Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Ich habe des Öfteren schon ähnliche Aufrechnungen erstellt, wenn es um den Wert oder den Preis eines Pferdes geht und tatsächlich haben wir in über zwei Jahrzehnten Zucht und Aufzucht von Pferden feststellen können, dass viele Kaufinteressenten eher bereit sind 5000 € für ein Fohlen auszugeben, als 5000 € für einen angerittenen Vierjährigen.

Vermutlich liegt es daran, dass man mit einem Fohlen die "Hoffnung" kauft, dass da ein Überflieger heranwachsen könnte, während man beim Vierjährigen schon nur noch Fakten zu bezahlen bereit ist.

Vor allem an den Auktionen zeichnet sich das auch immer wieder ab - da liegt der Mindestbietpreis für ein Fohlen bei 3.500 €, während man auf die abgekörten zweieinhalbjährigen Hengste lediglich 5000 € Mindestgebot abgeben muss und nicht selten der einzige Bieter damit bleibt.

Dabei handelt es sich bei diesen Zweieinhalbjährigen um die Elite des Jahrgangs, denn aus rund 500 vorgestellten gleichaltrigen Junghengsten werden nur rund 60 von der Körkommission ausgesucht, die überhaupt zur Körung reisen dürfen. Von denen fallen dann aber meist noch 10 bis 15 Prozent aus, weil die Röntgenbilder schlechter ausfallen als Röntgenklasse 1 bis 2.

Bis so ein Junghengst also zur Körung reisen darf, hat er bereits bewiesen, dass er ein besonders korrektes Exterieur hat, ein korrektes Fundament, drei überdurchschnittliche Grundgangarten, Talent am Sprung und dass er gesund ist.

Seinen Aufzüchter hat er bis zu diesem Zeitpunkt rund 15.000 € gekostet, denn natürlich nimmt der Pferdezuchtverband auch Gebühren und die fünf Monate Vorbereitung zur Auswahl und zur Körung lässt sich ein Profi auch mit 600 € pro Monat bezahlen. Natürlich gehören auch 10 % Auktionsgebühr zu den Kosten, die man noch zu tragen hat ... von den 5000 € für einen außergewöhnlichen Junghengst, die man im schlechtesten Fall erhält, kassiert der Verband also noch rund 1000 € für Auswahl- und Kör-Gebühren und dem Auktionsanteil ab.

Da nimmt die Freude darüber, dass man einen Hengstanwärter zur Körung schicken durfte, doch rasch ab, denn wer sein vielversprechendes Fohlen nach der Fohlenschau mit Siegerschärpe verkauft, darf auch mal 8000 € dafür verlangen ... und bekommt das Geld.

Wobei ich allerdings auch schon einmal erlebte, dass eine Kaufinteressentin, die selbst intensiv Pferde züchtet und kein Fohlen unter 5000 € verkauft, obwohl sie meist außer einem hüsch gescheckten Fell nicht so viel zu bieten haben, mir für ein in Oldenburg prämiertes geschecktes Stutfohlen 1.500 € bot, weil "man ja nicht weiß, ob sich die Hoffnungen sich erfüllen und ob das Stütchen unter dem Sattel auch solch außergewöhnliche Bewegungsqualität zeigt, ob das nun hervorragende Fundament sich im Wachstum verändert oder ob sie als Zuchtstute eingesetzt werden kann oder vielleicht sogar unfruchtbar werden wird".

Natürlich kalkuliert ein "Zuchtprofi" beim Kauf eines Pferdes anders, als ein Kaufinteressent, der einen Pferdefreund fürs Leben sucht, bei dem es nicht auf die letzte Vollkommenheit des Exterieurs ankommt, dessen Fruchtbarkeit auch nicht wichtig ist (oder bei Wallachen sowieso bewusst herbeigeführt wird) und der sich weder rechnen muss, noch einen Mehrwert erreichen sollte, wenn man ihn wieder verkauft. Trotzdem finde ich es geradezu unverschämt, wenn man die eigenen "Zuchtprodukte" zu guten Preisen anbietet und verkauft, während man bei Züchterkolklegen dann den Preis drückt, um "billig" hochwertigen Zuchtstutennachwuchs einzukaufen.

Aber nicht umsonst sagt man, dass man mit Pferdezucht ein kleines Vermögen machen kann, wenn man vorher ein großes hatte ... oder: Die Menge der Pferdezüchter, die durch ihre Leidenschaft arm wurden, passt auf einen Fußballplatz, während die Menge der Pferdezüchter, die durch die Zucht ihrer Pferde reich wurde, in einer Telefonzelle Platz findet.