Der Ausreißer und die Kaktusblätter

Monate später, als wir uns schon längst eingelebt hatten in unserer neuen Heimat, kam der Tag, an dem die Erdung vom Elektrozaun schwach wurde. Es ist eben sehr trocken in Andalusien. Mittlerweile hatten wir unseren Stall schon voll, mit 8 weiteren Pferden und unsere Reiterpension funktionierte bestens. Wieder mal war es unser liebster Friese Riko, der die Gunst der Stunde nutzte und bemerkte, dass der Strom nicht funktionierte. So versuchte er, noch eines von den riesigen Feigenkaktusblättern zu erhaschen, die außerhalb der Koppel standen. Dabei zerriss er das E- Band im nu, und als er seine Freiheit bemerkte, nutzte er sie in vollen Zügen aus. Ich wurde alarmiert durch seine donnernden Hufklänge, als er eine Ehrenrunde über die ganz Finca drehte, zunächst im Galopp, aber dann beruhigte er sich und fiel in seinen eindrucksvollen Friesentrab, und wenn er dabei noch passagierte, war es einfach nur herrlich ihm zuzuschauen. Als er an unseren neugierigen Nachbarn vorbeizog, standen diese nur da, mit offenen Mündern. Sie waren äußerst beeindruckt. Der Bursche war aber Ruck Zuck wieder eingefangen, denn ich kenne wohl kaum ein Pferd, das so verfressen war wie Riko. Kurz mit dem Futtereimer geraschelt und schon lugte er um die Ecke in die Stalltür hinein. Gierig tauchte er die Nase in den Eimer, zack, Strick dran gemacht, und er wurde wieder sicher untergebracht. Glück hatten wir nur, das Rociero es ihm nicht gleich getan hatte, sondern brav auf seiner Koppel stehen blieb. Zwei wilde Entdecker in Freiheit hätten wir sicher nicht so schnell wieder in den Griff bekommen.

Herrliches Kopfkino am Morgen! Donnernde Hufe und ein feuriges aber verfressenes Friesenpferd ...
Wie gut, dass nichts weiter passiert ist!

ja, wir waren auch alle heilfroh