ich überlegte, für das Geld dann doch lieber eine leistungsgeprüfte Trakehner Prämienstute zu kaufen

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Auch Isländer sind Pferde und unterliegen den selben biomechanischen Grundsätzen wie jedes andere Pferd.
Wenn der Rücken trägt und mitschwingt und die Hinterhand anfängt zu tragen wird auch die Kopfhaltung korrekt sein.

ABER: Für die korrekte Ausführung von "GANG" (also alles was nicht Schritt, Trab oder Galopp ist ) braucht das Pferd eine komplett andere Körperhaltung und vor allem auch Spannung.
Um den raschen Lastwechsel bei der gelaufenen Fußfolge überhaupt zu schaffen, muss die Vorhand leicht und aufgerichtet sein.
Je "spektakulärer" die (Vorder)Beine geworfen werden, umso mehr muss das Pferd vorne aufgerichtet sein - und wenn es eventuell sowohl an der Reitkunst als auch am Vermögen des Pferdes fehlt, so behilft man sich mit der berühmten "hohen Islandpferde-Hand", um das Pferd in einen gewissen Spannungszustand zu bekommen und es so zum Tölten zu bekommen.

Ich werde daheim noch mal nach den Bildern suchen, die das auch anschaulicher machen als nur die Erklärung.
Das Gangpferd braucht im Gegensatz zum Dreigängen einen "gebrochenen Spannungsbogen" und nur sehr wenige Pferde schaffen es in ausgesprochen gutem Trainingszustand mit tiefem Kopf im v-a und rundem Rücken zu tölten oder gar zu passen.

Man sieht das "gute Gereite" zum Glück immer öfters - aber wie in jeder Reitweise sind diese alten Reitbilder von den langjährigen Koryphäen immer noch weit verbreitet und werden als Vorbild angesehen und nachgeeifert.

Ich bin mit dem Islandpferde-Reiten seit dem Ende der 1970er Jahre verbunden und damals war natürlich die Qualität der Exportpferde aus Island (egal wie teuer und prämiert sie waren) deutlich minderwertiger als im Herkunftsland.
Und es wurde logischerweise die Ausbildung der Rittigkeit und gymnastischen Durchlässigkeit SEHR vernachlässigt. Weil man kauft sich nicht ein sündteures Gangpferd, um dann schnöde Dressur zu reiten, wie mit "so einem 08/15 Warmblut".
Zusätzlich ist der Isländer ganz anders gebaut als ein Warmblut und es braucht erheblich viel mehr Anstrengung den korrekt zu reiten und das wollten sich viele eben gar nicht erst antun.

Das Umdenken hat erst vor wenigen Jahrzehnten begonnen - als auch die Qualität und vor allem die Größe der Isis deutlich zugenommen hat. Ich kann mich erinnern, dass man noch um das Jahr 2000 herum fast keine Isländer um 140cm+ bekommen konnte.
Die waren alle deutlich kleiner und eher zwischen 127 und 138 angesiedelt.
Heute gibt es unheimlich viele Isländer, die 145-150 messen und einen gänzlich anderen Körperbau aufweisen als die Pferde aus den 1970/80ern.
Ähnlich vergleichbar wie bei den Haflingern oder auch Reitponies wurde viel mehr auf Reitpferdepoints und gute Grundgangarten gezüchtet - vor allem bei jenen Züchtern, die sich auf die Zucht von Exportpferden spezialisiert haben.
Bei den Züchtern, die nicht für den großen Markt außerhalb Islands züchten gibt es immer noch diesen "Urpferdetyp" der optisch eher einem Mongolenpony gleicht als einem modernen Reitpferd.

Wie überall gibt es natürlich gutes und schlechtes Gereit... aber so schrecklich wie "damals" sehen die Bilder heutzutage nicht mehr aus:

Darum gibt es zum Glück so viele verschiedene Rassen und Reitweisen, Corinna.
Es muss nicht unbedingt jedem alles gefallen und zusagen - das ist völlig ok und normal


Ich kann leider das alte Buch nicht mehr finden, mit der Grafik, die ich herzeigen wollte.
Aber ich habe etwas ähnliches gefunden im Buch von Jänisch/Stührenberg: Gangpferde richtig gymnastizieren:
https://www.amazon.de/Gymnastizierung-vo...4124/ref=sr_1_2
Das Buch ist übrigens auch für nicht-Gangpferdereiter eine gute Quelle und perfekt für einen Blick über den Tellerrand

20240617_200054.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Am obersten Bild sieht man einen "Spannungstölter" wie es vor 40 Jahren üblich und "standard" war.
Inzwischen hat sich das mittlere Bild relativ gut durchgesetzt und vor allem in den Naturtöltklassen, wo das Pferd am weggeworfenen Zügel vorgestellt werden muss, sieht man gut, dass die Ausbildung allmählich eine ganz andere Linie einschlägt.


Ich habe hier noch einen Netzfund: https://www.youtube.com/watch?v=vuTPouekBr4
Für meinen Geschmack ist die Einwirkung mit der Hand viel zu grobhandwerklich, aber der Isi zeigt sehr viele klassische Lektionen bis hin zu ZickZack Traversalen in der Passage